Die „wilgane“ JägerinFee Brauwers isst nur Tiere, die sie selbst getötet hat

Fee Brauwers isst nur selbst gejagte Tieren.
Copyright: Joni Hedinger
Köln – Wenn Fee Brauwers von Wildfleisch spricht, gerät sie ins Schwärmen: „Es gibt so viele geile Sachen, die man machen kann.“ Fasanen-Nuggets zählt sie auf. Und Wildschwein-Döner. Nichts aber liebt sie mehr als die Spargel-Saison. Dann bereitet sie Schinken vom Reh zu – und dazu eine vegane Sauce Hollandaise.
Seit drei Jahren ernährt sich die 25-Jährige aus Geldern am Niederrhein „wilgan“. Das heißt: Sie verzichtet einerseits auf tierische Produkte wie Milch, Eier oder Honig und greift zu rein pflanzlichen Lebensmitteln. Zugleich isst sie – anders als Vegetarier und Veganer – aber auch Fleisch, und zwar ausschließlich Wildfleisch. Hinzu kommt: Fee Brauwers tötet die Tiere selbst, die später auf ihrem Teller landen. „Ich jage von der Kugel bis zur Gabel“, sagt sie.
Aus ethischen Gründen „wilgan“
„Dem Tier gegenüber ist die wilgane Ernährung die ethisch vertretbarste Art und Weise Fleisch zu konsumieren“, erklärt Brauwers im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die Tiere leben in ihrem natürlichen Lebensraum, müssen weder in Ställen eingesperrt noch gefüttert werden.“ Damit handele es sich also auch um einen klimaneutralen Fleischkonsum. Außerdem bezeichnet sie Wildfleisch als besonders gesund, da der Harnsäuregehalt sehr gering sei.
Trend zur Jagd
Immer mehr Frauen in Deutschland machen ihren Jagdschein. Der Anteil der Frauen in Jagdschulen stieg binnen eines Jahrzehnts von 20 auf jetzt 28 Prozent, wie der Deutsche Jagdverband (DJV) am Montag berichtete. Das Durchschnittsalter der angehenden Jägerinnen sank im selben Zeitraum von 36 auf 33 Jahre; Männer liegen konstant bei 35 Jahren. Nach wie vor kommt knapp ein Viertel (23 Prozent) der Jagdschülerinnen und -schüler aus Städten. Als wichtigstes Motiv für ihr Hobby nennen die angehenden Jäger und Jägerinnen das mit der Jagd verbundene Naturerlebnis. Auf Platz zwei folgt der Naturschutz, als drittwichtigstes Motiv wird die Lust auf Wildbret genannt. (afp)
Ein weiterer Aspekt: Durch das Erlegen von Wildschweinen, Rehen und Co. schütze sie landwirtschaftliche Flächen und trage zum Aufbau naturnaher Laubmischwälder bei. „Mit der Jagd kann ich gezielt eingreifen und unsere Kulturlandschaft in der Entwicklung, wie wir sie gerne haben möchten, unterstützen“, sagt Brauwers.
Die Leidenschaft für die Jagd liegt in ihrer Familie. Ihr Vater – selbst Jäger – nahm sie als kleines Mädchen häufig mit in den Wald. Dort reparierten sie Hochsitze oder sprachen mit Bauern. Doch irgendwann reichte ihr das nicht mehr. „Ich wollte unbedingt mit auf die Jagd.“ Mit 18 Jahren machte Brauwers dann den Jagdschein, nach dem Abitur folgte der Bachelor in Forstwirtschaft.
Nicht selten erhält sie Morddrohungen und erntet Hass
Mehr als 23000 Menschen folgen der Bloggerin inzwischen auf Instagram. „Jagd_Fee“ nennt sich die studierte Forstingenieurin dort und teilt Einblicke aus ihrem Jagd-Alltag. Doch nicht alle sind mit ihrer Lebensweise einverstanden. „Ich schreie im Netz meine Meinung heraus, und zwar zu einem sehr kritischen Thema, weil ich Tiere töte und das auch noch zeige“, sagt sie. Morddrohungen und Beschimpfungen seien in den sozialen Netzwerken daher keine Seltenheit.
Meist versuche sie, mit den Leute ins Gespräch zu kommen, ihre Sicht zu erklären und zu diskutieren. Doch auch sie stoße an ihre Grenzen: „Wer mich eine kaltblütige Mörderin nennt, aber selber Billigfleisch im Discounter kauft, mit dem diskutiere ich nicht.“
Wissen, woher das Tier kommt und wie es gelebt hat
Kocht Fee Brauwers für ihre Freunde, erzählt sie auch immer die Geschichte hinter dem Stück Fleisch. „Ich berichte dann, wo und wie ich das Tier erlegt habe. Wer das nicht ertragen kann, sollte auch keine Lederschuhe tragen“, findet sie.
Dass ein Tier sterben muss, damit sein Fleisch gegessen werden kann, war der Fleischerei-Tochter schon immer bewusst. Doch obwohl die wilgane Ernährung für sie persönlich die beste Form des Fleischkonsums ist, weiß die 25-Jährige auch, dass sie sich in einer privilegierten Position befindet. „Nicht jeder hat die Möglichkeit, Fleisch so zuzubereiten, wie ich es tue.“ Doch jeder solle sich darüber bewusst sein, dass der eigene Konsum auch Folgen habe.
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Daher rät Brauwers zum Beispiel davon ab, günstiges Wildfleisch im Supermarkt zu kaufen: „Dabei handelt es sich um Gatterwild aus dem Ausland, meist Neuseeland. Und das ist natürlich ethisch und klimatechnisch nicht besser als anderes Importfleisch.“ Besser sei es, bei Jägern oder einem Forstamt in der Umgebung nachzufragen.