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Fußball-EM der Frauen„Vergieße alle meine Tränen“: Italien feiert Ikone Girelli

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Unbändige Freude: Cristiana Girelli nach ihrem Siegtor in der 90. Minute.

Unbändige Freude: Cristiana Girelli nach ihrem Siegtor in der 90. Minute.

Italiens Fußballerinnen stehen erstmals seit 28 Jahren wieder in einem EM-Halbfinale - vor allem dank Doppelpackerin Cristiana Girelli. Die Kapitänin weiß um die Bedeutung des Moments.

In Lackschuhen und mit flatternder Krawatte sprintete Trainer Andrea Soncin nach dem späten Siegtor der Jubeltraube entgegen, seine Spielerinnen vergossen Tränen der Freude. Angeführt von Doppelpackerin Cristiana Girelli feierten Italiens Fußballerinnen nach 28-jähriger Abstinenz euphorisch ihre Rückkehr in ein EM-Halbfinale. 

„Unter den besten vier Teams in Europa zu sein, fühlt sich sehr besonders an“, sagte Kapitänin Girelli nach dem späten Treffer zum 2:1-Viertelfinalsieg gegen Norwegen in Genf. „Wir hatten schwierige Jahre, wir haben gelitten, aber heute unter den besten Vier zu sein, ist eine große Befriedigung.“

„Girelli hört nie auf“

Die heimische Presse stimmte Lobeshymnen auf die Squadra Azzurra an. „Magische Girelli. Nach 28 Jahren sind wir wieder in den Top 4 Europas“, schrieb „La Gazzetta dello Sport“. „Tuttosport“ würdigte: „Girelli hört nie auf“.

Ihr 61. Länderspieltor, per Kopf in der 90. Minute erzielt, sei zugleich ihr wichtigstes gewesen, sagte die 35 Jahre alte Girelli. Das 1:0 kurz nach der Pause hatte der Offensivstar von Juventus Turin ebenfalls besorgt. Dazwischen lagen Norwegens verschossener Elfmeter sowie das 1:1 durch Ada Hegerberg. „Das ist Geschichte für den italienischen Frauenfußball - ich bin so glücklich und stolz auf dieses Team“, schwärmte Girelli.

Girelli bereits Teil der Hall of Fame

Mit mehr als 100 Länderspielen ist die Kapitänin längst eine Ikone in ihrem Heimatland, macht auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam und fordert bessere Bedingungen für Fußballerinnen. Im November 2023 wurde Girelli in die italienische Hall of Fame des Fußballs aufgenommen.

Ihr Doppelpack löste auch bei Cheftrainer Soncin Glücksgefühle aus. „Ich fühle extremen Stolz, ich vergieße alle meine Tränen. Dies ist eine historische Zeit“, sagte der 46 Jahre alte Coach, der das Nationalteam im September 2023 übernommen hatte. 2017 und 2022 waren die Italienerinnen bereits in der EM-Vorrunde gescheitert.

Bella Italia! Trainer Andrea Soncin beklatscht den Halbfinal-Einzug.

Bella Italia! Trainer Andrea Soncin beklatscht den Halbfinal-Einzug.

„Diese Mannschaft schreibt ein glänzendes Kapitel des italienischen Frauenfußballs“, sagte Verbandspräsident Gabriele Gravina, der im Stadion war. „Diese Nationalmannschaft ist das Symbol des schönsten Italiens, das nie aufgibt.“

1997 ging es bis ins Finale gegen Deutschland

Ans Halbfinale am kommenden Dienstag gegen England oder Schweden wollte Soncin noch gar nicht denken: „Jetzt ist der Moment da, um den Sieg zu genießen.“ Klar sei aber: „Ich habe großes Vertrauen in das Team“, das nun einige Tage „zum Auftanken“ habe. „Die Motivation für das nächste Spiel ist sehr groß.“ Austragungsort ist erneut Genf: „Schön zu wissen, dass wir hier das Halbfinale spielen werden“, sagte Girelli.

Als Italien letztmals unter den top Vier Europas stand, erreichte die Elf auch ihr bislang einziges EM-Endspiel: Nach einem 2:1 gegen Spanien hieß es im Endspiel von Oslo dann aber 2:0 für Deutschland. Dieselbe Final-Paarung ist auch beim aktuellen Turnier am 27. Juli in Basel möglich. (dpa)