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Kommentar zu Vorfall in Frankfurt„Keine Antwort, die die Wunden heilen könnte“

Lesezeit 3 Minuten
ICE Frankfurt

Ein ICE fährt an einem Gleis im Frankfurter Hauptbahnhof ein

  1. Viele grausame Vorfälle erschüttern im Moment das Land.
  2. Unter ihnen der Tod eines Kindes in Frankfurt, der Mord an Walter Lübcke, der Angriff auf einen Erithreer.
  3. Angesichts der Herausforderungen, braucht es neue Anstrengungen zur Solidarität, findet unsere Autorin.

Die Trauer ist groß. Über den Tod des Jungen, der von einem Mann aus Afrika am Frankfurter Bahnhof vor einen Zug geworfen wurde. Über das Leid der Mutter, die den Verlust ihres Kindes bis an ihr Lebensende nicht verwinden wird. Über den Tod der Ehefrau und Mutter, die ein in Deutschland geborener Serbe vor zehn Tagen in der niederrheinischen Stadt Voerde vor einen Zug stieß.

Über das Trauma der Lokführer, die die Bilder nie mehr aus dem Kopf bekommen können. Über den Tod des CDU-Politikers Walter Lübcke, der von einem deutschen Rechtsextremisten hingerichtet wurde. Und groß ist das Entsetzen über den Angriff auf einen Eritreer, der in der vergangenen Woche im hessischen Wächtersbach von einem deutschen Fremdenfeind angeschossen wurde. Und über Migranten, die in Freibädern Badegästen und Bademeistern Angst einjagen.

Keine Antwort, die die Wunden heilen könnte

Wir stehen fassungslos davor, was in unserem Land passiert, das so verletzlich ist, weil es so viel Freiheit lässt. Kein Überwachungsstaat, keine Zensur. Im Vertrauen auf eine Gesellschaft, deren Bürger Anstand haben und die gemeinsamen demokratischen Werte kernen, leben und verteidigen. Wir fragen uns nach dem Warum.

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Was treibt einen Deutschen dazu, auf einen Mann aus Eritrea zu schießen, den er nicht kennt? Und warum nur ermordet ein anderer Mann aus Eritrea – selbst Familienvater – ein wehrloses Kind? In einem Land, das mehr als die meisten anderen Staaten der Welt für Flüchtlinge getan hat?

Es gibt keine Antwort, die die Wunden heilen könnte. Es tröstet die Mutter nicht, die ihr Kind hat sterben sehen, dass der Täter psychische Probleme hat, wie die Kantonpolizei Zürich sagt. Es ist eben auch wahr, dass viele Menschen mit dem eigenen Leben nicht klar kommen und trotzdem niemanden umbringen.

Neue Anstrengungen der Solidarität nötig

Wie geht es nun weiter? Es muss immer neue Anstrengungen der Solidarität geben. Wie das geht, haben Menschen am Frankfurter Hauptbahnhof bewiesen. Sie halfen mutig, den Täter zu fassen und weinten mit den Betroffenen. Mitgefühl, Mitleiden. Niemand bleibt allein. Und es war gut, dass Innenminister Seehofer seinen Urlaub unterbrochen und mit den Leitern der Sicherheitsbehörden über Konsequenzen beraten hat. Es ist ein wichtiges Signal, dass der Staat reagiert. Und es muss harte Strafen geben.

Das Problem ist nur, dass noch so viel Polizei und große Sicherheitsmaßnahmen auf Bahnhöfen keine Garantie dafür sind, dass solch unerträgliche Taten verhindert werden. Aber noch etwas hat Seehofer, der Hardliner, für den Zusammenhalt und Stärkung der Gesellschaft getan. Er hat darauf hingewiesen, dass der Täter aus Afrika kommt - aber mit der deutschen Flüchtlingspolitik hat die Ermordung des kleinen Jungen nichts zu tun.