Kleiderfrage im VatikanDer Franziskus-Effekt wirkt

Schlicht statt prunkvoll: Schneider Raniero Mancinelli zeigt eine preiswerte Spitzenborte für einen Umhang.
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Rom – Papst Franziskus tritt seit seiner Wahl demütig und asketisch auf. Gold, Samt oder Pelz gehören nicht zu seiner Garderobe, stattdessen trägt er einfache schwarze Schuhe und ein dünnes weißes Gewand, durch das seine schwarze Hose zu sehen ist. Ein Auftritt, der zu seinem Ruf nach Einfachheit und Demut im Klerus passt.
Ob sein Stil sich auf die Geistlichen übertragen hat, wird sich am heutigen Samstag zeigen, wenn Franziskus 19 Kirchenmänner in den Kardinalsstand erhebt.
"Der Unterschied wird darin deutlich, wie die Kardinäle das traditionelle Gewand bei diesem Konsistorium interpretieren", erklärt Raniero Mancinelli. Er muss es wissen, denn er kleidet in seinem kleinen Geschäft außerhalb der Mauern des Vatikans seit den 1960er-Jahren Kardinäle und auch Päpste ein.
Zu festlichen Anlässen tragen die Kardinäle traditionell purpurrot, vom seidenen Birett auf dem Kopf bis hin zu den Strümpfen. Über den roten Talar wird ein weißer Schulterumhang aus Spitze, die Mozetta, gezogen. Beobachter fragen sich nun, wie die neuen Kardinäle, die aus einigen der ärmsten Länder der Welt stammen, darunter Haiti, Burkina Faso und die Elfenbeinküste, sich für ihre neue Rolle kleiden werden. Werden sie zu schwerer, roter Seide greifen, wie es einige Kardinäle aus den Industriestaaten in der Vergangenheit getan haben?
Der Papst wird ihnen sicherlich ein gutes Vorbild sein, schließlich wurde er vom US-Magazin "Esquire" zum bestgekleideten Mann im Jahr 2013 gekürt. Der Legende zufolge trug Jorge Mario Bergoglio bei seiner Ernennung 2001 zum Kardinal übrigens den abgelegten Talar eines Vorgängers.
"Die Kardinäle und Priester achten mehr darauf, ob sie zu sehr strahlen und geben für ihre Kleidung weniger aus", sagt Mancinelli. "Das ist eine Auswirkung von Franziskus. Sie wollen zeigen, dass sie ihm pastoral nahestehen." Der Unternehmer, der die Gewänder für mehrere der künftigen Kardinäle fertigstellt, hat einige Tipps, worauf zu achten ist. Zum Beispiel: Wie viel Spitze enthält der Schulterumhang? Diese wurde früher von Hand genäht, entsteht heute mit der Maschine. "Das ist der Franziskus-Effekt."
Der damalige Erzbischof von Buenos Aires wählte 2001 einen einfachen Umhang mit nur zwei dünnen Bändern aus Spitze. Gespart werden kann auch am Material des Talars. Einst wurde er aus Seide und Kaschmir hergestellt; heute kann es auch Synthetik sein. "Das kostet weniger und hält länger", erklärt Mancinelli. Auch die früher handgefertigten 33 roten Knöpfe, von denen jeder für ein Jahr im Leben Jesu Christi steht, sind häufig maschinell hergestellt.
Insgesamt kostet die Kleidung der Kardinäle "einige Hundert Euro, nicht einige Tausend". Die roten Strümpfe zum Preis von zwölf Euro pro Paar fallen da nicht mehr ins Gewicht. Das Brustkreuz, Pektorale genannt, kann ebenfalls einen Hinweis darauf geben, wie viel die Kardinäle ausgegeben haben. Als der Jesuit Bergoglio 1992 zum Bischof ernannt wurde, kaufte ihm ein Freund ein einfaches Metallkreuz, das er auch heute als Papst noch trägt. Einen vergoldeten Kreuz-Anhänger, der ihm am Abend der Papstwahl angeboten wurde, lehnte er ab.
Was die Feiern nach dem Konsistorium angeht, hat Franziskus den neuen Kardinälen bereits eine bescheidene Richtung vorgegeben:
In einem persönlichen Brief bat er sie, auf Feiern zu verzichten, die dem "Geist der Sparsamkeit, der Einfachheit und der Armut" widersprechen. (dpa)