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Interview mit Dan Lacroix„Ich will den Titel gewinnen“

Lesezeit 6 Minuten
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Kölns Trainer Dan Lacroix.

  1. Die Kölner Haie starten am Dienstag in die Playoffs.
  2. Und das auch dank dem Trainer Dan Lacroix.
  3. Zu seinem Geburtstag spricht der Haie Trainer über Köln, Karneval und über die Aussichten des KEC.

Herzlichen Glückwunsch Dan Lacroix. Einen Tag vor dem ersten Spiel der „best of seven“-Playoff-Viertelfinalserie gegen den ERC Ingolstadt (Dienstag, 19.30 Uhr, LanxessArena) feiert der Trainer der Kölner Haie seinen 50. Geburtstag. Martin Sauerborn sprach mit dem stets offenen und freundlichen Kanadier über Köln, Karneval und die Aussichten des KEC gegen Ingolstadt.

Monsieur Lacroix, Sie sind jetzt seit zwei Monaten in Köln. Welche Eindrücke haben Sie von der Stadt gewonnen?Was meinen Eishockey-Job betrifft, ist es wie überall auf der Welt. Es geht jeden Tag darum, Spieler besser und eine Gruppe von Jungs zu einem Team zu machen. Aber als Stadt ist Köln anders als die Orte, an denen ich bisher war. Es ist eine schöne Stadt und eine richtig gute Erfahrung für mich.Was ist für Sie so besonders an Köln?Ich habe mir ein paar Gegenden näher angeschaut, um herauszufinden, wo ich wohnen möchte. Ich wollte die Atmosphäre der Stadt fühlen. Es gibt viele sehr unterschiedliche und schöne Plätze hier. Und es ist so, dass die Menschen einen willkommen heißen, auch wenn man kein Deutsch spricht. Die Kölner sind offen und interessiert.Hatten Sie Gelegenheit den Karneval kennenzulernen?Oh ja, ich hatte das Vergnügen den Rosenmontagszug zu sehen. Am Dienstag hat mich dann ein Nachbar im Agnesviertel, wo ich eine Wohnung gefunden habe, mit zur Nubbel-Verbrennung genommen. Das hat mir die Kultur, die Art des Lebens hier gut erklärt. Ich verstehe jetzt besser, worum es in diesen sechs Tagen für die Kölner mit ihrem Enthusiasmus und den Kostümen geht. Es war eine richtig gute Erfahrung.

Zur Person

Dan Lacroix wurde am 11. März 1969 in Montreal (Kanada) geboren. Der Stürmer gab sein NHL Debüt in der Saison 1993/94 bei den New York Rangers, für die er bis 1996 spielte. Insgesamt bestritt Lacroix 204 NHL-Partien (11 Tore) für Philadelphia, die Rangers, die New York Islanders und die Edmonton Oilers. Mit den Philadelphia Flyers erreichte er 1997 das Stanley-Cup-Finale. Seine Trainerkarriere begann der Kanadier 2002. In der NHL war er als Assistenz-Coach bei den Islanders (2006- 2009), Tampa Bay (2010-13), den Rangers (13/14 Stanley-Cup-Finale) und Montreal (2015-18). Am 21. Januar 2019 löste Lacroix Peter Draisaitl als Coach der Kölner Haie ab. Außerdem ist er noch Nationaltrainer von Litauen. (sam)

