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Herzstillstand bei EMEin Kölner Arzt rettete dem Dänen Eriksen das Leben

3 min
Reanimation Eriksen

Der Däne Christan Eriksen musste auf dem Platz reanimiert werden.

Kopenhagen – Wenige Tage nach seinem Herzstillstand während des EM-Spiels gegen Finnland bekommt der dänische Fußball-Star Christian Eriksen einen sogenannten ICD-Defibrillator eingesetzt. Das gab der dänische Verband bekannt. Dieses kleine Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher und wird bei Menschen implantiert, die ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen haben. Die Einsetzung des ICD bedeutet nicht, dass der 29-Jährige von Inter Mailand deshalb automatisch seine Profikarriere beenden muss. Der niederländische Nationalspieler Daley Blind oder die deutsche Stabhochspringerin Katharina Bauer betreiben damit weiterhin Leistungssport.

„Bei Christian wurden verschiedene Herz-Untersuchungen durchgeführt. Danach wurde entschieden, dass er ein ICD bekommen sollte. Diese Entscheidung ist nötig, nachdem Herzrhythmusstörungen bei ihm eine Herzattacke ausgelöst hatten“, wird der dänische Mannschaftsarzt Morten Boesen in der Mitteilung des Verbands zitiert. Boesen stand danach in den vergangenen Tagen regelmäßig in Kontakt mit den Herzspezialisten des behandelnden Krankenhauses in Kopenhagen. Auch Eriksen selbst habe dieser Behandlung bereits zugestimmt.

Während Spiel gegen Finnland zusammengebrochen

Der dänische Spielmacher war am vergangenen Samstag während des EM-Spiels gegen Finnland (0:1) auf dem Rasen zusammengebrochen und wiederbelebt worden. Wie der aus Köln stammende Notarzt Jens Kleinefeld (57) im Stadion den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ berichtete, sei bei Eriksen bereits nach wenigen Minuten Herzmassage der Defibrillator eingesetzt und einmalig der Elektroschock ausgelöst worden. „Etwa 30 Sekunden später hat der Spieler die Augen geöffnet und ich konnte direkt mit ihm sprechen. Das war ein sehr bewegender Moment, weil bei solchen medizinischen Notfällen im Alltag die Erfolgsaussichten doch deutlich geringer sind“, sagte der Intensivmediziner Jens Kleinefeld.

Christian Eriksen (1)

Christian Eriksen meldete sich nach seinem Herzstillstand aus dem Krankenhaus per Twitter

Der Arzt ist sich nach eigenen Angaben schon im Stadion zu 99 Prozent sicher gewesen, dass Eriksen stabil im Krankenhaus ankommen und dort auch stabil bleiben werde. „Bei einem medizinisch durchgecheckten Profisportler handelt es sich meistens um eine Art „Kurzschluss“, der das Kammerflimmern auslöst. Der Elektroschock gibt dann den entscheidenden Impuls, dass das Herz wieder schlägt“, sagte er. „Bei so jemandem ist – anders als bei normalen Patienten, etwa mit Vorerkrankungen – die Wahrscheinlichkeit minimal, dass das Herz erneut stehen bleibt.“

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Der Kölner Notarzt hatte die Ersthelfer noch vor dem Spiel für genau einen solchen Fall wie den von Eriksen geschult. Die bestens vorbereiteten Ersthelfer taten genau das Richtige.„Ich habe dann auf der Tribüne meinen Kollegen gesagt, wir müssen da auf den Platz. Ich bin ja schließlich Notarzt und kenne ernste Situationen“, berichtete Kleinefeld. Als er bei Eriksen ankam, war die Reanimation bereits in vollem Gange und der Defibrillator vorbereitet gewesen. „Dann habe ich die Leitung übernommen. Wir haben geschockt und mit der Herzdruckmassage weitergemacht. Die Schulung von mir vor der Partie war das Entscheidende“, sagte Kleinefeld zu den dramatischen Minuten in Kopenhagen.

In ihrem zweiten EM-Spiel treffen die Dänen am Donnerstag (18 Uhr/ZDF und MagentaTV) auf Belgien. Zu Eriksens Ehre soll der Ball in der 10. Minute des Spiels (Eriksen trägt im Nationalteam die Nummer 10) ins Aus befördert werden. Dann soll eine Minute lang geklatscht werden. (dpa/sam)