Arzt warnte früh vor CoronaWie Chinesen und die Welt Li Wenliangs gedenken

Medizinisches Personal im Krankenhaus von Wuhan (Symbolfoto)
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Köln – Zwei Jahre nach dem Tod von Li Wenliang haben viele Chinesen, internationale Ärzte und Journalisten des Arztes gedacht, der zu Pandemiebeginn als einer der ersten versucht hatte, China und die Welt vor dem neuartigen Virus zu warnen. Der Augenarzt aus Wuhan hatte bereits Ende Dezember 2019 über soziale Medien vor einem mysteriösen neuen Virus in seinem Krankenhaus gewarnt und geriet dafür wegen der „Verbreitung von Gerüchten“ ins Visier der örtlichen Polizei.
Als Peking schließlich einräumte, dass es zu einem Ausbruch in Wuhan gekommen ist, avancierte Li Wenliang für viele Chinesen zum Nationalhelden und zur Personifizierung der freien Meinungsäußerung. Anfang 2020 erkrankte Li Wenliang selbst an Covid-19, am 6. Februar 2020 starb der Arzt an der Infektion, vor der er zuvor noch zu warnen versucht hatte. Der Tod Li Wenliangs sorgte in China für viele wütende Reaktionen und Trauer, die bis heute anhält.
Anlässlich seines zweiten Todestages strömten nun erneut viele chinesische Nutzer auf das Profil des Mediziners bei Weibo, einer Social-Media-Plattform, die Twitter ähnelt, um Li Wenliangs zu gedenken. Dabei beließen es die Trauernden aber nicht bei Gedenkformeln, wie die „New York Times“ berichtet. Vielmehr diene das Profil des Mediziners den Menschen mittlerweile in einer Funktion, die der eines „Schutzengels“ ähnelt.
Weibo-Profil mit „Schutzengel“-Funktion
„Dr. Li, bitte segnen Sie mich, damit ich jemanden finde, den ich liebe“, schrieb ein Nutzer. Ein anderer drückte seine Sorgen aus, indem er auf „Massenentlassungen im Baugewerbe“ hinwies. Andere Beiträge waren explizit politischer Natur – vielfach wurde auf die schriftliche Entschuldigung verwiesen, die Li nach seinen öffentlichen Äußerungen zum neuartigen Virus auf Druck der chinesischen Polizei hatte unterschreiben müssen. „Sie ignorieren die Wut der Menschen“, schrieb ein Nutzer in Richtung der chinesischen Machthaber.
Auch außerhalb der Volksrepublik wurde Li Wenliangs am Sonntag und zu Wochenbeginn gedacht. Zahlreiche Mediziner und Journalisten aus unterschiedlichen Ländern kondolierten mit Beiträgen auf Twitter.
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„Wir erinnern uns an Li, seine schwangere Frau und ihren kleinen Sohn“, schrieb die britische Palliativmedizinerin und Autorin Rachel Clarke. „Li war ein Held, ein Arzt mit einem Gewissen, der sich der Macht des chinesischen Staates widersetzte und sein Leben riskierte, um andere zu schützen“, führte Clarke aus. „Er war der erste Held der Pandemie“, schrieb der österreichische Internist Wolfgang Hagen ebenfalls auf Twitter. (das)