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Von Kunst bis zu HantelnSotheby’s versteigert Nachlass von Karl Lagerfeld

Lesezeit 3 Minuten

Blick in Lagerfelds Reich: Das Schlafzimmer unter der Dachschräge wirkt gemütlich. 

Paris/Monaco/Köln – Er wusste nicht nur Frauen und Männer elegant einzukleiden, sondern liebte es auch, sich in seinem privaten Umfeld von schönen Dingen zu umgeben – von vielen, sehr vielen schönen Dingen. Nun widmet sich Sotheby’s dem Nachlass von Karl Lagerfeld (1933−2019). Bei Auktionen in Paris und Monaco im Dezember und in Köln im Frühjahr 2022 werden mehr als 1000 Gegenstände versteigert.

Das Esszimmer strahlt Grandezza aus.

Ein erster Blick auf die Fotos des Onlinekatalogs zeugt von einem üppigen, aber eklektischen Geschmack. Da sind hypermoderne Arbeitszimmer zu sehen. Eine muschelförmige Sitzlandschaft aus weißem Leder prangt vor Bücherregalen aus Glas, in denen Bildbände noch und nöcher gestapelt sind – die einzelnen Bereiche werden von senkrechten Halogenleuchten getrennt. Aber Karl konnte auch ganz anders: Vor altmodischen Raffgardinen scheint eine mit dunkelblauem Samt bezogene Sitzgarnitur zur Teestunde einzuladen. Rund um eine Kommode sind Lithografien angeordnet. Es finden sich Möbel der italienischen Memphis Gruppe, die Lagerfeld in den 80er Jahren sammelte, genauso wie Preziosen des französischen Kunstgewerbes, dem er sich später zuwandte. Aber es gibt auch ultramoderne Designobjekte, die er mit Marc Newson, Martin Szekely oder Maarten Van Severen gemeinsam kreierte.

Näpfe der Katze Choupette unterm Hammer

Auch recht Banales ist im Angebot – wie zum Beispiel die Näpfe seiner heiß geliebten Katze Choupette, Champagnerkühler in Form von Farbeimern, natürlich mehr als 200 Paar der fingerlosen Lederhandschuhe, die Lagerfeld in den letzten 20 Jahren seines Lebens trug. Und auch sein Kleiderschrank wird geplündert, in dem sich auch Anzugjacken von Kollegen finden: Yves Saint Laurent, Comme des garçons oder Dior – um diese schmalgeschnittenen Anzüge von Hedi Slimane tragen zu können, hatte er 42 Kilo abgenommen – und hielt dieses Gewicht auch: „Mein einziger Ehrgeiz ist es, weiterhin bei Dior Größe 48/46 tragen zu können!“ ist ein für ihn typischer Ausspruch zu diesem Thema.

Der Schätzwert der Hanteln liegt mit 200 bis 300 Euro im günstigeren Segment.

Die Versteigerungen sind für den 3. bis 5. Dezember in Monaco, für den 14. und 15. desselben Monats in Paris angesetzt. Parallel sind zwei sogenannte Online-Sessions (ab 26. November) geplant. Der konkrete Kölner Termin werde später bekannt gegeben, so Sotheby’s auf Nachfrage der Rundschau. Auch zur Frage, ob dies die erste Auktion mit Publikum im frisch eröffneten Deutschland-Hauptsitz werde, hielten sich die Verantwortlichen bedeckt.

Durchaus erschwingliche Angebote

Klar ist aber: Es ist nicht alles völlig unerschwinglich, was hier unter den Hammer kommen soll. Ein Paar Hanteln ist auf 200 bis 300 Euro angesetzt, der Champagner-Kühler 300 bis 500 Euro. Der Einsatz für ein Mahagoni-Tischchen von Louis Süe und André Mare beginnt bei 1000 bis 1500 Euro. Und so liegt vieles im vier- oder fünfstelligen Bereich, denn gerade bei Porzellan und Einrichtungsgegenständen hat es in den letzten Jahren einen starken Wertverfall gegeben – beim Weiterverkauf hat schon mancher Sammler nicht das bekommen, was er einst bezahlt hat.

Aber wer weiß, vielleicht werden ja Lagerfeld-Fans die Preise in ungeahnte Höhen treiben. Was wohl die Näpfe von Choupette bringen werden?