Europa LeagueBayer 04 Leverkusen verpasst das Finale

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Verzweiflung: Jeremie Frimpong und Bayer 04 Leverkusen konnten das Abwehrbollwerk von AS Rom auch im Halbfinal-Rückspiel der Europa League nicht überwinden.

Bayer 04 Leverkusen hat den Einzug in das Finale der Europa League gegen AS Rom verpasst. Nach dem 0:1 im Hinspiel reichte es für den Fußball-Bundesligisten im Rückspiel trotz drückender Überlegenheit nur zu einem 0:0.  

Ganz Leverkusen hatte sich in Schale geworfen. Die ausverkaufte BayArena verwandelte sich am Donnerstag in ein Meer aus roten Europa League-Shirts und eine beeindruckte Fan-Choreografie schmückte das Stadion. Alles, um Bayer 04 im Halbfinal-Rückspiel gegen AS Rom die maximale Unterstützung zukommen zu lassen und das 0:1 aus dem Hinspiel vor einer Woche wettzumachen. Der Traum vom Finale am 31. Mai in Budapest lebte. 101 Minute lang, aber dann stand fest. Bayer 04 konnte das römische Abwehrbollwerk auch im Rückspiel nicht knacken. Die Italiener zogen nach einer cleveren und abgezockten Defensivleistung durch ein 0:0 in das Endspiel ein, in dem der FC Sevilla der Gegner sein wird. 

Bayer mit Demirbay und Azmoun in der Startelf

Bayer-Coach Xabi Alonso ersetzte auf der Doppelsechs den verletzten Robert Andrich (Fußbruch) wie erwartet durch Kerem Demirbay und gab Sardar Azmoun in der Spitze den Vorzug vor Amine Adli. Mehr Robustheit anstelle von grazilem Tempo also. Auf der anderen Seite vertraute Startrainer José Mourinho der gleichen Elf wie beim 1:0-Hinspielsieg.

Der Portugiese schickte sein Team auch mit der gleichen Ausrichtung auf den Rasen, die maximal defensiv daher kam: Fünferkette, tief stehendes Mittelfeld und Stürmer, die bis zum eigenen Strafraum mit nach hinten arbeiten. Bei Ballbesitz Leverkusen baute die Roma schnell drei Riegel im und am eigenen Sechszehner auf. 

Wie es offensiv funktionieren sollte, demonstrierten die Italiener schon nach 80 Sekunden. Sturmspitze Tammy Abraham legte einen langen Ball auf Lorenzo Pellegrini ab. Der Fernschuss des Kapitäns ging aber links am Tor vorbei. Es sollte tatsächlich der einzige Abschluss der Gäste in der gesamten Partie bleiben. Es ging der Roma nur darum, das eigene Tor und den schmalen 1:0-Vorsprung zu verteidigen.

Diaby trifft nur die Latte

Leverkusen versuchte nach den Erfahrungen aus dem Hinspiel die massive römische Abwehr mehr in Bewegung zu bringen, um Räume zu öffnen. Die Mittel: Schnelle Passfolgen mit Diagonal-Bällen, tiefe Läufe in die Spitze und Weitschüsse. Der Reichtum an Offensiv-Varianten führte auch zu Chancen. Demirbay probierte es dreimal aus der Distanz (8./21./27.), kam aber nicht an Roma-Keeper Rui Patricio vorbei, weil Härte und Präzision fehlten.    

Die beste Möglichkeit hatte Moussa Diaby. Florian Wirtz schickte den flinken Franzosen mit einem Umschalt-Pass aus der eigenen Hälfte auf die Reise. Diaby hatte viel Platz, drang von rechts in den Strafraum ein und zog aus spitzem Winkel überraschend mit seinem schwächeren rechten Fuß ab. Heraus kam ein starker Schuss, der am kurzen Eck an die Latte krachte. Der verdutzte Rui Patricio wäre machtlos gewesen (12.).  

