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Kein neuer Vertrag für TorjägerWarum Alexandre Grenier die Kölner Haie verlassen muss

Lesezeit 3 Minuten

Alexandre Grenier avancierte zum Playoff-Topscorer der Kölner Haie.

Es ist eine pikante Personalie: Mit Alexandre Grenier muss der Playoff-Topscorer der Kölner Haie den Verein verlassen. Geschäftsführer Philipp Walter erklärt die Hintergründe zur Trennung.

Philipp Walter brauchte keinen Innenausstatter, um neuen Glanz in die eigenen vier Wände zu bringen. Der 50-jährige Geschäftsführer der Kölner Haie hat die Silbermedaille, die ihm nach dem Finale um die Deutsche Eishockey Meisterschaft in Berlin verliehen wurde, mit nach Hause genommen und freut sich immer wieder, an dem Stück Edelmetall vorbeizulaufen. „Die strahlt wirklich“, hielt Walter erfreut und ergänzte: „Ich finde, diese Medaille ist ein Symbol für den Weg, den wir gegangen sind - eine wunderbare Reise.“

Tatsächlich sorgte der erste Finaleinzug des KEC seit elf Jahren in der Domstadt dafür, dass diese nicht nur die Fußballstadt des 1. FC Köln war, sondern auch zur Eishockey-Hochburg wurde. „Ich hatte wirklich das Gefühl, die ganze Stadt steht hinter uns“, sagte Walter über den größten Erfolg seiner bisherigen Amtszeit. Dieses Gefühl und die „positive Wahrnehmung“ allerorts habe die Mannschaft vom Viertelfinale gegen Bremerhaven, über die Vorschlussrunde gegen Ingolstadt, bis ins Finale gegen die Eisbären Berlin getragen.

Ich hatte wirklich das Gefühl, die ganze Stadt steht hinter uns. Ich glaube schon, dass wir sehr, sehr viel rausgeholt haben.
Philipp Walter, Haie-Geschäftsführer

Für das achte Jahr als Geschäftsführer sollen diese Pluspunkte nun mitgenommen werden. Wenn es um die Verpflichtung neuer Leistungsträgern geht, möchte Walter den Status als Vizemeister zwar nicht überhöhen. „Wir fangen genauso wie die Eisbären, Bremerhaven, München, Mannheim oder Ingolstadt wieder bei null an.“ Er weiß aber, wie mit diesem Pfund zu wuchern ist: „Wir wurden schon größer wahrgenommen. Diese Energie, die Zuschauer, alle Erlebnisse auswärts und vor allem in unserer Arena, ich weiß nicht, wie man das toppen kann“, sagte er vor der Saisonabschlussfeier am Freitagabend.

Dass neutral-skeptische Beobachter die Kölner wegen der drei abschließenden 0:7-Niederlagen als „unwürdigen“ Finalgegner bezeichneten, ficht die KEC-Verantwortlichen kaum an. „Ich glaube schon, dass wir sehr, sehr viel rausgeholt haben“, sagt Walter in Gedanken an Hauptrundenplatz sechs und die 4:2-Siege gegen Vorjahresfinalist Bremerhaven und Hauptrundensieger Ingolstadt. Warum sein Team im Endspiel gegen Berlin beim 1:4 derart chancenlos war, wollte er öffentlich nicht ergründen. Walter blieb lieber positiv, ohne zu vergessen, dass „limitierende Faktoren“ künftig auszuklammern seien und der KEC 2025/26 noch besser werden soll.

Ich kann jeden Fan verstehen, der sagt: Warum habt ihr mit Alexandre Grenier nicht verlängert?
Philipp Walter

Deshalb ging es in den Exit-Gesprächen nun ans Eingemachte: „Ich kann jeden Fan verstehen, der sagt: Warum habt ihr mit Alexandre Grenier nicht verlängert?“, griff Walter die pikanteste Personalie auf. Der kanadische Stürmer, der alleine in den Playoffs 17 Punkte (10 Tore, 7 Assists) geliefert hatte, blieb – wie schon bei seinem vorherigen Arbeitgeber Berlin – ohne neuen Vertrag. „Wir haben das mit Überzeugung gemacht“, sagte Kölns Geschäftsführer, der trotzdem von einer „schweren sportlichen Entscheidung“ sprach. Zudem führte er die „Innensicht“ des Trainerteams und von Sportdirektor Matthias Baldys an, um die Trennung von Grenier nach zwei Jahren zu begründen.

Justin Schütz wird es nach 46 Hauptrundenpunkten (26 Tore, 20 Assists) und dem Treffer zum Finaleinzug gegen Ingolstadt wie berichtet nach Mannheim ziehen. Zusammen mit Tim Wohlgemuth, Elias Lindner und Hakon Hänelt bildet sich also ein Quintett von offensiven Abgängen. Dazu kommen die Verteidiger Otso Rantakari und Edwin Tropmann sowie das Goalie-Duo Julius Hudacek und Mirko Pantkowski. Ob es mit Juhani Tyrväinen und Josh Currie weitergeht, ist genauso offen wie ein weiteres Jahr für Moritz Müller.

Der 38-jährige Kapitän war trotz einer Schulterverletzung in den Playoffs vorneweg gegangen und könnte den Haien als Führungsfigur auch in seinem 23. Vertragsjahr helfen. „Bei uns ist viel über Zusammenhalt, Teamgeist und Mentalität gegangen“, betonte Walter im Rahmen der Saisonabschlussfeier mit Hunderten von KEC-Fans. Nur wenn diese Tugenden auch in Zukunft so verinnerlicht werden, wie es Müller und Co. im abgelaufenen Spieljahr taten, kann es in der Eishockey-Stadt Köln positiv weitergehen.