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FinanzreportSind die Royals das viele Geld eigentlich auch wert?

Lesezeit 4 Minuten
Edinburgh: König Charles III. inspiziert die Ehrengarde der Royal Company of Archers

Edinburgh: König Charles III. inspiziert die Ehrengarde der Royal Company of Archers

Im Finanzjahr 24/25 erhielt die britische Monarchie 100 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln – daran gibt es Kritik.

Leise rollt er aus – und diesmal endgültig: Der traditionsreiche Royal Train, einst eines der Lieblingstransportmittel der verstorbenen Königin Elizabeth II., wird stillgelegt. Mit handgefertigten Möbeln, Gemälden schottischer Landschaften und einem eigenen Schlafabteil für die Monarchin galt der prunkvoll ausgestattete Zug als Inbegriff königlicher Repräsentation und wurde auch „Buckingham-Palast auf Rädern“ genannt.

Ende des Royal Train: Kosten und Nutzung

Doch im vergangenen Jahr wurde der Sonderzug nur zwei Mal genutzt – und verursachte dabei Betriebskosten von insgesamt rund 90.000 Euro. Deshalb ist nun Schluss. König Charles III. kündigte das Aus für das Gefährt diese Woche im Rahmen des Sovereign Grant Reports an – dem jährlichen Finanzbericht der Royals. Der Schritt ist Teil eines Modernisierungskurses des Palasts. Doch die Zuschüsse aus dem Staatshaushalt für die Monarchie bleiben hoch – und werden im kommenden Jahr sogar noch steigen. Damit rückt eine Debatte erneut in den Fokus: Ist das Königshaus dem Land in Zeiten sozialer Einschnitte wirklich noch so viel wert?

London: König Charles III. und Königin Camilla winken auf dem Balkon des Buckingham-Palasts

London: König Charles III. und Königin Camilla winken auf dem Balkon des Buckingham-Palasts

Überblick über den Sovereign Grant

Instandhaltung der PalästeDer Sovereign Grant ist das Geld, das die Krone jedes Jahr vom Staat bekommt, also von den Steuerzahlern. Damit werden offizielle Aufgaben finanziert: Reisen, Personal, Empfänge und die Instandhaltung der Paläste. Die Summe richtet sich nach den Gewinnen des Crown Estate, einem riesigen Vermögensportfolio, das zwar der Krone gehört, aber vom Staat verwaltet wird. Ein fester Prozentsatz davon geht an die Monarchie. Der Sovereign Grant für das britische Finanzjahr 2024/25 betrug umgerechnet etwa 86,3 Millionen Pfund (mehr als 100 Millionen Euro).

Hohe Ausgaben für Reisen und Instandhaltung

Das Geld wurde zu einem großen Teil in die Instandhaltung der Immobilien investiert. Für offizielle Reisen wurden rund 4,7 Millionen Pfund (etwa 5,5 Millionen Euro) fällig, darunter 141 Helikopterflüge für insgesamt 475.290 Pfund (etwa 554.000 Euro). Am kostspieligsten war die kombinierte Reise von König Charles und Königin Camilla nach Australien und Samoa, inklusive Charter- und Linienflügen mit insgesamt 400.535 Pfund (etwa 467.000 Euro). In diesem Finanzjahr sollen die Royals sogar noch mehr Geld erhalten, rund 132 Millionen Pfund (knapp 154 Millionen Euro). Grund dafür sind höhere Einnahmen aus dem Crown Estate, vorwiegend durch Offshore-Windparks, und die laufende Sanierung vom Buckingham-Palast. Die Regierung plant jedoch, dass der Zuschuss nach Abschluss der Renovierung ab 2027 wieder sinkt.

Kritik an der Kostenaufstellung der Monarchie

Die britische Organisation Republic kritisiert den offiziellen Finanzbericht indes als unvollständig und irreführend. Zwar weise dieser für das Jahr 2024/25 staatliche Zuschüsse in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro aus – doch laut Republic liegen die tatsächlichen Kosten der Monarchie weit darüber, nämlich bei über 500 Millionen Euro jährlich.

Forderungen nach Transparenz und Verantwortung

In dieser Summe seien auch Ausgaben enthalten, die nicht offiziell aufgeführt werden, etwa für Sicherheit und Steuervergünstigungen. Die Organisation fordert deshalb, dass künftig nicht der Palast selbst, sondern die Regierung diese Zahlen veröffentlicht und dem Parlament zur Prüfung vorlegt.

Einnahmen aus Herzogtümern im Fokus

Zudem kritisieren die Aktivisten, dass König Charles und Prinz William jährlich Millionen aus den Herzogtümern Cornwall und Lancaster erhalten, großen Land- und Immobilienbesitzen, die ihnen offiziell gehören, aber historisch dem Staat dienen sollten. Sie müssen keine Steuern darauf zahlen, tun dies jedoch freiwillig.

Monarchie verteidigt ihren Wert und Einfluss

Während die hohen Ausgaben für Kritik sorgen, verweist das Königshaus zur Rechtfertigung auf seine internationale Strahlkraft – und den Dienst an Nation und Commonwealth. James Chalmers, der Verwalter der königlichen Finanzen, betonte bei der Vorstellung des Berichts, wie wichtig die sogenannte „Soft Power“ der Monarchie sei, also ihr Einfluss durch Symbolkraft, Tradition und internationale Präsenz. Auch wenn dieser Wert schwer zu beziffern sei, werde er laut Chalmers im In- und Ausland inzwischen anerkannt. Auch der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Royal Holloway University of London sagt, dass die Monarchie zwar Geld koste, dafür aber einen wichtigen Beitrag zur Diplomatie und zum Ansehen des Landes leiste. Schließlich pflegt der Palast die leisen Töne, etwa mit der Einladung an US-Präsident Donald Trump zum Staatsbesuch im Herbst. Wenn die Politik auf Abstand geht, reicht der König die Hand, höflich, würdevoll und ganz ohne Tweet.