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TV-GesprächPrinz Harry sorgt erneut für Unruhe im Königshaus

Lesezeit 4 Minuten
09.04.2025, Großbritannien, London: Prinz Harry verlässt den Royal Courts of Justice im Zentrum Londons.

Gibt der in die USA ausgewanderte Prinz Harry ein Interview, sorgt das in seiner Heimat Großbritannien stets für Wirbel. 

König Charles III. zeigt royale Stärke beim VE-Day, während Prinz Harrys Interview erneut Spannungen im Königshaus offenbart.

Während Prinz Harrys Interview noch die Schlagzeilen beherrscht, zeigt sich König Charles III. im Rahmen der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Victory in Europe Day (VE-Day) lächelnd auf dem Balkon des Buckingham-Palasts, ganz im Sinne des royalen Mottos: „Keep calm and carry on“, Ruhe bewahren und weitermachen. An seiner Seite: Königin Camilla sowie unter anderem Prinz William, Prinzessin Kate und deren Kinder Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis. Über ihnen zogen die Maschinen der Royal Air Force in einer Formation vorbei, royale Perfektion als Kontrast zum familiären Ausnahmezustand.

Denn nur wenige Tage zuvor, am Freitag, hatte Harry mit einem TV-Gespräch mit der BBC für Aufsehen gesorgt. Darin äußerte sich der 40-Jährige aus Sicht vieler Briten wieder einmal erschreckend offen über sein zerrüttetes Verhältnis zum Königshaus.

Innerlich zerrissen zwischen Groll und Versöhnungswunsch

In einem schlicht gehaltenen Raum nahe seines kalifornischen Wohnsitzes rang er um Fassung, erschien innerlich zerrissen zwischen dem Wunsch nach Versöhnung und tief sitzendem Groll. Das emotional aufgeladene Interview folgte auf die Entscheidung eines Londoner Gerichts, das einen Beschluss des Innenministeriums bestätigte. Der Prinz erhält weiterhin keinen ständigen Polizeischutz in seiner Heimat, sondern muss diesen auch in Zukunft im Vorfeld beantragen und genehmigen lassen – nachdem er gemeinsam mit seiner Frau Herzogin Meghan dem britischen Königshaus im Januar 2020 den Rücken kehrte, um in den USA ein neues Leben zu beginnen.

In dem Interview nach dem Urteil erhob Harry nun erneut schwere Anschuldigungen gegen den Palast. Er warf diesem vor, ihn und seine Familie nach dem Rückzug von den royalen Pflichten „wissentlich in Gefahr“ gebracht zu haben, indem man ihm den ständigen Polizeischutz entzog, um das Paar zur Rückkehr zu bewegen.

Harry mit deutlicher Kritik an seinem Vater

Besonders kritisierte er König Charles, dem er mangelnden Einsatz in der Sicherheitsfrage vorwarf. Trotz seines erklärten Wunsches nach Versöhnung beschuldigte Harry seinen Vater außerdem, sich jeglicher Annäherung zu verschließen – begleitet von der düsteren Bemerkung in Hinblick auf dessen Krebserkrankung: „Ich weiß nicht, wie lange er noch hat.“

„Obwohl er von seinem Wunsch nach Aussöhnung sprach, machte er in dem Interview auch viele Schuldzuweisungen“, sagt Pauline Maclaren, Royal-Experin an der Royal Holloway University of London, im Gespräch mit unserer Zeitung. Dieses Verhalten stieß bei den Briten auf breite Ablehnung: „Die meisten Menschen haben die Geduld mit ihm verloren, auch weil er seinem Vater in einer Zeit, in der es nicht gut um dessen Gesundheit steht, vermutlich nur noch mehr Stress bereitet.“ Harry sei „in vielerlei Hinsicht ein unberechenbarer Mensch“, so die Expertin. „Und die königliche Familie wird über dieses Interview entsetzt sein.“

Der Buckingham-Palast sah sich zu einer Stellungnahme gezwungen und reagierte auf die Anschuldigungen am Freitag knapp, aber deutlich. Ein Sprecher betonte, dass alle Fragen bezüglich Harrys Sicherheitsvorkehrungen wiederholt und sorgfältig von den Gerichten geprüft worden seien und diese jedes Mal zum gleichen Ergebnis kamen. Damit habe der Palast die übliche Politik des „weniger ist mehr“ im Hinblick auf Kommunikation verfolgt und lediglich erklärt, dass die rechtlichen Verfahren ordnungsgemäß eingehalten wurden, so Maclaran.

Intern soll König Charles sich über die Äußerungen seines Sohnes jedoch frustriert geäußert haben, insbesondere über die Behauptung, der Monarch habe sich aus dem Sicherheitsstreit herausgehalten, obwohl er hätte Einfluss nehmen können. Aus Palastkreisen heißt es, es wäre verfassungsrechtlich unangemessen gewesen, wenn der König in das Verfahren eingegriffen hätte, da Sicherheitsfragen von unabhängigen Gremien und nicht vom Monarchen entschieden werden dürfen.

Harry habe die Aufmerksamkeit mal wieder auf sich und seine Selbstgerechtigkeit gelenkt, so Maclaran. Das dürfte das angegriffene Vertrauen in den Prinzen – vor allem in Hinblick auf die Befürchtung, dass vertrauliche Gespräche nicht privat bleiben – zusätzlich erschüttern. „So wird eine künftige Versöhnung noch unwahrscheinlicher.“ Auch die Tageszeitung „The Telegraph„ kommentierte: „Harrys Interview wird die Kluft zwischen ihm und dem Königshaus nur vertiefen.“