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UmweltkatastropheWarum sterben die Fische in der Oder?

Lesezeit 3 Minuten

Tonnenweise verendete Fische haben Helfer in Deutschland und Polen bereits aus der Oder geborgen.

Warschau/Berlin – Nach öffentlicher Kritik beraten Deutschland und Polen gemeinsam über die Aufklärung des massenhaften Fischsterbens in der Oder. Vor allem die Frage nach dem Verursacher und dem rechtzeitigen Handeln auf polnischer Seite stehen derzeit im Raum.

28 Tonnen verendete Fische

„Ich erwarte natürlich eine vollständige Aufklärung und vollständige Transparenz, darüber was passiert ist“, appellierte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) an Polen. Die Politikerin machte sich bei Frankfurt an der Oder ein Bild von dem Fischsterben. Lemke räumte bei der Aufklärung anfängliche Probleme bei der Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Polen ein. Sie habe nun eine bessere Koordinierung vereinbart, sagte die Grünen-Politikerin.

Zwischen Katowice (Kattowitz )und der Flussmündung sollen bereits 28 Tonnen verendeter Fische aus dem Fluss geborgen worden sein, so polnische Quellen. Nach einem Treffen mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa am Sonntagabend im Stettin sagte Lemke, man habe lösungsorientiert diskutiert und „gute und gemeinsame Schritte“ vereinbart. Dazu zählen insbesondere Verbesserungen bei den Informationsketten. „Es ist klar, dass wir uns einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe gegenübersehen“, sagte die Ministerin.

Möglicherweise keine natürliche Ursache

Nach Angaben von Polens Regierung sind bei Laboruntersuchungen von verendeten Fischen bislang keine toxischen Substanzen entdeckt worden, die das Fischsterben verursacht haben könnten. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle untersucht worden, sagte Polens Umweltministerin bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Lemke. Nun würden die Proben der Fische zusätzlich auf weitere 300 schädliche Stoffe untersucht, darunter auch auf Pestizide. Zudem sollen Kadaver seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Verenden untersucht werden. Proben hätten allerdings einen erhöhten Sauerstoffgehalt ergeben, was für die Sommerperiode und den niedrigen Wasserstand ungewöhnlich sei. Möglicherweise sei es zu einem Oxidierungsprozess des Wassers gekommen. Dies könne darauf hindeuten, dass das Fischsterben möglicherweise keine natürliche Ursache habe, sagte Umweltministerin Moskwa weiter.

Weitere Ergebnisse stehen noch aus

In der Umweltverwaltung des Kreis Märkisch-Oderland wurden vergangene Woche hohe Quecksilberwerte im Wasser ausgemacht. Später habe ein deutsches Labor deutlich höhere Salzgehalte im Flusswasser nachgewiesen. Auch in Polen wiesen Analysen auf erhöhte Salzwerte im Wasser hin, wie Moskwa sagte. Heute werden in Brandenburg weitere Labor-Ergebnisse erwartet.

Polens Premierminister Mateusz Morawiecki hat nach eigenen Angaben erst am 9. oder 10. August von den Zuständen im Fluss erfahren. Doch schon am 26. Juli berichteten polnische Fischer den Behörden über verendete Fische.

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Zwei Verdächtige für eine Verunreinigung gibt es bereits – die Papierfabrik Jack-Pol bei Olawa, wo die toten Fische erstmals gesichtet wurden. Brisanter wäre es, wenn flussaufwärts bei Kedzierzyn Kozle (Kandrzin-Cosel) ein Chemiewerk des Konzerns „Grupa Azoty“ belangt würde – hier ist der polnische Staat der Haupteigentümer. (mit dpa)