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Interview

Vertrauter des neuen Papstes
„Leo XIV. ist einfach und bescheiden, kann sich sehr zurücknehmen“

Lesezeit 3 Minuten
12.05.2025, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Leo XIV. winkt während einer Audienz in der Halle Paul VI. im Vatikan am Montag, 12. Mai 2025, Fotografen zu, die über das Konklave, in dem er gewählt wurde, berichtet haben.

Erste Audienz im neuen Gewand: Papst Leo XIV. Wie er privat ist, erzählt sein Ex-Mitarbeiter im Interview. 

Lieber Wein als Fanta: Ein Ex-Mitarbeiter vom neuen Papst Leo XIV. plaudert aus dem Nähkästchen

Mehr als ein Jahrzehnt lang lebte und arbeitete André Ciszewski in der Kurie des Vatikans. Sein letzter Chef in Rom: Robert Francis Kardinal Prevost, der heutige Papst Leo XIV. Seit 2024 ist Ciszewski Pfarrer im niedersächsischen Dinklage. Philipp Ebert gegenüber berichtet er über seinen ehemaligen Vorgesetzten.

Monsignore Ciszewski, wie gut kennen Sie den neuen Papst persönlich?

Ich kenne ihn seit einigen Jahren, zuerst war er als Bischof von Chiclayo bereits Mitglied der damaligen Bischofskongregation, in der ich als Mitarbeiter war. Dann wurde er 2023 Präfekt, also Leiter dieses „Ministeriums“, das heute Dikasterium für die Bischöfe heißt. Seitdem haben wir bis zu meinem Weggang jeden Tag miteinander gearbeitet.

Wie haben Sie täglich miteinander gesprochen?

In der Regel Italienisch, aber der Papst versteht auch Deutsch recht gut und spricht es sogar ein wenig.

Sie haben in Rom mehr als zehn Jahre lang Bischofsernennungen bearbeitet. Ging bei Ihnen auch der Name Robert Francis Prevost über den Schreibtisch, als dieser 2015 Bischof von Chiclayo in Peru wurde?

Nein, ich war für andere Länder zuständig.

Aber Prevosts Ernennung war doch aktive Personalpolitik vom verstorbenen Papst Franziskus, oder?

Franziskus wird das Potenzial dieses Mannes gesehen und gedacht haben: „Gut, wenn er Bischof wird. Er wird mir eine wertvolle Hilfe sein können.“ Übrigens beeindruckt mich, wie bereitwillig sich Robert Francis Prevost immer wieder hat senden lassen: nach Peru, dann nach Rom, dann wieder nach Peru, zurück nach Rom.

Wird jemand, der in den Slums in Lateinamerika gearbeitet hat, mit der lateinischen und sehr ehrwürdigen Art der Liturgie im Vatikan fremdeln?

Den Eindruck habe ich nicht. Ich habe ihn bei großen Messen erlebt, da bewegt er sich sicher. Er hat wahrscheinlich beides in seinem Herzen. Der neue Papst bringt einfach einen weiten Horizont mit.

Ist er ein guter Sänger?

Ich finde schon, wie man jetzt ja auch bei seinem ersten Mittagsgebet am Sonntag gesehen hat.

Da Leo XIV. zwei Pässe hat: Ist er eher typisch-amerikanisch cool oder mehr lateinamerikanisch locker?

Er ist schon cool, den bringt nichts aus der Ruhe. Und er ist einfach und bescheiden, kann sich sehr zurücknehmen. Aber er lacht auch gerne sehr herzhaft. Was ich auch beeindruckend finde: Er kann mit jedem ein Gespräch führen, ob es nun ein Kardinal ist, der Hausmeister, die Reinigungskraft oder seine priesterlichen Mitarbeiter. Gern hat er sich auch über die neuesten Fußballergebnisse ausgetauscht.

Verschiedentlich ist schon über Prevosts Baseball-Leidenschaft gesprochen worden. Aber mit wem hält er es denn beim Fußball?

Die Frage hat diplomatisches Gewicht (lacht). Jedenfalls haben wir in der Regel über italienischen Fußball geredet.

Papst Benedikt XVI. hat berühmterweise immer Fanta getrunken. Was kommt beim neuen Pontifex ins Glas?

Da kommt eher ein gutes Glas Wein auf den Tisch als eine Fanta, würde ich sagen.

Und was ist Leos Lieblingsessen?

Dazu sage ich lieber nichts – sonst bekommt er es demnächst noch ständig vorgesetzt (lacht).

Unter Franziskus war der traditionelle Papst-Urlaub in Castel Gandolfo ja aus der Mode gekommen. Wie wird der neue Pontifex sich erholen?

Ob er wieder, wie seine Vorgänger, nach Castel Gandolfo reist, wird sich zeigen. Letzten Sommer jedenfalls war er bei seinen Brüdern in den USA. Zu seiner Familie hat er eine sehr starke Beziehung.