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1:1 in WolfsburgFür den 1. FC Köln war mehr drin

Lesezeit 7 Minuten
Kölns Faride Alidou (l) jubelt nach seinem Tor zum 0:1.

Faride Alidou (l) jubelt nach seinem Kopfballtor zum 0:1. 

Der 1. FC Köln hat am 19. Spieltag mit dem 1:1 beim VfL Wolfsburg einen wichtigen Punkt im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga gewonnen.

Der 1. FC Köln hat einen kleinen Schritt nach vorne gemacht, einen möglichen größeren aber verpasst. Die Geißböcke erkämpften sich mit dem 1:1 (1:1) beim VfL Wolfsburg einen verdienten Punkt, hätten aber genauso gut als Sieger den Platz verlassen können. Der abstiegsgefährdete Fußball-Bundesligist gab aber wie schon beim 1:1 gegen Heidenheim eine 1:0-Führung wieder her und war in der Offensive erneut nicht durchschlagskräftig genug. Immerhin schob sich das Team von Trainer Timo Schultz durch das Unentschieden erst einmal auf Relegationsplatz 16 vor.

„Hinten raus ist es ein verdientes Unentschieden. Leider konnten wir unsere Führung nicht lange genug halten. Das 1:1 haben wir uns erkämpft und erarbeitet. Es ist ein guter und wichtiger Punkt, denn wir sind in der Tabelle um einen Platz geklettert“, machte Schultz halbwegs zufrieden einen Haken hinter das Spiel. Der spielerische Fortschritt im Kölner Spiel unter dem neuen Trainer war auch in Wolfsburg zu erkennen. 

Chance auf Platz 16 genutzt Mainz

Schultz veränderte seine Startelf im Vergleich zum 0:4 gegen Dortmund wie vermutet auf zwei Positionen. Für den zuletzt unglücklich agierenden Rasmus Carstensen verteidigte mit Benno Schmitz der dienstälteste FC-Profi wieder hinten rechts. Schultz zweite Entscheidung mutete etwas überraschend an, denn für den formschwachen Linton Maina besetzte nicht Youngster Justin Diehl die offensive Außenposition, sondern Faride Alidou. Die Leihgabe von Eintracht Frankfurt, für den es die zweite Startelf-Nominierung beim FC war, konnte bei seinen bisherigen Einsätzen nicht überzeugen. Der 22-Jährige muss Schultz demnach in der Trainingswoche nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht haben.

Die Kölner traten nach dem 0:1 des FSV Mainz 05 am Freitagabend bei Eintracht Frankfurt mit der Chance in der VW-Arena an, sich auf den Relegationsplatz 16 verbessern zu können und nach Punkten mit dem 15. Union Berlin gleichzuziehen. Es ging auch darum, die schlechteste Bilanz der Clubgeschichte nach 19. Spieltagen zu verhindern. In der Abstiegssaison 2017/18 hatte der FC zu diesem Zeitpunkt zwölf Punkte gesammelt und ein Torverhältnis von minus 19. Es brauchte also sogar einen Sieg in Wolfsburg, denn aktuell weisen die Geißböcke bei nur elf Punkten eine Tordifferenz von minus 22 auf. Während die Geißböcke Platz 16 erreichten, konnten sie den Negativ-Rekord nicht abwenden.

Chabot verhindert frühen Rückstand

Was zusätzlich Hoffnung machte: Unter Schultz-Vorgänger Steffen Baumgart konnte der FC zuletzt zweimal hintereinander bei den Wölfen gewinnen (4:2 und 3:2). Und mit Yannick Gerhardt meldete sich kurz vor der Partie ein von der Jugend bis 2016 beim FC spielender Akteur krank ab, der im Wolfsburger Trikot als defensiver Mittelfeldspieler immer mal wieder gerne gegen seinen Ex-Club getroffen hat.

Zunächst benötigte der FC aber erst einmal Glück und Jeff Chabot. Der Innenverteidiger war zur Stelle und lenkte einen Schuss von Mattias Svanberg gerade noch so zur Ecke. Ansonsten hätten die Kölner schon in der 2. Minute zurückgelegen. So aber war die Führung möglich, die Jan Thielmann nach einem energischen Vorstoß von Max Finkgräfe vergab. Der Drehschuss der FC-Angriffsspitze landete noch leicht abgefälscht knapp neben dem rechten Pfosten (7.).

Die nächste Chance ging wieder auf das Konto des VfL. FC-Torhüter Marvin Schwäbe musste einen Schuss von Torjäger Jonas Wind parieren (11.). Der Schwede hatte im Hinspiel beim 2:1-Sieg zweimal für die siegreichen Wolfsburger getroffen.

Finkgräfe trifft Linienrichter am Kopf

Das war es erstmal mit Fußball. Die Partie musste in der 14. Minute unterbrochen werde, weil Finkgräfe Linienrichter Thorben Siewer bei einer Abwehraktion aus etwa vier Metern Entfernung mit dem Ball voll am Kopf traf. Der Unparteiische ging zu Boden und musste behandelt werden. Nach drei Minuten war klar, dass es für den benommenen Siewer nicht weitergehen konnte. Der vierte Offizielle Nicolas Winter musste als Linienrichter eingewechselt werden.

