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82 Todesopfer bei Texas-FlutCamp-Leiter stirbt beim Versuch, Mädchen zu retten

3 min
Luftaufnahme des Guadalupe River vom 6. Juli: Der Fluss war zwei Tage zuvor plötzlich extrem angeschwollen und hatte für Tod und Zerstörung gesorgt.

Luftaufnahme des Guadalupe River vom 6. Juli: Der Fluss war zwei Tage zuvor plötzlich extrem angeschwollen und hatte für Tod und Zerstörung gesorgt.

Aus dem Überflutungsgebiet in Texas werden immer mehr Todesopfer gemeldet. Besonders betroffen sind Ferienlager entlang des Guadalupe River.

Die USA schauen entsetzt nach Texas, wo nach den verheerenden Überschwemmungen in der Nacht zu Freitag immer mehr Todesopfer gefunden werden. Amerikanischen Medien zufolge liegt die Zahl der Toten bei mindestens 82 – allerdings erwarten Einsatzkräfte und Behörden, noch mehr Opfer zu finden. Besonders tragisch ist, dass zahlreiche Kinder starben, die sich in Ferienlagern entlang des Flusses aufhielten.

Mindestens 28 Kinder kamen bei der Katastrophe in Kerr County und angrenzenden Gebieten in Zentraltexas ums Leben. Zehn Mädchen und eine Betreuerin aus dem Camp Mystic werden laut CNN noch immer vermisst. Insgesamt wird noch nach 41 Personen gesucht. Es sind zahlreiche Einsatzkräfte in dem Gebiet unterwegs. Angehörigen der Texas Air National Guard setzen Militärdrohnen ein, um das Überschwemmungsgebiet besser überblicken zu können.

Camp Mystic am Guadalupe River ist seit Jahrzehnten beliebt

Die Feriencamps entlang des Guadalupe River sind äußert beliebt bei Kindern und Jugendliche und genießen seit Jahrzehnten quasi Kult-Status. Generationen haben dort bereits den Sommer verbracht. Das Mädchen-Ferienlager Camp Mystic, das nun besonders hart getroffen wurde, existiert bereits seit 1926. Die Jugendlichen konnten dort Sport treiben und viel Zeit im und am Wasser verbringen. Das Schicksal dieser Orte und ihrer jungen Bewohner macht viele Amerikaner besonders betroffen. 

US-Medien berichten über immer mehr dramatische Geschichten, die sich in der Nacht zum 4. Juli abgespielt haben. So starb der Leiter von Camp Mystic, Dick Eastland, bei dem Versuch, Mädchen aus den Fluten zu retten, wie sein Enkel George Eastland am Samstag in einer Instagram-Post mitteilte.

Sein Großvater habe die Mädchen retten wollen, „die er so sehr liebte“, schrieb George Eastland emotional. „So ein Mann war mein Großvater. Er war Ehemann, Vater, Großvater und Mentor für Tausende junger Frauen. Obwohl er nicht mehr auf dieser Erde wandelt, wird sein Einfluss auf die Leben, die er berührt hat, nie verblassen.“

Ursachensuche nach der Katastrophe von Texas

Die Bilder, die aus Texas veröffentlicht werden, zeigen die Verwüstung ganzer Landstriche. Der Guadalupe River war binnen 45 Minuten um acht Meter angestiegen und hatte alles mit sich gerissen. Die Überschwemmungen am US-Nationalfeiertag waren durch heftige Regenfälle von bis zu 300 Litern pro Quadratmeter ausgelöst worden – ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge im Landkreis Kerr.

Hunt, Texas: Die Gebäude des Mädchen-Ferienlagers Camp Mystic wurden schwer von der Flut getroffen (Bild vom 6. Juli 2025).

Die Gebäude des Mädchen-Ferienlagers Camp Mystic wurden schwer von der Flut getroffen.

Sturzfluten sind in der Region keine Seltenheit, sie ist als „Flash Flood Alley“ (Sturzflutkorridor) bekannt. Solche plötzlichen Überschwemmungen entstehen, wenn der Boden heftige Regenfälle nicht aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen häufiger und heftiger auftreten als in der Vergangenheit. Warum aber alle Frühwarnsysteme in der Nacht zum 4. Juli offenbar versagten, ist noch unklar.

Sturzflut-Warnung erreicht Camp Mystic und andere Anwohner des Guadalupe nicht

US-Präsident Donald Trump, der am Samstag verkündete, mit seiner Frau Melania zusammen für die betroffenen Familien beten zu wollen, schob die Schuld seinem demokratischen Amtsvorgänger Joe Biden in die Schuhe. Allerdings waren seit Trumps Amtsantritt Mittel für den Nationalen Wetterdienst NWS und die Klimabehörde NOAA gekürzt und zahlreiche Wissenschaftler entlassen worden. 

Entgegen den Behauptungen von texanischen Vertretern verteidigte sich der NWS und teilte mit, es sei frühzeitig und so präzise wie möglich gewarnt worden. Eine Sturzflut-Warnung sei drei Stunden vor dem Anstieg des Guadalupe herausgegeben worden. Allerdings hätten diese Warnungen die Betroffenen vor Ort offenbar nicht rechtzeitig erreicht. NBC zitiert Chris Vagasky, einen Meteorologen aus Wisconsin. „Die Vorhersage war gut. Die Warnungen waren gut. Es geht immer darum, die Menschen dazu zu bringen, die Nachricht zu bekommen“, sagte Vagasky. (mit afp)