„Mein Sohn liegt dort seit vier Jahren und verrottet“, erklärte eine Angehörige. „Es ist das schrecklichste Gefühl, das ich je hatte.“
Familien falsche Asche übergeben„Verstörend“ – Bestatter nach Fund von 189 verwesenden Leichen festgenommen

US-Beamte vor dem Bestattungsunternehmen in Colorado. Nach dem Fund von 189 verwesenden Leichen sind die Betreiber festgenommen worden. (Archivbild)
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Nach dem Fund von 189 verwesenden Leichen in einem Bestattungsunternehmen im US-Bundesstaat Colorado sind die Betreiber festgenommen worden. Die Bezirksstaatsanwaltschaft in Colorado Springs teilte am Mittwoch mit, die beiden Besitzer des Bestattungsinstituts ständen im Verdacht, mehrere Straftaten begangen zu haben – darunter Diebstahl, Fälschung und missbräuchlicher Umgang mit Leichen. Sie seien am Mittwoch im Bundesstaat Oklahoma festgenommen worden und sollten nach Colorado überstellt werden.
Anfang Oktober hatte die Polizei in dem Bestattungsunternehmen in dem kleinen Ort Penrose nahe Colorado Springs die sterblichen Überreste von Aberdutzenden Menschen gefunden, nachdem es Berichte über Gestank auf dem Gelände gegeben hatte.
„Grauenhaft“ und „verstörend“: Leichen in Bestattungsunternehmen unsachgemäß aufbewahrt
Die Leichen waren nach Angaben der Behörden unsachgemäß aufbewahrt. Der zuständige Sheriff beschrieb den Fund als „grauenhaft“ und „verstörend“. Manche der Körper sollen seit vier Jahren in dem Bestattungsunternehmen gelagert worden sein. Die Leichen wurden später abtransportiert und nach und nach identifiziert, um Angehörige zu benachrichtigen.
„Die Strafverfolgungsbehörden wissen jetzt, dass die Leichen, die jeder Familie übergeben wurden, nicht von ihren Angehörigen stammen konnten“, hieß es im Oktober in einem der Öffentlichkeit zugänglichen Dokument der US-Behörden.
Bezirkstaatsanwalt zum Fall in Colorado: „Absolut schockierend“
Während einer Pressekonferenz in Colorado Springs, bei der am Mittwoch die Anklage bekannt gegeben wurde, erklärte Bezirksstaatsanwalt Michael Allen der „Associated Press“ (AP) zufolge, dass weiterhin viele Details des Falls zurückgehalten werden, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Die Anklageunterlagen enthielten Informationen, die „absolut schockierend“ seien, führte Allen aus.
Gegenüber AP berichteten mehrere Familien, die amerikanische Bundespolizei FBI habe ihnen mitgeteilt, dass ihre Angehörigen unter den verwesenden Leichen gefunden worden seien. Somit stamme die Asche, die die Familien vom Bestattungsunternehmen erhalten hatte, nicht von ihren Familienmitgliedern. Was für eine Asche den Angehörigen stattdessen übergeben wurde, soll nun geklärt werden, hieß es weiter.
Angehörige bekamen falsche Asche ausgehändigt: „Das schrecklichste Gefühl in meinem Leben“
„Vier Jahre lang marschierte ich mit dieser Urne durch das ganze Land und glaubte, es sei mein Sohn“, sagte die Angehörige Crystina Page der Nachrichtenagentur. „Mein Sohn liegt dort seit vier Jahren und verrottet. […] Es ist das schrecklichste Gefühl, das ich je in meinem Leben hatte.“
Pages damals 20-jähriger Sohn David war demnach 2019 von Polizeikräften erschossen worden. Seine Mutter verwendete die Urne mit der vermeintlichen Asche ihres Sohnes in den letzten Jahren immer wieder bei Protestaktionen gegen die Polizeigewalt in den USA. (das/dpa)