Haben Sie auch Kölsch getrunken?Ich müsste lügen, wenn ich Nein sagen würde. Ich mag es und zwar, weil sie es in diesen kleinen Gläsern servieren und ich deshalb ein paar trinken kann.Sie sind aber aus einem anderen Grund nach Köln gekommen?Der Hauptgrund ist die sportliche Herausforderung, der professionelle Wettkampf. Ich liebe Eishockey und habe hier zum ersten Mal in meiner Trainerkarriere die Möglichkeit ein Team zu führen und zu versuchen eine Meisterschaft zu gewinnen. Es ist sehr wichtig für mich, diese Erfahrung zu machen.Was für eine Art Trainer sind Sie?Mir geht es darum, die Jungs jeden Tag zu pushen, damit sie besser werden. Gleichzeitig lerne ich von den Spielern. Das mag ich am Coach sein und damit wachse ich als Coach.Sie sind zum ersten Mal in Deutschland und in der DEL unterwegs. Welchen Eindruck haben Sie von der Liga?Sie ist mal abgesehen von München und Mannheim sehr ausgeglichen. Jedes Spiel ist ein harter Wettkampf. Und das Tempo in der Liga ist wirklich richtig hoch.Im Playoff-Viertelfinale geht es für die Haie gegen Ingolstadt. Eine Mannschaft, die Sie nur von Videos kennen. Ihr Eindruck?Sie spielen und kämpfen hart. Das ist ein Gegner auf Augenhöhe. Unser Fokus liegt darauf, konsequent den Haie-Weg zu gehen und nicht auf ihr Spiel zu reagieren.Beschreiben Sie mal den Haie-Weg!Wir haben ein schnelles Transition-Spiel etabliert. Wir können sofort in den Angriff übergehen, wenn wir den Puck haben und wollen als eine Gruppe von fünf zusammen verteidigen. Die Saison hat gezeigt, dass wir ein gutes Gefüge haben, ein wirklich sehr belastbares Team, das in der Lage ist mit Rückschlägen umzugehen und zurückzukommen.

Wie hat sich das Team unter Dan Lacroix entwickelt?Wir haben unser Spiel mit Puck gut entwickelt und sind ohne Puck besser organisiert. Die Spieler verstehen das System und besitzen die Fähigkeit, es sich gegenseitig zu erklären. Es kommt nicht alles vom Trainer, sondern entwickelt sich auch aus dem Team heraus.Das hört sich an, als ob die Haie auf dem richtigen Weg wären?Ja, aber wenn du denkst, du bist über den Berg, kommt so ein Spiel wie das 4:5 in Berlin und du gehst wieder einen Schritt zurück. Wir haben in Mannheim dann sofort auswärts eine gute Reaktion bei einem Topteam gezeigt. Das war sehr wichtiger Schritt nach vorne.Wie steht es um das Selbstbewusstsein des Teams?Das Team hat ein gutes Selbstbewusstsein. Das der einzelnen Jungs kann auch stark werden, denn sie als Spieler sind gut genug und alles tolle Menschen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich stolz darauf bin, welche Schritte sie in die richtige Richtung gemacht haben. Jetzt kommen die Playoffs und wir müssen wieder hart arbeiten, um wieder stolz sein zu können.Sie haben als Spieler und Trainer in Nordamerikaunter anderem in zwei Stanley-Cup-Finals reichlich Playoff-Erfahrungen gesammelt. Was können Sie Ihrem Team mit auf den Weg geben?Ich habe gelernt, dass man für den Erfolg gut vorbereitet sein muss, jeden Einzelnen braucht und gesundbleiben muss.Hat der Haie-Kader denn genug Tiefe?Obwohl mit Sulzer, Marcel Müller und Pinizzotto drei wichtige Spieler fehlen, die ich noch nicht spielen gesehen habe, haben wir eine gute Tiefe. Diese Ausfälle bieten anderen die Möglichkeit, sich zu zeigen und das haben sie wie zum Beispiel Lucas Dumont oder zuletzt Mike Zalewski getan. Und wir haben mit Simon Després einen Spieler dazu bekommen, der einen starken Körper hat, der große Fähigkeiten mit dem Puck besitzt und im Team sehr beliebt ist. Sein Spiel wird weiter wachsen.Im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger Peter Draisaitl ändern Sie kaum etwas an der Zusammenstellung der Reihen. Warum?Um Konstanz reinzubekommen. Für alle Teams in der Liga geht es darum, konstant über 60 Minuten zu spielen. Jeder Coach spricht über dieses Thema. Bei uns hat jeder seine Rolle und wenn jeder sich auf seine Rolle fokussiert, macht er das ganze Team besser. Sie sollen sich gegenseitig helfen, wenn sie mal einen schlechten Tag haben. Ich mag die Balance in unseren Reihen.Sie haben bei den Haien nur einen Vertrag bis Saisonende. Was kommt danach?Ich weiß noch nicht, was die Zukunft bringt.

Woran sind Sie interessiert?Ich will Titel gewinnen. Wenn es einen Weg zurück in die NHL gibt, dann mache ich das natürlich. Jeder will das. Ich bin bereit, höre mich um und mache mir keine Sorgen. Auch Deutschland ist eine Möglichkeit. Wer Erfolg hat, für den öffnen sich Türen.