Trotz Krieg und SanktionenDie türkische Riviera begrüßt russische Touristen

Auch der Kleopatra-Strand in Alanya gehört zur türkischen Riviera, an der die ersten Urlauber aus Russland landen.
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Istanbul – Die Sonne scheint in Antalya, und an der türkischen Riviera landen trotz des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen gegen ihr Land die ersten Urlauber aus Russland.
Wegen hoher Nachfrage zog der russische Reiseveranstalter Anex Tour den Beginn der Saison sogar um zwei Wochen vor und startete seine Pauschalreisen nach Antalya an diesem Wochenende aus Moskau. Weitere Veranstalter und Flugverbindungen aus weiteren russischen Städten sollen bis Monatsende dazukommen.
Türkei beteiligt sich nicht an Sanktionen gegen Russland
Russische Besucher sind willkommen in der Türkei, die sich nicht an Sanktionen gegen Russland beteiligt. Westliche Sanktionen erschweren allerdings den Flug- und Finanzverkehr zwischen den beiden Ländern. Der türkische Staat will der Branche deshalb helfen, mehr russische Touristen ins Land zu holen.
Aus Russland kommen seit Jahren die meisten Urlauber an türkische Strände. Mehr als sieben Millionen russische Urlauber reisten vor der Covid-Pandemie jährlich in die Türkei; im vergangenen Jahr waren es trotz Pandemie noch fast fünf Millionen Russen, weit vor der zweitstärksten Gruppe der Deutschen mit drei Millionen.
Auch viele Ukrainer urlauben sonst in der Türkei
Diesen Sommer wollte die Branche eigentlich durchstarten und wieder die Besucherzahlen vor der Krise erreichen oder übertreffen. Der Ukraine-Konflikt hat diese Hoffnungen zerstört, zumal die Ukrainer – zuletzt drittgrößte Gruppe der Türkei-Urlauber – in diesem Jahr ganz ausbleiben dürften. Zumindest was die Russen angeht, will die Türkei aber nicht aufgeben.
Werbung müsse die Türkei dafür nicht machen, sagte die Chefin des russischen Reiseveranstalter-Verbandes, Maya Lomidze, der türkischen Wirtschaftszeitung „Dünya“, denn die Türkei sei ohnehin das beliebteste Reiseziel der Russen. „Nachdem die meisten anderen Urlaubsziele unseren Touristen jetzt verschlossen sind, ist das Interesse der Russen an Urlaub in der Türkei sehr groß.“
Probleme bereiten die Flugverbindungen, weil viele russische Fluggesellschaften ihre Maschinen von westlichen Leasingfirmen gemietet haben und nicht mehr ins Ausland fliegen können, wo die Flieger beschlagnahmt würden. Nur wenige russische Charterfirmen besitzen eigene Maschinen, die sie auf Auslandsstrecken einsetzen können – darunter etwa die Fluggesellschaft Red Wings, die auch Antalya anfliegt.
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Türkische Fluggesellschaften wie die halbstaatliche Turkish Airlines und die private Airline Pegasus fliegen weiterhin zwischen Russland und der Türkei, sind für Pauschaltouristen aber zu teuer. Der zu Jahresbeginn ausgehandelte Preis für die Sitzkontingente sei für russische Veranstalter inzwischen aber nicht mehr zu bezahlen, sagte Lomidze. Der türkische Staat solle die Sitze auf den Linienflügen subventionieren, um den Preisunterschied zu herkömmlichen Chartflügen auszugleichen, forderte sie.
Ankara ist offenbar zu Hilfen bereit. Das Tourismusministerium vermittelte jetzt nach einem Bericht der regierungsnahen Zeitung „Sabah“ eine Vereinbarung zwischen den türkischen Fluggesellschaften und den russischen Reiseveranstaltern, wonach Turkish Airlines 1,5 Millionen Sitze für die drei größten Veranstalter bereitstellt; Pegasus soll weitere 500.000 Sitze beisteuern. Turkish Airlines könnte sogar drei Millionen russische Touristen transportieren.