Bekannt durch Netflix-SerieFranzösischer Serienmörder vorzeitig aus Haft in Nepal entlassen

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Nepalesische Polizisten eskortieren Charles Sobhraj (mit brauner Mütze) zur Migrationsbehörde in Kathmandu. Der französische Serienmörder ist nach 19 Jahren Haft aus dem nepalesischen Gefängnis entlassen worden.

Nepalesische Polizisten eskortieren Charles Sobhraj (M.) zur Migrationsbehörde in Kathmandu.

Ein Franzose wurde in Nepal zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil er Touristen ermordete. Jetzt kam der als „Die Schlange“ bekannte Mörder nach 19 Jahren frei - und wird nach Frankreich abgeschoben.

Der in der Netflix-Serie „Die Schlange“ porträtierte französische Serienmörder Charles Sobhraj ist nach fast zwei Jahrzehnten aus dem Gefängnis in Nepal freigekommen. Der 78-Jährige wurde am Freitag unter großem Medieninteresse in einem blauen Polizeiwagen aus der Haftanstalt gefahren und zur Einwanderungsbehörde gebracht. Nach Angaben seines Anwalts sollte er noch am Freitag nach Frankreich abgeschoben werden.

Sobhraj hatte in den 70er Jahren in Asien zahlreiche Menschen getötet. Er wird mit mehr als 20 Morden in Verbindung gebracht. In Nepal saß er seit 2003 wegen der Ermordung von zwei nordamerikanischen Touristen in Haft. Davor hatte er schon zwei Jahrzehnte in indischer Haft verbracht. Sobhrajs Masche war es, sich als vermeintlicher Edelsteinhändler zunächst mit seinen späteren Opfern anzufreunden und ihr Vertrauen zu erschleichen, bevor er sie unter Drogen setzte, ausraubte - und immer wieder auch tötete. Die Pässe männlicher Opfer nutzte er, um weiterzureisen.

Bekannt als „Bikini-Mörder“

Seinen Spitznamen „Die Schlange“ erhielt er wegen seiner Fähigkeit, andere Identitäten anzunehmen und dadurch den Fängen der Justiz zu entgehen. Der im April 1944 in Saigon geborene Sohn eines indischen Vaters und einer vietnamesischen Mutter, die später einen Franzosen heiratete, begann schon in jungen Jahren eine kriminelle Karriere als Einbrecher. Seinen ersten Mord beging der weitgereiste Ganove 1975 in Thailand - die Leiche der jungen US-Touristin wurde nur in einem Bikini gekleidet am Strand von Pattaya gefunden. Weitere Opfer folgten, viele von ihnen Rucksacktouristen aus dem Westen.

1976 wurde der „Bikini-Mörder“ schließlich in Indien gefasst und saß dort insgesamt 21 Jahre im Gefängnis - mit einer 22-tägigen Unterbrechung im März 1986, als ihm die Flucht gelang, indem er seine Gefängniswärter mit Süßigkeiten außer Gefecht setzte, die er mit Schlafmitteln gewürzt hatte. Nach seiner Freilassung im Jahr 1997 lebte Sobhraj in Paris und gab Journalisten Interviews, die er sich gut bezahlen ließ.

Journalist erkannte Sobhraj wieder

2003 ging er nach Nepal und baute sich unter falschem Namen ein Exportgeschäft mit Schals auf. Doch schon kurz darauf wurde er von einem Journalisten der „Himalayan Times“ beim Baccarat-Spiel in einem Kasino der Hauptstadt Kathmandu erkannt, der darüber einen Artikel verfasste, woraufhin Sobhraj festgenommen wurde. „Er war wie ein alter Mann. Er wirkte harmlos, uninteressant“, berichtete der Journalist Joseph Nathan später der Nachrichtenagentur AFP. „Dass ich ihn wiedererkannt habe, war pures Glück“.

Obwohl Sobhraj seine Unschuld beteuerte, wurde er in Nepal wegen des Mordes an der US-Touristin Connie Jo Bronzich und ihres kanadischen Begleiters zu lebenslanger Haft verurteilt. Am Mittwoch beschloss das Oberste Gericht jedoch, den 78-Jährigen aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus der Haft zu entlassen. Gleichzeitig ordnete das Gericht seine Abschiebung nach Frankreich binnen 15 Tagen an. Sein Anwalt Gopal Shiwakoti Chintan hat Sobhraj nach eigenen Angaben noch für den späten Nachmittag (Ortszeit) ein Flugticket besorgt. „Die nepalesische Regierung will ihn so schnell wie möglich zurückschicken. Sobhraj will das auch“, sagte er. „Die französische Botschaft bringt ihm sein Reisedokument.“ (afp)

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