„Für weniger als 10.000 Dollar am Tag stehen wir nicht auf“, sagte die Schönheitsikone einst. Nach einer missglückten Behandlung zog sie sich zurück.
Erste Generation SupermodelLinda Evangelista wird 60

Linda Evangelista letztes Jahr bei der Met-Gala in New York. (Archivbild)
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Sie war das wandelbare Gesicht einer ganzen Mode-Ära, eine Ikone auf Laufstegen und Magazin-Covern weltweit. Linda Evangelista war eines der ersten Supermodels - gemeinsam mit Claudia Schiffer, Naomi Campbell oder Cindy Crawford.
Die Kanadierin mit den italienischen Wurzeln galt als besonders wandlungsfähig, erfand sich visuell immer wieder neu - bis sie zuletzt jahrelang aus der Öffentlichkeit verschwand. Am Samstag (10. Mai) wird Evangelista 60 Jahre alt.
Der frühe Traum vom Modeln
Geboren wurde Evangelista 1965 in St. Catharines, Ontario. Ihre Eltern, italienische Einwanderer, führten ein einfaches Leben, der Vater arbeitete bei General Motors. Schon als Kind interessierte sich Evangelista für Mode – mit gerade einmal zwölf Jahren besuchte sie eine Modelschule in ihrer Heimatstadt. Nur wenig später fiel sie bei einem Schönheitswettbewerb einem Agenten der bekannten Agentur Elite Model Management auf.
So begann ihre internationale Karriere: Zuerst zog sie nach New York, später nach Paris. 1987 machte sie erstmals richtig von sich reden, als sie das Cover der französischen Ausgabe der „Vogue“ zierte. Doch der eigentliche Durchbruch folgte ein Jahr darauf – ausgelöst durch eine radikale Veränderung ihres Looks. Auf Anraten des Fotografen Peter Lindbergh ließ sie sich die Haare kurz schneiden – ein androgyn wirkender Stil, der die damaligen Schönheitsideale durchbrach.
Der Aufstieg zur globalen Ikone
Anfangs verlor sie durch den neuen Schnitt Aufträge, doch das sollte sich schnell ändern. Schon bald war sie auf den wichtigsten Covern zurück – ihr frischer Look wurde stilprägend. Große Modehäuser wie Versace und Revlon verpflichteten sie als Gesicht ihrer Marken. Legendär wurde das Cover der britischen „Vogue“ vom Januar 1990, das sie zusammen mit Campbell, Christy Turlington, Crawford und Tatjana Patitz zeigte – ein Bild, das ein neues Kapitel in der Modegeschichte aufschlug.
Als symbolischer Moment für den Aufstieg des Supermodels zur Marke gilt für viele das Jahr 1990: Evangelista und ihre Kolleginnen spielten im Musikvideo „Freedom! ’90“ von George Michael mit. Nur ein Jahr später ließ Gianni Versace den Song live während seiner Modenschau laufen – Evangelista und Co. liefen synchron dazu über den Catwalk, das Publikum war begeistert.

Der deutsche Designer Karl Lagerfeld schließt sich den Models Cindy Crawford (v.l) aus den USA, Linda Evangelista aus Kanada, und Claudia Schiffer aus Deutschland nach der Präsentation seiner Frühjahr-Sommer-Kollektion 1996 für Chanel an. (Archivbild)
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In den darauffolgenden Jahren war sie ein fester Bestandteil der Schauen von Luxuslabels wie Chanel oder Hermès. Ihre Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, brachte ihr den Beinamen „Chamäleon“ ein. Evangelista war bekannt für ihre Professionalität – aber auch für markige Aussagen, die für Aufsehen sorgten.
Schock nach medizinischem Eingriff
Besonders berühmt – und später umstritten – war ihr Satz aus einem „Vogue“-Interview: „Wir stehen für weniger als 10.000 Dollar am Tag nicht auf.“ Heute distanziert sie sich von dieser Aussage. Auch nach dem Ende der klassischen Supermodel-Ära Ende der 1990er Jahre blieb sie eine prägende Figur. Sie war Teil von Dokumentationen und erhielt eine eigene Ausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York.
Doch ab 2016 wurde es still um sie. Erst Jahre später offenbarte Evangelista, dass sie durch eine kosmetische Kältebehandlung zur Fettreduktion entstellt worden sei. Der Eingriff habe sie dauerhaft deformiert. Ihre Klage gegen die Klinik endete mit einem außergerichtlichen Vergleich.
Heute steht Evangelista wieder im Licht der Öffentlichkeit. Im vergangenen Jahr erschien sie erstmals seit fast einem Jahrzehnt wieder bei der Met-Gala in New York - in einem eleganten weißen Kleid. „Ich fühle mich so wohl darin und bin wirklich, wirklich, wirklich glücklich“, sagte sie. (dpa)