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Viktoria-Urgestein Koronkiewicz„Ich verlasse meinen Herzensverein erhobenen Hauptes“

Lesezeit 4 Minuten
Franz Wunderlich (l.) verabschiedet Viktoria-Urgestein Patrick Koronkiewicz

Franz Wunderlich (l.) verabschiedet Viktoria-Urgestein Patrick Koronkiewicz

Nach elf Jahren in Köln-Höhenberg wird Patrick Koronkiewicz den Drittligisten verlassen.

Mit Jeans und weißem T-Shirt stand Patrick Koronkiewicz am Sonntagabend auf dem Rasen des Höhenberger Sportparks und wurde mit vielen warmen Worten und einer großen Collage geehrt. Im Trikot und mit Fußballschuhen wäre es dem 34-Jährigen wohl lieber gewesen – doch ein verschleppter Infekt hatte in den vergangenen Wochen nicht einmal reguläres Training zugelassen. Weshalb Viktoria Kölns dienstältester Profi nur Zuschauer bei seiner Verabschiedung sein konnte.

„Die Umstände hätte ich mir natürlich ein bisschen anders vorgestellt“, sagte Koronkiewicz im Gespräch mit dieser Zeitung, „aber immerhin haben mir die Jungs einen Sieg zum Abschied geschenkt.“ Nach Toren von Tyger Lobinger und Said El Mala hatte die Viktoria im letzten Liga-Heimspiel der Saison 2:0 gegen Absteiger Hannover 96 II gewonnen und damit den angepeilten Punkte-Rekord geknackt. „Es war sehr emotional, schwierig in Worte zu fassen“, sagte der Rechtsverteidiger, der die Höhenberger nach elf Jahren verlassen wird – sein auslaufender Vertrag wird nicht verlängert. „Ich habe fast ein Drittel meines Lebens hier verbracht, mit vielen Höhen und vielen Tiefen. Die Zeit hat mich enorm geprägt, natürlich auch persönlich.“

Koronkiewicz kam 2014 von den Sportfreunden Siegen zur Viktoria. In einem Team, was damals von Jahr zu Jahr quasi neu aufgestellt wurde und mit teuren Alt-Profis gespickt war, entwickelte sich der Außenverteidiger schnell zum Publikumsliebling und einem Eckpfeiler des Teams – seine Tempoläufe über den rechten Flügel wurden zum Markenzeichen von Koronkiewicz. Profis kamen und gingen, doch „Paco“ blieb. Auch nach dem Aufstieg in die Dritte Liga erkämpfte sich der gebürtige Bonner immer wieder einen Stammplatz. „Ich habe mich immer wieder durchgesetzt, obwohl es immer wieder Steine gab, die ich aus dem Weg räumen musste“, so Koronkiewicz. Gerade auf die vergangenen beiden Spielzeiten sei er extrem stolz.

Nur 15 Drittliga-Minuten für Patrick Koronkiewicz in dieser Saison

Erst in der aktuellen Saison kam es anders. Der Routinier wurde von Spielern wie Sidny Cabral, Niklas May, Simon Handle und Jonah Sticker überholt und schließlich abgehängt. Nach einigen Verletzungsproblemen hatte Koronkiewicz irgendwann den Anschluss verloren. So kam das Urgestein 2024/25 nur auf 15 Drittliga-Minuten. Doch großen Ärger verspürt er nicht, wie er betont. „Natürlich hätte ich mir das eine oder andere Spiel mehr zugetraut. Aber letztlich liegt es an meiner eigenen Leistung. Die anderen Spieler waren vielleicht hungriger“, sagte Koronkiewicz. „Und wenn du dann nicht im Flow bist, ist es verdammt schwer, wieder ins Team zu rutschen. Wie sagt man: Never change a winning team.“ Er habe immer Gas gegeben und sich nichts vorzuwerfen.

Patrick Koronkiewicz, wie man ihn kennt: Mit vollem Tempo auf der Außenbahn. Hier im DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen

Patrick Koronkiewicz, wie man ihn kennt: mit vollem Tempo auf der Außenbahn. Hier im DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen

Trainer Olaf Janßen hat nur Positives über Koronkiewicz zu berichten – auch wenn er ihn am Ende nicht mehr auf dem Feld benötigte. „Paco und auch Moritz Fritz sind Führungsspieler, die für unsere Fußball-DNA gelebt haben. Ich erinnere mich an viele geile Momente, wenn er seine rechte Linie entlanggelaufen ist. Wie das Pokalspiel gegen Werder Bremen, als er hier in der Nachspielzeit das Tor zum 3:2 vorbereitet“, sagte Janßen. Dieser Sieg sei eines seiner Highlights der vergangenen elf Jahre, so Koronkiewicz. „Aber natürlich auch der Aufstieg, vieles wird unvergessen bleiben.“

Patrick Koronkiewicz möchte Karriere noch nicht beenden

Die Viktoria habe über die Jahre „eine unglaubliche Entwicklung“ genommen, lobte der Routinier. „Das Drumherum ist von Jahr zu Jahr besser geworden, inzwischen fehlt einem als Profi eigentlich nichts mehr.“ Das sei früher anders gewesen, wie auch das Konzept. „Aber Fehler werden immer klar analysiert und eingestanden. Das schätze ich sehr an der Viktoria“, sagte Koronkiewicz.

Zum Abschluss wünscht sich der 34-Jährige einen Pokaltriumph im anstehenden Endspiel gegen Alemannia Aachen (24. Mai/16.30 Uhr). „Dann werde ich erst einmal runterkommen und fahre mit meiner Familie in den Urlaub“, so Koronkiewicz. An ein Karriereende denkt er nicht. „Ich glaube, dass man mich noch auf dem Fußballplatz sehen wird.“ Es gebe „einige interessante Optionen“. Fest steht für Koronkiewicz: „Ich kann meinen Herzensverein erhobenen Hauptes verlassen.“