„Gute Besserung an den Schiedsrichter-Assistenten. Ich habe ihn auf dem Weg in die Schiedsrichter-Kabine noch gesehen. So richtig geradeaus gucken konnte er nicht“, drückte Timo Schultz seine Sorgen aus. Siewer, dem es am Abend den Umständen entsprechend gut ging, musste zur Untersuchung in ein Wolfsburger Krankenhaus und dort auch zur weiteren Beobachtung bleiben.

Nach einem Aufruf des Stadionsprechers fand sich im Publikum dann auch ein Ersatz für Winter. Tobias Krull (32), sportlicher Leiter und Torwart beim Landesligisten MTV Gifhorn, übernahm den Job als Vierter Offizieller. „Er hat wie der neue Linienrichter einen sehr guten Job gemacht“, lobte Schultz

Alidou gelingt per Kopf die Führung

Die Prozedur nahm eine knappe Viertelstunde in Anspruch. Als wieder gespielt wurde, fielen dann auch gleich Tore. Ausgerechnet Alidou gelang nach einer Freistoßflanke von Florian Kainz und einer unfreiwilligen Verlängerung von Joakim Mahle mit einem schönen Kopfball aus neun Metern die Kölner Führung (38.). „Seitdem ich hier bin, trainiert Faride auffällig. Er hat sich diesen Einsatz verdient. Er bringt ein richtig gutes Paket mit und hat sich heute auch für seinen Aufwand belohnt“, lobte Tiom Schultz den Torschützen.

Das 1:0 hielt aber nur zwei Minuten. Denis Huseinbasic verweigerte im Zentrum einen Zweikampf. Daraus ergab sich auf rechts eine Wolfsburger Überzahl, die Vaclav Cerny und Maehle so gut ausspielten, dass Kevin Paredes im Strafraum vor Benno Schmitz an den Ball kam und ihn zum Ausgleich über die Linie drückte (40.).

„Wir haben es in der Woche noch angesprochen, dass die fünf Minuten nach einer Führung immer die gefährlichsten für ein Gegentor sind. Vielleicht hätten wir es nicht ansprechen sollen. Wir waren in der Szene leider nicht wach genug“, kommentierte Timo Schultz das schnelle 1:1.

Kein Glück in der Nachspielzeit

Dem ersten Fehler folgte diesmal aber kein Zweiter. Die Kölner waren zwar kurz verunsichert, fingen sich aber auch schnell wieder. Glück hatten sie in der langen Nachspielzeit der ersten Hälfte aber nicht. Zunächst forderten sie nach einem vermeintlichen Handspiel von Moritz Jenz vergeblich Elfmeter (45.+12), worüber sich der Bereichsleiter Sport, Thomas Kessler mächtig aufregte und Gelb sah. Er ist nach seiner vierten Verwarnung nun gesperrt und darf im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt kommenden Samstag nicht auf der Bank sitzen. Dann scheiterte Schmitz mit einem Fernschuss an VfL-Keeper Koen Casteels (45.+14).

Der langen ersten Hälfte folgte eine zunächst langweiligere zweite. Nur der auffällige Aldou sorgte auf Kölner Seite für etwas Gefahr. Als der 22-Jährige von rechts flankte, konnte Dejan Ljubicic den Ball am Fünfer aber nicht kontrollieren. Eine Szene, die zum uninspirierten Auftritt des österreichischen Nationalspielers an diesem Nachmittag passte (55.).  Von Wolfsburg war außer einem Wind-Kopfball aber auch nichts zu sehen (66.).

Timo Schultz hatte kurz zuvor Rasmus Carstensen und Linton Maina eingewechselt. Das Duo trat auch gleich in Aktion. Der Däne brachte den Ball von rechts in den Strafraum, wo Maina allerdings geblockt wurde (66.). Der FC war nun das bessere Team, während sich der VfL Pfiffe von seinem Publikum gefallen lassen musste. Finkgräfe musste zwar den durchgebrochenen Paredes per Risiko-Grätsche stoppen (75.), aber auf der anderen Seite vergab Thielmann das 2:1, als er knapp am linken Pfosten vorbei zielte (82.).

In der Schlussphase brauchte der FC allerdings dann doch noch etwas Glück und defensives Können, um den einen wichtigen Punkt zu behalten. Erste rettete Chabot vor der Linie gegen Tiago Tomas (88.), dann scheiterte Paredes am glänzenden Schwäbe (89.). „Ich bin mit der Leistung der Mannschaft zufrieden, aber nicht mit dem Resultat. Es waren heute drei Punkte drin, auch wenn wir sagen müssen, dass uns Marvin am Ende den Punkt festhält. Da hätte Wolfsburg noch einen Lucky Punch setzen können“, sagte Thomas Kessler als Sportlicher Leiter des FC.


Statistik zum Spiel:

VfL Wolfsburg: Casteels; Maehle, Lacroix, Jenz, Rogerio; Svanberg, Vranchx; Cerny (71. Tiago Tomas), Majer (71. Baku), Paredes; Wind. – 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Martel, Huseinbasic; Alidou, Kainz (86. Christensen), Ljubicic (76. Diehl); Thielmann (86. Dietz). – SR.: Storks (Velen). – Zuschauer: 24.525. – Tore: 0:1 Alidou (38.), 1:1 Paredes (40.). – Gelbe Karten: Svanberg, Maehle, Lacroix; Schmitz, Ljubicic, Huseinbasic.