Mit der „Paris Bar“ betrieb Michel Würthle einst das „wichtigste Künstlerlokal Deutschlands“. Nun ist er tot.
Stars gingen bei ihm ein und ausLegendärer Berliner Wirt Michel Würthle gestorben

Er war Kunstsammler und Restaurant-Besitzer: Michel Würthle ist gestorben. (Archivbild)
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Der ehemalige Betreiber der legendären Berliner „Paris Bar“ und Künstler Michel Würthle ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 79 Jahren in Berlin, wie sein Freund und Anwalt Robert Unger am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.
Bekannt war der gebürtige Österreicher vor allem als Wirt der „Paris Bar“ in Berlin-Charlottenburg, die er 1979 gemeinsam mit Jugendfreund Reinold Nohal übernahm. Schnell gelang es den beiden Berliner Kulturschaffenden, das Lokal an der Kantstraße zu einem international renommierten Treffpunkt von Künstlern und Bohemiens zu machen. „Wir haben mit Begeisterung daran gearbeitet, dass es einen internationalen Ruf bekommt“, sagte Würthle später einmal.
Michel Würthle: Stars aus Hollywood gingen in der „Paris Bar“ ein und aus
Prominente Stammgäste gingen ein und aus, Udo Walz, Hannelore Elsner und auch internationale Stars wie Robert De Niro, Jack Nicholson oder Madonna sollen dort schon gewesen sein. In einem Nachruf von der „Süddeutschen Zeitung“ wird er deswegen als „Der Gastgeber von Westberlin“ bezeichnet.

Gedeckte Tische und Kunst an den Wänden: Der Innenraum der „Paris Bar“ in Berlin-Charlottenburg besticht durch besonderes Flair.
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Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre studierte Würthle nach Angaben des Steidl-Verlags Kunst in Köln und Wien. Die Leidenschaft für die Kunst behielt er sich bis zum Schluss bei: Erst 2021 erschienen sein Werk „Paris Bar Press Confidential“, in dem er mit Collagen, Zeichnungen und kurzen Texten die Pandemie-Zeit der „Paris Bar“ dokumentierte.
Michel Würthle: Die glänzende Fassade der „Paris Bar“ bröckelte
In der Beschreibung seines Buches wird die „Paris Bar“ als das „wichtigste Künstlerlokal Deutschlands“ bezeichnet. Gerne ließ Würthle seine prominenten Gäste dort laut Medienberichten auch mal mit Kunstwerken statt mit Geld bezahlen. Ganz sauber lief dabei nicht immer alles. Wegen Steuerhinterziehung musste Michel Würthle 2011 eine Geldstrafe bezahlen.
Das Urteil jedoch fiel mild aus, weil das Gericht der Auffassung war, dass er und sein Mitbetreiber keine gierigen Verbrecher, sondern vielmehr „buchhalterisch überfordert“ seien. Laut einem Bericht des „Tagesspiegel“ soll die „die Hälfte bei ihnen schwarz“ gelaufen sein. 2005 musste Michel Würthle dem Bericht zufolge Insolvenz anmelden. (pst mit dpa)