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Prozess gegen Peter MadsenLetzte SMS von Kim Wall: „Ich lebe übrigens noch“

Lesezeit 3 Minuten
u boot madsen

Das U-Boot des Erfinders Peter Madsen, der jetzt unter Mordverdacht steht.

Kopenhagen – Der Tod einer Journalistin bei einer U-Boot-Fahrt steht von diesem Donnerstag (9.30 Uhr) an im Mittelpunkt eines Mordprozesses in Kopenhagen. Angeklagt ist der exzentrische dänische U-Boot-Bauer und Erfinder Peter Madsen. Der 47-Jährige soll die junge schwedische Journalistin Kim Wall an Bord seines Bootes gefoltert und getötet haben. Er selbst bestritt zu Beginn der Verhandlung den Mord. Auch zum Vorwurf des sexuellen Missbrauchs plädiere er auf unschuldig, sagte seine Anwältin am Donnerstag vor Gericht in Kopenhagen.

Madsen behauptet, Wall sei an Bord des U-Boots erstickt. Er habe etwas reparieren wollen, habe deshalb einen Kompressor und zwei Motoren gestartet und sei durch ein Luk nach draußen geklettert, sagte der 47-Jährige am Donnerstag zum Prozessauftakt vor Gericht. Er habe das Luk nicht wieder öffnen können, wohl weil sich ein Unterdruck im Boot gebildet habe. „Ich konnte Kim da unten rufen hören“, sagte er.

Leiche in Einzelteilen gefunden

Die 30 Jahre alte Reporterin Wall hatte Madsen am 10. August vergangenen Jahres für eine Recherche auf das U-Boot begleitet. Zusammen waren sie auf Tauchfahrt gegangen. Am nächsten Morgen sank das U-Boot, Madsen wurde aus dem Wasser gezogen - doch Wall blieb verschwunden. Ihre Leiche fand man noch Wochen später in Einzelteilen im Meer: Erst Kopf und Torso, dann Beine, als Letztes den zweiten Arm.

Vor ihrem Tod hat Wall eine letzte SMS geschickt. „Ich lebe übrigens noch - aber wir gehen runter! Ich liebe dich!!!!!! Er hat Kaffee und Kekse mitgebracht“, schrieb sie am Abend des 10. August auf Englisch an ihren Freund. Die SMS wurde zum Prozessauftakt am Donnerstag im Kopenhagener Gericht gezeigt. Etwa eine Viertelstunde danach sei ihr Telefon noch einmal kurz ins Internet gegangen. Das sei das letzte Lebenszeichen der 30-Jährigen gewesen, sagte Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen.

Mord soll geplant gewesen sein

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Madsen einen Mord an Bord des U-Bootes plante. Er habe eine Säge, Messer und spitze Schraubenzieher mitgenommen. Dann habe er die junge Frau gefesselt, gefoltert, auf sie eingestochen und sie schwer am Unterleib verletzt. Die Anklage lautet deshalb auf Mord und Missbrauch. Gefordert werden eine lebenslange Haft oder Sicherungsverwahrung. Zu einem möglichen Motiv macht die Anklageschrift keine Angaben.

Madsen hat inzwischen zwar zugegeben, Walls Leiche zerteilt und ins Meer geworfen zu haben. Ihr Tod sei aber ein Unfall gewesen, betonte er. Zum Ablauf präsentierte er der Polizei verschiedene Versionen: Die junge Frau habe einen schweren Lukendeckel auf den Kopf bekommen, sagte er zunächst. Dann behauptete er, sie sei im Inneren des Bootes erstickt.

Der Prozess soll bis zum 25. April dauern. Mehr als 30 Zeugen sollen gehört werden. (dpa)