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Tischmanieren in DeutschlandDie deutsche Tischkultur wandelt sich

Lesezeit 2 Minuten

Die Tischkultur ist in Deutschland im Wandel. (Bild: dpa)

Mainz – Schlichtes und weißes Geschirr statt bunt verzierte Teller: Die Tischkultur in Deutschland wandelt sich nach Aussage von Branchenvertretern. Während die Tische früher mit 36-teiligen Geschirr- und Besteck-Sets gedeckt worden seien, sei die Ausstattung inzwischen deutlich reduzierter und funktionaler, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur (GPK), Thomas Grothkopp. Grund dafür sei, dass sich die Deutschen wegen Job und Familie weniger Zeit zum Essen nähmen. Die Branche traf sich am Montag in Mainz zu einer Tagung des GPK.

Die Art des Essens und Trinkens bei Tisch habe sich von einer sehr traditionellen zu einer modernen Tischkultur geändert. „Es wird weniger Zeit aufgewendet zum Kochen - zumindest von montags bis samstags“, sagte Grothkopp. Die Menschen kochten viel öfter vorgegartes Essen als früher. Deshalb werde eher zu Besteck und Geschirr gegriffen, das „casual“, also ungezwungen und leger sei. Man habe keinen so hohen Anspruch an das Geschirr. „Es soll einfach zu handhaben und spülmaschinenfest sein“, fasste Grothkopp zusammen.

Internationale Einflüsse

Der Trend zur Einfachheit sei auch am Stil des Geschirrs erkennbar. „Früher musste alles bunt sein“, sagte der GPK-Geschäftsführer. Teller und Tassen seien aufwendig und farbenfroh verziert worden. Dagegen läge heutzutage Geschirr in unterschiedlichen Weißtönen im Trend. Zudem flössen immer mehr Elemente der internationalen Tischkultur in die deutsche ein. So fänden sich hierzulande etwa Essstäbchen oder Geschirr im asiatischen Stil auf Tischen wieder.Obwohl sich die Deutschen Grothkopp zufolge unter der Woche weniger Zeit zum Kochen nehmen, werden Küchen immer hochwertiger. „Seit zehn Jahren ist der Durchschnittspreis bei Küchen gewachsen“, sagte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche, Kirk Mangels. Derzeit liege er im Schnitt bei etwa 6300 Euro. Es sei kein Widerspruch, wenig Zeit für das Kochen zu verbringen, gleichzeitig aber viel Geld für eine Küche auszugeben.

Denn Kochräume und Wohnzimmer verschmölzen in immer mehr Haushalten zu Wohnküchen. „Was vor 40 Jahren der Arbeitsraum für Frauen war, ist zum Mittelpunkt des Wohnens geworden“, sagte Mangels. Das liege daran, dass Küchen nicht nur repräsentativer würden, sondern Geräte wie Geschirrspüler oder Dunstabzugshauben immer leiser. „Wohnküchen haben Einfluss auf die Gestaltung des gedeckten Tisches“, sagte GPK-Geschäftsführer Grothkopp. Was zum Kochen benutzt werde, müsse auch auf den Tisch gestellt werden können. So würden etwa Töpfe moderner und ansehnlicher gestaltet - teilweise auch farbig. (dpa)