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VerfassungsschutzOnline-Radikalisierung „zentrales Problem“ bei Jugendlichen

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau öffnet auf ihrem Smartphone einen Ordner mit Apps verschiedener sozialer Medien.

Eine Frau öffnet auf ihrem Smartphone einen Ordner mit Apps verschiedener sozialer Medien. 

Fünf Jugendliche sollen zu einer rechten Terrorzelle gehören – der Jüngste 14 Jahre alt. Welche Rolle spielen soziale Medien bei der Radikalisierung von Jugendlichen?

Bei der Radikalisierung von Jugendlichen gibt es aus Sicht des Verfassungsschutzes vielfältige Ursachen – soziale Medien spielen demnach eine zentrale Rolle. „Wenn Sie sich beispielsweise entsprechende Plattformen auf Instagram angucken, dann ist das extrem besorgniserregend“, sagte Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutzes, der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam.

Es gebe die Inspiration einerseits, man mache sich ideologisch Gedanken. Man führe Versatzstücke rechtsextremistischer Narrative zusammen in eine eigene Ideologie und mache sich auch aktionsorientiert Gedanken: „Was könnte man denn tun?“ Mitunter münde das dann in Gewalttaten, sagte Selen.

Übersprung in den analogen Raum

„Wir sehen einen Trend, dass es gerade gewaltbereite, gewaltorientierte und aktionsorientierte Jugendliche sind aus der rechtsextremistischen Szene, die sich zusammenfinden“, sagte Selen. „Das passiert im digitalen Raum schon länger, aber wir sehen auch einen Übersprung im Endeffekt in den analogen Raum.“ Beispiel dafür seien Attacken auf Christopher-Street-Day-Veranstaltungen.

Wie könnte man Wege der Radikalisierung abschneiden? „Ich denke, Online-Radikalisierung ist das zentrale gesellschaftliche Problem, mit dem wir uns zu beschäftigen haben.“ Er sei ein Freund davon, die „Information-Bubble“ aufzubrechen, Meinungsvielfalt einzubringen. Sein zweiter Punkt: „Wir müssen derjenigen, die Radikalisierung bewusst betreiben in sozialen Medien, habhaft werden. Sie müssen aus der Anonymität gezogen werden, insbesondere wenn sie zu Straftaten aufrufen oder entsprechende Netzwerke aufbauen.“

Die Bundesanwaltschaft ist am frühen Morgen in mehreren Bundesländern gegen eine mutmaßliche rechte Terrorgruppe vorgegangen. Fünf Verdächtige lässt die oberste Strafverfolgungsbehörde festnehmen. Sie sind zwischen 14 und 18 Jahre alt. (dpa)