Der 1. FC Köln hat in einem offenen Brief begründet, warum der Klub gegen das Vorhaben stimmen wird. Die aktive Fanszene des 1. FC Köln begrüßt die ablehnende Haltung des Vereinsvorstandes.
Durchdacht oder „durchgeprügelt“?Was der geplante Investoreneinstieg bei der DFL bedeutet – und was daran kritisiert wird

Klare Haltung: So wie hier im Rhein-Energie-Stadion sah es zuletzt in vielen deutschen Fankurven aus.
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Es ist nicht ganz klar, ob den Verantwortlichen Deutschen Fußball-Liga (DFL) ein Fehler in der Tagesordnung unterlaufen ist oder ob es sich bei dem geplanten Ablauf der Mitgliederversammlung am heutigen Mittwoch um einen Seitenhieb auf den Kreis der Kritiker gegenüber dem Investorenprojekt handelt.
In jedem Fall soll unter Punkt „4“ der Agenda nach dem „Bericht über eine mögliche strategische Partnerschaft auf Liga-Ebene mit einem Private Equity-Unternehmen“ über die Fortsetzung dieses für den deutschen Clubfußball wegweisenden Projektes abgestimmt werden. Entgegen jeder Logik werden anschließend unter Punkt „5“ einige Anträge des FC St. Pauli verhandelt werden, in deren Mittelpunkt der Vorschlag steht, die Entscheidung zur Fortsetzung des Investorenprojektes auf August zu verschieben. Das verstärkt den Eindruck vieler Beteiligter, dass hier etwas übers Knie gebrochen werden soll.
„Wir reden hier von dem größten, komplexesten Deal seit der Bundesligagründung 1963“, sagt Oke Göttlich, der Präsident des FC St. Pauli, der auch dem Präsidium der DFL angehört im „Spiegel“. „Das kann man nicht so durchprügeln.“ Genau das scheinen die treibenden Kräfte allerdings vorzuhaben, obgleich viele Fragen weiterhin ungeklärt sind.
1. FC Köln wird gegen das Vorhaben stimmen
Der 1. FC Köln hat in einem offenen Brief begründet, warum der Klub gegen das Vorhaben stimmen wird, für rund zwei Milliarden Euro 12,5 Prozent der noch zu gründenden „MediaCo GmbH & KGaA“ zu verkaufen, in die die nationalen und internationalen Medienrechte der ersten und zweiten Bundesliga ausgelagert werden. Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg), die seit der Trennung von Donata Hopfen als Interimsgeschäftsführer der DFL agieren, haben als führende Köpfe des Projektes Alternativen „leider nicht hinreichend diskutiert oder geprüft“, monieren die Kölner. „Das größte ,Restrukturierungsprojekt„ in der Geschichte des deutschen Profifußballs ausgerechnet in einer solchen Übergangsphase ohne etablierte Geschäftsführung zu starten, wirkt geradezu absurd.“
Erst langsam zeichnet sich ab, wie die Zusammenarbeit mit so einem Geldgeber aus der Private Equity-Branche aussehen würde. Hellmann und Leki haben auf die Frage nach einer Einflussnahme des Investors immer wieder von „roten Linen“ gesprochen, Hoheitsrechte wie die Festlegung der Anstoßzeiten, die elementar wichtig für die Fanszenen sind, werden fest in der Hand der Klubs bleiben, versichern die beiden.
Was sie nicht öffentlich sagen: Tiefgreifende Möglichkeiten zur Einwirkung auf Entscheidungen und Prozesse würde der Bundesligapartner trotzdem bekommen. „Dass Private Equity irgendwo reingeht, zwei Milliarden Euro investiert und sagt: ,Wir verzichten auf Mitsprache an den Kernpunkten„, das ist illusorisch. So arbeiten die nicht“, sagt Eckhard Sauren, der Vizepräsident des 1. FC Köln, der ein ausgewiesener Branchenexperte ist und mit seinem Finanzdienstleistungsunternehmen selbst 2,4 Milliarden Euro verwaltet.
Frische Impulse von außen würden helfen
Vorgesehen ist ein „Begleitboard“, in dem Entsandte des Investors sitzen und das jenseits eines regen Alltagsaustausches eingeschaltet werden soll, wenn die Geschäftsführer der DFL sich nicht einig sind. Das wäre ein starker Hebel zur Einflussnahme. Tatsächlich hat sich in den vergangenen Wochen immer deutlicher gezeigt, wie matt und energielos während der vergangenen Jahre Ligaverband an der eigenen Zukunft gearbeitet wurde.
Selbst die Kritiker aus Köln und vom FC St. Pauli räumen ein, dass hier frische Impulse von außen helfen würden. Ob die geplante Partnerschaft aber langfristig den erhofften Erfolg bringen würde, ist völlig ungewiss. Denn zum einen ist vorgesehen, dass neben den 750 Millionen Euro für gemeinschaftliche Digitalisierungs- und Internationalisierungsmaßnahmen wie eine Streamingplattform, 1,25 Milliarden an die Klubs ausgeschüttet werden. Diese Maßnahme macht den ohnehin immer ungleicheren Wettbewerb noch ungleicher. Und zum anderen steckt der Verlauf der auf 20 Jahre beschränkten Zusammenarbeit voller Unsicherheiten.
Nach Rundschau-Informationen ist im derzeitigen Konzept vorgesehen, dass der Investor seine Anteile nach acht Jahren weiterverkaufen darf, was Eingeweihte schon als „Verhandlungserfolg“ für die DFL betrachten. Kaum absehbar ist, wer dann mit welchen Ambitionen einsteigen könnte. Etliche andere Details kennen nicht einmal die Klubs. Aber bevor sie die Entscheidung verschieben können, sollen sie ja offenbar längst abgestimmt haben.
Von Daniel Theweleit
Fanszene lobt Haltung des FC-Vorstandes
Die aktive Fanszene des 1. FC Köln begrüßt die ablehnende Haltung des Vereinsvorstandes zum Thema Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). „Unsere Vereinsführung hat eine sehr gute Einstellung zu den Themen Unabhängigkeit, mitgliedergeführter Verein und Volkssport Fußball“, sagte Stephan Schell, Vorsänger der „Wilden Horde“ und Vorstandsmitglied des „Südkurve 1. FC Köln e.V.“, beim Talk-Format „Loss mer schwade“.
Der FC-Vorstand um Präsident Werner Wolf und seinen Stellvertretern Eckhard Sauren und Carsten Wettich hatte sich in einem Mitglieder-Newsletter klar gegen den Einstieg einer Beteiligungsgesellschaft bei der DFL positioniert. „Unser Verein stemmt sich komplett dagegen, hat eine klare Ansicht und vertritt diese auch in der DFL“, lobte Schell. Er könne „nicht immer alles unterschreiben“, was der FC-Vorstand mache. „Aber in diesem Punkt zu 100 Prozent.“ (tca)