Trainingsauftakt bei Bonner BasketsHaben die Spieler ihre Hausaufgaben erledigt?

Unumstrittener Chef: Tuomas Iisalo mit Leon Kratzer, T.J. Shorts und Tyson Ward (v. l.).
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Bonn – Der Mann weiß, was er will. Und er weiß, was er nicht will. Deshalb wird es im Telekom Dome von einer Sekunde auf die andere plötzlich richtig laut: Tuomas Iisalo brüllt zwei, drei Spieler an, weil sie nicht mit voller Konzentration bei der Sache waren; weil sie mit dem Ball auf der Stelle dribbelten, während der Headcoach der Baskets Bonn die komplexe nächste Trainingsübung detailliert erklärte.
Den Athletiktrainer kurzfristig ausgetauscht
So freundlich und umgänglich der 40-jährige Finne sonst ist, sind das die Situationen, in denen er aus der Haut fährt. „Wir haben im Training keine Zeit, den Fokus auf unsere Arbeit zu verlieren“, erklärt er später.
Die Wirkung seines Ausbruchs ist frappierend: Im Nu ist es mucksmäuschenstill in der 6000-Mann-Arena. Auch die Medienvertreter, die am Dienstag mal eine Trainingssequenz der Bonner Baskets miterleben durften, rühren sich in dem Moment nicht und hoffen insgeheim inständig, dass sie den Klingelton ihres Handys auch wirklich abgestellt haben. Iisalo hat einfach diese angeborene Ausstrahlung, der sich kaum jemand entziehen kann. Er ist dabei keinesfalls der Typ „Feldwebel“, hat aber eine natürliche Autorität.
Trainerstab entwickelte neues Programm
Die Trainingseinheiten bereitet er akribisch vor, auf einem kleinen Zettel hat er die Folge der Übungen detailliert aufgeschrieben, die aufeinander aufbauen. Er zeigt den Journalisten sogar bereitwillig dieses winzige Ablaufschema: „Aber nicht Fotografieren!“ Wer würde das jetzt auch wagen . . .
Das Programm hat er zuvor in einer zweistündigen Sitzung mit dem gesamten Trainerstab entwickelt. Immer wieder baut er Übungen ein, in denen die Spieler typischen Wettkampfsituationen ausgesetzt sind, etwa wenn sie bei zwei, drei verbleibenden Sekunden auf der Spieluhr gegen einen Verteidiger zum Korb ziehen und den Siegkorb erzwingen sollen – das sind Simulationen von nervlichen Belastungen in der Crunchtime. Wer dem x-mal im Training ausgesetzt war, der entwickelt auch hier Routinen.
Spieler sollten an ihren Schwächen arbeiten
Mit dem Fitnesszustand seiner Truppe ist er sehr zufrieden, obwohl die Neuzugänge ja erst kurz in seinem Einflussbereich sind. Den „Neuen“ wie den „Alten“ hatte er aber über den Sommer Hausaufgaben mitgegeben, mit denen sie an ihren Schwächen arbeiten sollten. Wöchentlich mussten die Spieler ihm ihr Trainingstagebuch zur Kontrolle zuschicken.
Jetzt, nach dem Trainingsauftakt in Bonn, sieht er, wie eisern sich die einzelnen daran gehalten haben. Iisalo will jetzt niemanden negativ an den Pranger stellen, greift deshalb ein positives Beispiel heraus: „Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung von Tyson Ward über den Sommer.“ Schon nach fünf Minuten Training in Bonn habe er ihm gesagt, er sehe, dass Ward sehr viel gearbeitet habe: „Darauf war er sehr stolz“, so Iisalo.
Savo Milovic ist neuer Sportmanager der Baskets
Eine andere Personalie verdeutlicht, dass der Finne nicht lange fackelt, wenn er die Harmonie in der Gruppe gefährdet sieht: Er trennte sich von dem erst vor knapp zwei Wochen vorgestellten Athletiktrainer Sebastian Böhm und ersetzte ihn durch den Ungarn Adrian Ariza Medina, der vom Erstligisten Alba Fehervar kommt.
Ein anderer Wechsel erfolgt beim Amt des Sportmanagers: Für Andreas Böttcher, der vor einem Jahr Nachfolger von Michael Wichterich wurde, rückte mit Savo Milovic ein 36-Jähriger Mann mit „Stallgeruch“ nach: Er war zuvor JBBL-Trainer und Sportlicher Leiter im Nachwuchsbereich bei den Baskets.