Köln statt KalifornienWarum Startups am Rhein eine bessere Heimat finden

Dr. Manfred Janssen
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Köln gilt auch in Krisenzeiten als Top-Standort für junge Unternehmen. Über die Gründe dafür und wie die KölnBusiness Wirtschaftsförderung Startups unterstützt, darüber spricht Geschäftsführer Dr. Manfred Janssen im Interview.
Herr Dr. Manfred Janssen, die Milliardenbewertung des KI-Unternehmens DeepL hat zuletzt hohe Wellen geschlagen. Von Köln aus bietet es mit seinen Produkten den ganz Großen in der Branche die Stirn. Was sagt das über den Wirtschaftsstandort aus?
Diese Nachricht zeigt klar: Köln gehört neben Berlin, Hamburg und München zu den Top-Standorten für Gründerinnen und Gründer in Deutschland. Insgesamt haben sich mehr als 700 Startups und Scaleups bewusst für Köln entschieden, um von hier aus ihre Ideen und Visionen voranzutreiben. Denn sie finden hier ideale Rahmenbedingungen vor, um wachsen zu können – auch international.
DeepL sitzt nicht im Silicon Valley, sondern in Köln-Braunsfeld. War dies der Erfolgsgarant?
Nicht ausschließlich. Für viele Startups ist es aber von Vorteil, wenn sie sich in den Anfangszeiten ganz auf ihr Geschäftsmodell konzentrieren können. Das galt auch für den Übersetzer DeepL in der Frühphase. Als kleines Startup musste es am Arbeitsmarkt nicht direkt gegen die großen Unternehmen aus Kalifornien antreten und konnte sich so schnell und gezielt entwickeln. Mit 47 Hochschulen und 31 bedeutenden Forschungsinstituten gibt es im Großraum Köln mehr Informatikfachkräfte als in Berlin oder Hamburg. Dadurch finden Unternehmen wie DeepL direkt vor der Haustür Mitarbeitende, die nicht nur Fachwissen mitbringen, sondern auch Innovationsgeist, den es braucht, um international konkurrenzfähig zu sein.
Die 700 Startups und Scaleups am Standort zeigen, dass das Ökosystem wächst. Und dies trotz der allgemein wirtschaftlich angespannten Lage. Wie kommt diese Entwicklung zustande?
Auch wir spüren, dass sich das Geschäftsklima allgemein eingetrübt hat, insbesondere was Neugründungen angeht. Aber wir sehen auch: Startups mit starken Geschäftsmodellen wachsen weiter in Köln. So hat sich die Zahl der Scaleups in den letzten beiden Jahren verdoppelt. Sie liegt derzeit bei fast zehn Prozent der 700 Kölner Jungunternehmen. In Krisenzeiten stellt die Verbundenheit des Kölner Ökosystems eine wichtige Konstante dar. Hier herrscht ein schon fast familiärer Austausch, der deutschlandweit einmalig ist. Wissen und Kontakte werden miteinander geteilt, das fördert Innovation und Fortschritt.
Wie unterstützt die KölnBusiness Wirtschaftsförderung Gründende und Startups?
Wir beraten zu Gründungs- und Finanzierungsfragen, veranstalten Netzwerkevents oder helfen bei Messeauftritten. Hinzu kommt die finanzielle Unterstützung. Im vergangenen Jahr haben wir innovative Geschäftsmodelle mit 1,4 Millionen Euro gefördert. Allein 840.000 Euro an Förderung konnten wir über das Gründerstipendium.NRW nach Köln holen. Hinzu kommen rund 556.000 Euro an Fördermitteln, mit denen wir das Kölner Startup-Ökosystem direkt unterstützt haben.