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„Seids ihr deppert“Kinozuschauer spotten über „Lockdown“-Video der Stadt

Lesezeit 3 Minuten
OP-Maske mit dem Schriftzug „Lockdown“ (Symbolbild)

Die Stadt Wien warnt vor einem erneuten Lockdown (Symbolbild).

Die Stadt Wien intensiviert zum Winter ihre Impfkampagne und greift dafür auf ungewöhnliche Mittel zurück.

In Österreich steigt die Zahl der Corona-Infektionen mit Beginn der kalten Jahreszeit. Am Montag lag die Inzidenz bei 334, und vor allem sind immer mehr Krankenhausbetten belegt. Binnen einer Woche mussten sechs Prozent mehr Patientinnen und Patienten stationär behandelt werden. Die Stadt Wien will aufgrund der Lage ihre Corona-Impfkampagne intensivieren.

Dazu gehen die Verantwortlichen ungewöhnliche Wege: Veranstaltungen werden unterbrochen, um ein Video zu zeigen. „Eine Minute Lockdown“ heißt der Clip. Zu sehen ist zunächst eine Szene wie in einem Actionfilm, in dem ein Kampfpilot einen Knopf drückt. Dann startet ein einminütiger Countdown vor schwarzem Hintergrund. Schließlich endet der Film mit dem Statement „Keine weitere Minute Lockdown“ und „Wien impft weiter“. Idee der Kampagne: Eine erneute Ausgangssperre soll verhindert werden, indem Menschen zum Impfen motiviert werden. Eingespielt werden die Videos in Nachtclubs, im Fitnesscenter, im Stadion und im Kino.

Wiener Kinozuschauer machen sich über Corona-Video lustig

Die Reaktionen auf die Kampagne sind allerdings durchwachsen, will man den sozialen Medien glauben. So wurde am Sonntag eine Kinovorstellung im Wiener Cineplex jäh unterbrochen, um den Clip zu zeigen. Die Stadt Wien postete auf ihrem Twitterkanal ein Video mit den Reaktionen der Zuschauer.

Als der Film für den „Countdown“ unterbrochen wird, sind viele Besucherinnen und Besucher zunächst irritiert. Am Ende des Clips ist jedoch vielfach vor allem Gelächter zu hören.

In den Kommentaren bei Twitter ist vor allem Unverständnis zu erkennen. User schreiben, sie seien zwar geimpft und würden sich an alle Maßnahmen halten, allerdings sei diese Idee unsinnig.

„Seids ihr jetzt komplett deppert?“, will jemand wissen. „Formal hervorragend gemacht. In der Sache jedoch: Impfpflicht oder lasst es einfach bleiben“, meint jemand anders. Zu lesen sind erwartungsgemäß auch Kommentare, die von einer „Corona-Diktatur“ in Österreich schreiben. 

Wiener Bürgermeister für strenge Corona-Maßnahmen bekannt

In der Kritik steht auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der ein Befürworter von strengen Corona-Maßnahmen ist. Im Oktober forderte Ludwig beispielsweise, die Wiener Maßnahmen wie die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske in öffentlichen Verkehrsmittel oder Apotheken und die Test- und Maskenpflicht in Krankenhäusern und Pflegeheimen aufs ganze Land auszuweiten. 

Ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker teilte mit: „Wir wollten uns wieder auf einen gemeinschaftlichen Gedanken besinnen, der mittlerweile ein wenig aus dem Sinn gekommen ist“. Die Kampagne richte sich vor allem an diejenigen, die geboostert werden könnten.  In Österreich sind 72 Prozent der Gesamtbevölkerung zweimal gegen Corona geimpft.

Ob das Video bei der Wiener Bevölkerung verfängt, darf nach den Reaktionen bezweifelt werden. Viele finden es einfach nur peinlich. Diesen Eindruck dürfte auch ein weiteres Video hervorrufen, das die Stadt auf ihrem Instagram-Kanal postete. Zu sehen ist ein als Impfspritze verkleideter Mensch, der einsam und offenbar unglücklich durch die Wien irrt. „Boosta ist so lonely“ schreibt das Social-Media-Team der Stadt dazu, und „Lass ihn nicht im Stich“.

„Keine Ahnung wer für diese Kampagne zuständig ist, aber derjenige/diejenige sollt sich wirklich schämen.. Einfach peinlich..“, lautet noch eine der harmloseren Reaktionen auf den Film.