Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Fußball-WM in RusslandKölner Ermittler hat die Hooligans im Blick

Lesezeit 3 Minuten
Hooligans

Hooligans zünden Stadionsitze und einen Banner an (Symbolbild).

Köln – „Fußball ist unser Leben“, sang einst die deutsche Nationalmannschaft. Fußball bestimmt auch im Wesentlichen das Leben von Matthias Ballentin – in den kommenden Wochen noch ein bisschen mehr. Der 40-jährige Kölner Polizist ist einer der drei so genannten „Szenekundigen Beamten“, die aus Nordrhein-Westfalen zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland reisen und ihr Wissen über die deutschen Hooligans oder andere Fußball-Chaoten an die dortigen Sicherheitsbehörden weitergeben werden. Insgesamt reisen 16 „Szenekundige Beamte“ aus verschiedenen Polizeibehörden bundesweit zu dem großen Turnier.

Bald in Russland: Matthias Ballentin hat die Hooligans bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Visier.

„Hooligan-Experte“ Ballentin ist den Fußball-Krawallmachern aus Köln seit zehn Jahren auf den Fersen. Obwohl der 40-Jährige ständig mit den Abgründen des schönes Sports zutun hat, ist ihm die Liebe zum Fußball nicht verloren gegangen. „Ich bin FC-Fan, und zwar mit allen Höhen und Tiefen“, sagt der erfahrene Ermittler. Die Aufgabe in Russland bezeichnet Ballentin als „i-Tüpfelchen“ seiner Karriere. Die Zeit in Russland sei eine große Herausforderung.

Der 40-Jährige ist gespannt, wie die Zusammenarbeit mit den russischen Behörden funktioniert. Spannend sei auch der Austausch mit den Kollegen aus anderen Ländern, die ebenfalls mit der Hooligan-Problematik zutun haben. „Unsere wichtigste Aufgabe ist es, zu beraten. Wir reisen unbewaffnet nach Russland“, erklärt Ballentin im Gespräch mit der Rundschau.

Auch Kölner Hooligans werden in Russland erwartet

Der Ermittler in Sachen Fußballkriminalität hat sich für den Job in Russland beworben – unter anderem musste die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) ihr Einverständnis geben. Die Behörde mit Sitz in Duisburg registriert und beobachtet bundesweit Fußball-Gewalttäter im Rahmen der Datei „Gewalttäter Sport“. Ballentin erwartet vermutlich viel Arbeit in den kommenden Wochen. Es gebe in Russland etwa 40.000 russische Hooligans. Viele von ihnen werden im Umfeld der Fußball-WM auftreten und sich in Szene setzen wollen. Im Internet kündigten die russischen Fußball-Chaoten bereits Krawalle an – von einem „Festival der Gewalt“ ist in einschlägigen Foren die Rede.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch Kölner Gewalttäter werden in Russland erwartet – genaue Zahlen gibt es noch nicht. 120 Hooligans gibt es in Köln – der Kategorie C. Sie gelten als besonders gewalttätig. Der Kölner Polizist wird sie kennen, ihnen ins Gewissen reden und seine Informationen weitergeben. „Wir werden ihnen sagen, dass sie ihre Füße still halten sollen“, sagt er. Der Experte erklärt kurz die Gesinnung der Hooligans: „Für sie ist es ein Kick, sich mit Gleichgesinnten zu messen. Es ist für sie ein Sport. Sie trainieren auch, um im Wettkampf fit zu sein“.

Ballentin hofft, dass er neben dem Job bei der WM auch noch Land und Leute kennenlernen kann. Der Trip ist auf vier bis sechs Wochen angelegt – die Frau des Kölner Ermittlers möchte ihren Mann eher zu Hause sehen. „Sie hofft, dass Deutschland früh herausfliegt“, schmunzelt der zweifache Familienvater.