NierenschädenIndonesien verbietet flüssige Arzneien nach Tod von 100 Kindern

Indische Medikamente, die nach Todesfällen in Gambia von lokalen Behörden untersucht wurden. Auch in Indonesien ist es zu ähnlichen Fällen gekommen. (Archivbild)
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Jakarta – Indonesien hat nach dem mysteriösen Tod von etwa 100 Kindern vorübergehend den rezeptfreien Verkauf von allen flüssigen Medikamenten verboten. Die Kinder, die zumeist jünger als fünf Jahre waren, seien in den vergangenen Monaten im Zuge von Nierenschädigungen gestorben, teilte Gesundheitsminister Budi Gunadi Sadikin am Donnerstag mit.
Tod von Kindern: Säuglinge hatten gefährliche Chemikalien zu sich genommen
„Das Ministerium hat bei Untersuchungen festgestellt, dass Säuglinge, die an einer akuten Nierenschädigung litten, drei gefährliche Chemikalien zu sich genommen hatten - Ethylenglykol, Diethylenglykol und Ethylenglykol-Butylether“, sagte Sadikin. Die drei Substanzen seien Verunreinigungen aus ungefährlichem Polyethylenglykol (PEG). Dieses wird in vielen flüssigen Arzneimitteln verwendet, um eine bessere Löslichkeit der Inhaltsstoffe zu ermöglichen.
Insgesamt seien seit Januar in 20 Provinzen des Inselstaates mehr als 200 Fälle von akuten Nierenschäden bekannt geworden. Besonders seit August sei die Zahl deutlich gestiegen. Zudem sei es möglich, dass es eine hohe Dunkelziffer gebe, so der Minister. Eltern, deren Kinder dringend Arzneien in Form von Sirup benötigten, wurden aufgefordert, unbedingt einen Kinderarzt aufzusuchen.
70 tote Kinder in Gambia in Verbindung mit Hustensaft
Die Häufung der Fälle in Indonesien geschieht nur wenige Wochen, nachdem ein Hustensaft in Gambia mit dem Tod von 70 Kindern in Verbindung gebracht wurde. Anfang Oktober hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine weltweite Warnung zu vier Hustensäften herausgegeben, bei denen ein Zusammenhang mit dem Tod der 70 Kinder in dem afrikanischen Land vermutet wurde.
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Einem Bericht der BBC zufolge stellte die WHO damals fest, dass in der Arznei verwendetes Material, das von einem indischen Pharmaunternehmen hergestellte wurde, „inakzeptable Mengen“ an Diethylenglykol und Ethylenglykol enthielten. Dort sah die Weltgesundheitsorganisation damals „möglicherweise“ eine „Verbindung mit akuten Nierenschäden“.
Experte vermutet hohe Dunkelziffer
Der indonesische Gesundheitsminister erklärte am Donnerstag dem englischen Sender zufolge, die gleichen chemischen Verbindungen seien auch in einigen lokal verwendeten Medikamenten gefunden worden. Die in Gambia verwendeten Hustensäfte seien aber nicht vor Ort verkauft worden.
Laut Experten könnte die tatsächliche Zahl der Todesopfer noch höher liegen als gemeldet. „Wenn solche Fälle auftreten, ist das, was wir wissen, nur die Spitze des Eisbergs, was bedeutet, dass es weit mehr Opfer geben könnte“ erklärte der Epidemiologe Dicky Budiman gegenüber BBC Indonesia. (das/dpa)