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Leichtathletik U23-DMDer 100-Meter-Shootingstar aus Köln

4 min
Joshua Hartmann

Joshua Hartmann

Köln – Es ist ein warmer Tag und die Luft über der Tartanbahn hat bereits zu flimmern begonnen, als Joshua Hartmann die Leichtathletikanlage der Deutschen Sporthochschule Köln betritt. In lockerem Gang setzt sich der Sprintspezialist auf die schattige Tribüne. Vor neun Jahren hatte sich an dieser Stelle sein Weg in die Leichtathletik geöffnet. Damals gewann Hartmann den Kölner Schüler-Sprintcup. Danach tauschte er die Fußballschuhe gegen Spikes ein.

Beim Meeting in Weinheim Ende Mai lief der Sprinter des ASV Köln die 100 Meter in 10,16 Sekunden. Die schnellste Zeit eines deutschen U23-Athlet seit Anfang des Jahrtausends. „Natürlich macht mich das stolz. Aber ich weiß, dass es nicht die große Leistungsexplosion war“, gibt sich Hartmann bescheiden und fügt realistisch an: „Ich war auch 2018 schon bereit, gute Zeiten zu laufen. Nur konnte ich sie noch nicht abrufen“.

Ausgeglichen und fokussiert

Mit erst 20 Jahren ist der in Siegen geborene und in Köln aufgewachsene ASV-Athlet nach dem Coup von Weinheim ein großes Versprechen für die Zukunft. Zuletzt hat der deutsche U16-Vizemeister über 300 Meter an seiner mentalen Stärke gearbeitet: „Ich gehe mit einem anderen Kopf an die Wettkämpfe heran und konzentriere mich ausschließlich auf mich selbst“, erklärt der Sprinter seinen Leistungsschub.

Hartmann wirkt ausgeglichen und fokussiert. Seine Worte wirken überzeugend. Es passt ins Bild, dass der Kölner nur auf Wunsch seiner Sponsoren bei Social Media aktiv ist. „Ich poste nur, was ich muss. Mehr möchte ich nicht preisgeben. Ich bin gerne für mich.“

Freund, Bruder und Trainer

Trainer Jannik Engel ist sein ständiger Begleiter. „Freund“ oder „Bruder“ nennt Hartmann ihn. „Man kann es nicht wie eine typische Trainer-Athleten-Beziehung beschreiben“, versucht der 20-Jährige Worte für seinen Entdecker und Mentor zu finden. Engel hat eine große Bedeutung in seiner bisherigen Laufbahn. Vor allem, wenn es nach langen Wochen neben dem BWL-Studium Motivationsprobleme gibt: „Wenn ich ihn nicht hätte, wäre ich das eine oder andere Rennen wahrscheinlich nicht gelaufen“, gibt der ehrgeizige Sprinter zu und spielt auf Rennen über die volle Stadionrunde an. „Die Perspektive bei Joshua sind die 400 Meter“, erklärt Jannik Engel.

Kölner Teilnehmer

Die Liste der Kölner Teilnehmer für die U23-DM in Wetzlar ist lang. Neben Joshua Hartmann starten vom ASV unter anderen die Medaillenhoffnungen Beauty Somuah (100m) und Esther Jacobetz (1500m) . Vom LT der Sporthochschule sind auf den Sprintstrecken Laura Großhaus, Philipp Blümel und Elena Decker gemeldet. Über 400m rechnet das DSHS-Team mit Finalteilnahmen von Nelly Schmidt 52,77 Sekunden) und Laura Marx. Elena Kelety (59,72 Sekunden) peilt über 400m-Hürden eine neue persönliche Bestzeit an. Im Dreisprung wollen David Kirch und Benjamin Gassioul die 15-Meter-Marke knacken. 

Dieses Jahr liege der Schwerpunkt im Training jedoch auf den 100 und 200 Metern. In der leistungssportlichen Entwicklung seines Schützlings gehe es darum, ihn über die nächsten Jahre auf die 400m vorzubereiten. Hartmann gefällt das. Er freut sich, wenn ein 400 Meter-Rennen vorbei ist: „100 und 200 Meter machen mir Spaß. Bei den 400m hält er sich in Grenzen“. In 46,96 Sekunden hat Hartmann die Stadionrunde Mitte 2018 hinter sich gebracht.

Was 2019 folgt, lässt er offen: „Ich will überall sehr gute Zeiten stehen haben. Aber erstmal über die 100 und dann über die 200 Meter“. Mit seiner neuen persönlichen Bestleistung hat Hartmann sein erstes Ziel erreicht. Sogar die B-Qualifikation für die diesjährige Leichtathletik-WM in Doha konnte er lösen. „Das ist noch ein langer Weg. Wenn ich es schaffe, wäre das natürlich super. Die 10,10 Sekunden zu knacken wird schwer. Zu Beginn der Saison hätte ich aber auch nicht gedacht, die 10,16 zu laufen.“

Am Wochenende geht es für den Shootingstar erst einmal um die Qualifikation für die U23-EM im schwedischen Gävle. Bei den deutschen U23-Meisterschaften muss er dafür unter die Top drei sprinten. „Ich werde auf jeden Fall versuchen, das Ticket über die 100 und 200 Meter zu lösen und gebe mein Bestes“, kündigt Hartmann an.

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Helfen soll dabei sein Glücks-Haarband. „Das habe ich seit vielen Jahren und immer an“, schmunzelt der Sprinter. Bei seinem Rekordlauf rutschte es ihm vom Kopf und brachte ihn leicht aus dem Rhythmus: „Das nächste Mal setze ich es mitten auf die Stirn. Dann fliegt es hoffentlich nicht weg.“ Nicht auszumalen, welche Zeit dann herauskommt. (cau)