Weil auch Sardar Azmoun in einem Kopfball-Duell mit den Fäusten des  portugiesischen Keepers der Roma den Kürzeren zog, erreichten die Italiener ihr erstes Etappenziel. Es dürfte ihnen auch relativ egal gewesen sein, dass ihnen das 0:0 zur Pause schmeichelte und die Werkself 70 Prozent Ballbesitz generierte. Einzig die verletzungsbedingte Auswechslung von Nationalspieler Leonardo Spinazzola (34.) trübte aus Sicht der Römer die ersten 45 Minuten.  

Das 0:0 zur Pause versorgte die Roma zudem mit einem wichtigen Gut. Mit Beginn der zweiten Hälfte spielte nämlich die Zeit für die Gäste. Und jeder Fußballkenner weiß, dass Italiener dieses Mittel zu nutzen wissen. Die erfahrene Mourinho-Elf verwickelte die Leverkusener also zunehmend in eklige Zweikämpfe und störte so clever den Spielfluss.     

Azmoun vergibt die letzte Chance

Bayer brauchte ein Tor, suchte aber 20 Minuten lang vergeblich einen Weg in die gefährliche Zone. Dann kam Azmoun aus zehn Metern zum Kopfball, setzte den Versuch aber zu zentral (66.). Nur 60 Sekunden später versuchte es Demirbay zum vierten Mal aus der Distanz und diesmal musste Rui Patricio alle seine Künste aufbringen, um den Flachschuss noch aus dem Eck zu kratzen. Azmoun wollte abstauben, wurde aber gerade so noch von Gianluca Mancini geblockt. 

Die Uhr tickte weiter erbarmungslos gegen Leverkusen. Xabi Alonso verstärkte seine Offensive und ersetzte Mitchel Bakker durch Adli (73.). Die Römer spielten auf Zeit, blieben liegen, wann immer sich die Gelegenheit ergab und oft auch ohne Gelegenheit. Der schwache slowenische Unparteiische Slavko Vincic unterstützte die destruktive Spielweise, in dem er die Italiener gewähren ließ und immer wieder die medizischen Betreuer auf den Platz winkte.

Der römische Strafraum blieb in der zunehmend zerfahrenen Partie so ein schwer zugänglicher Ort für Bayer, weil die Roma sich längst dort eingeigelt hatte. Also versuchte es Jonathan Tah aus 25 Metern. Der Schuss des Abwehrchefs flog noch leicht abgefälscht rechts am Tor vorbei (79.). 

Dann flipperte Azmoun das Spielgerät im Sechzehner  vor die Füße und alle Leverkusener hatten den Torschrei schon auf den Lippen. Aber auch der Iraner verfehlte das Ziel aus 14 Metern um einen knappen Meter (81.). Es war die beste Chance der zweiten Hälfte, aber auch schon die letzte.

Obwohl Alonso mit den Einwechslungen von Adam Hlozek und Nadiem Amiri volles Risiko ging und Vincic acht Minuten Nachspielzeit verteilte, hielt das römische Abwehrbollwerk bis zum Schlusspfiff. Das eine Tor von Edoardo Bove aus dem Hinspiel reichte für den Finaleinzug. Italienische Maßarbeit der Marke José Mourinho.    


Statistik zum Spiel:

Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah (86. Amiri), Hincapie; Frimpong, Demirbay, Palacios (80. Hlozek), Bakker (73. Adli); Wirtz, Azmoun, Diaby. - AS Rom: Rui Patricio; Ibanez, Mancini, Cristante; Spinazzola (34. Zalewski); Matic, Bove, Celik (78. Smalling); Belotti (46. Wijnaldum) , Abraham, Pellegrini. - SR.: Vincic (Slowenien). - Zuschauer: 30.210 (ausverkauft). - Gelbe Karten: Hincapie, Palacios, Bakker, Diaby, Alonso; Ibanez, Cristante, Abraham.

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