Fernsehkoch Tim Mälzer im Interview„Ich will mein Leben zurück“

In der Krise sehnt sich Tim Mälzer seinem eigentlichen Beruf, dem Kochen.
Copyright: dpa
- Im Interview mit Barbara Glosemeyer erzählt TV-Koch Tim Mälzer von falsch verstandenen Sprüchen und warum er sich nicht als „frech“ bezeichnen würde.
Herr Mälzer, Sie sind ja nicht nur Restaurantbesitzer, Koch und Fernsehkoch, sondern sitzen u.a. auch in der Jury von Sendungen wie „I can see your voice“. Was macht Ihnen eigentlich am meisten Spaß?
Die Frage ist eigentlich hinfällig. Ich kann momentan ja nur im Fernsehen auftreten, weil ich meinem eigentlichen Beruf zurzeit nicht nachgehen darf.
Fehlt Ihnen das Kochen oder macht Ihnen Fernsehen inzwischen richtig Spaß?
Was das Fernsehen angeht, bin ich wie Frau Müller aus Pinneberg. Das ist ein großer Abenteuerspielplatz, den ich immer noch etwas befremdlich finde. Dass ich daran partizipieren darf, macht mir unheimlich Spaß. Aber Fernsehdeutschland könnte auch ohne mich auskommen. Aber die Kulinarik ist mein Leben und das will ich zurück. Das ist die Basis, die mich erdet. Da kann ich mich und meine Leistungen richtig einschätzen. Ich weiß sehr genau, wo ich stehe, wann ich die Schnauze aufmachen darf und wann nicht. Im Fernsehen ist das ein bisschen anders: Da denkt man auch schon mal, boah, war ich gut. Und wenn man sich dann selbst sieht, denkt man: Oh Gottogott, hoffentlich sieht meine „Mudder“ das nicht.
Hatten Sie eigentlich, sorry, immer schon so eine große Klappe und hauten gerne mal einen raus?
Ich bin jetzt 50 Jahre alt und würde mich deshalb nicht mehr als frech bezeichnen. Aber wenn ich „bollerig“ bin, ist es immer mit einem großen Anteil Liebenswürdigkeit versehen, auch wenn dies nicht immer jeder wahrnimmt. Je krasser meine Sprüche sind, desto mehr Respekt zeige ich eigentlich dieser Person. Das ist wie bei einem alten Grantler. Da wir aber gerade in einer Hyper-Empfindlich-Phase sind, wo jeder meint, zu jedem „Furz“ Unterschriften sammeln zu müssen, wird manchmal auch was Unschuldiges mit einer Bedeutung versehen, die es gar nicht hat.
Bei dem, was Sie raushauen, würden andere sofort einen Shitstorm ernten. Ihnen scheint man Einiges zu verzeihen.
Ich kriege auch Shitstorms. Man hat sich bei mir nur vielleicht dran gewöhnt und denkt: Nicht der schon wieder.
Ist das eigene Markenpflege oder merken Sie erst hinterher, dass Sie wieder mal was losgetreten haben?
Ich erzeuge nicht ansatzweise freiwillig einen Shitstorm, um eine Marke zu pflegen. Das wäre so ziemlich eine der dümmsten Herangehensweisen. Mein Credo ist ja wirklich Liebe. Ich mag Menschen wahnsinnig gerne. Ich finde aber auch glattgebürstete Pseudo-Kommentierung anstrengender und falscher als mal einen Spruch rauszukloppen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Was Frotzeleien angeht, sind die Menschen heutzutage einfach sehr empfindlich, auch überempfindlich geworden. Das bedeutet nicht, dass ich mich rausreden will. Es gibt auch Momente, wo ich mir sage: „Da hättest du mal besser die Schnauze gehalten, da warst du wirklich drüber.“ Aber ich bin, und deshalb verzeiht man mir vielleicht auch einiges, eben ein emotionaler Mensch. Alle, die mich schon öfter erlebt haben, wissen, dass bei mir die Emotionalität immer über die Rationalität siegen wird und das ist auch das Prinzip meines Lebens. Ich vertraue meinem Bauch. Das heißt nicht, dass ich immer richtigliege.