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Nachbar wurde mit Schusswaffe bedrohtZeugen schildern Kindesentführung durch Flughafen-Geiselnehmer

Lesezeit 2 Minuten
Das Strafjustizgebäude am Sievekingsplatz.

Das Landgericht Hamburg.

Bei der Entführung seines Kindes ging der Hamburger Flughafen-Geiselnehmer nach Zeugenaussagen aggressiv und gewaltsam vor. Ein Nachbar der Mutter schildert den Moment, als er dem Mann gegenüberstand.

Im Prozess gegen den Geiselnehmer am Hamburger Flughafen haben Zeugen die dramatische Entführung der kleinen Tochter durch ihren Vater im niedersächsischen Stade geschildert. Er habe am 4. November vergangenen Jahres abends Getrampel und Türenknallen in der Wohnung über ihm gehört, sagte am Montag am Landgericht Hamburg ein Nachbar der Mutter des damals vierjährigen Mädchens.  Dann sei ein Mann mit dem Kind auf dem linken Arm die Treppe im Flur runtergerannt. Als der 24-Jährige Hausbewohner wissen wollte, was los sei, habe der Mann mit einer Schusswaffe in der rechten Hand gestikuliert und „Weg, weg, weg!“ gerufen.

Instinktiv habe er seine Hände hochgehoben und sich zurückgezogen, sagte der Nachbar. Die Mutter sei ihrem Ex-Mann hinterhergelaufen und habe ihr Kind schreiend zurückgefordert. Wie zwei Polizisten vor Gericht sagten, schoss der Entführer vor dem Haus einmal in die Luft und raste mit einem Auto davon.

Geiselnahme Hamburg: Angeklagter forderte Flucht-Flugzeug in die Türkei

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Geiselnahme, die Entziehung Minderjähriger, vorsätzliche Körperverletzung und verschiedene Waffendelikte vor. Mit seiner Tochter im Auto war der 35-Jährige zum Flughafen gefahren, hatte dort drei Schranken durchbrochen und war so bis auf das Vorfeld gelangt. Von dort forderte er über den Polizeinotruf, dass ihm ein Flugzeug zur Verfügung gestellt werde, das ihn und seine Tochter in die Türkei bringen sollte.

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, schoss er dreimal in die Luft und drohte, sich und das Kind mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft zu sprengen. Erst nach 18 Stunden gab der 35-jährige Türke auf. Die Sprengsätze erwiesen sich als Attrappen. Hintergrund der Tat war ein jahrelanger Sorgerechtsstreit. Zum Auftakt des Prozesses vor zwei Wochen hatte der Angeklagte die Entführung seiner Tochter und das weitere Tatgeschehen vom November vergangenen Jahres gestanden. (dpa)