7 Millionen Euro TeppichEx-Besitzerin erhält keinen Schadenersatz

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Der Vasenteppich aus der persischen Provinz Kerman wurde im Jahr 2010 im Londoner Auktionshaus Christie's für umgerechnet 7,2 Millionen Euro versteigert.

Der Vasenteppich aus der persischen Provinz Kerman wurde im Jahr 2010 im Londoner Auktionshaus Christie's für umgerechnet 7,2 Millionen Euro versteigert.

Im Streit um den kurzzeitig teuersten Teppich der Welt muss ein Augsburger Auktionator keinen Schadenersatz an die frühere Eigentümerin zahlen. Das Oberlandesgericht (OLG) in Augsburg wies am Donnerstag die Berufung der Frau zurück, teilte ein Sprecher mit. Die Seniorin aus dem Raum Starnberg hatte für eine Fehleinschätzung des Auktionators entschädigt werden wollen: Dieser hatte ihren Teppich vor einer Versteigerung im Jahr 2009 auf 900 Euro taxiert.

Verkauft wurde das Stück in Augsburg für 19.700 Euro. Bei einer erneuten Versteigerung im Londoner Auktionshaus Christie's erzielte der Läufer dann die Rekordsumme von umgerechnet 7,2 Millionen Euro.

Auktionhaus war nicht auf Teppiche spezialisiert

Nach Auffassung des OLG kann dem Beklagten keine Pflichtverletzung vorgeworfen werden. Der Teppich sei vor der Versteigerung ausreichend untersucht worden. Auch habe der Auktionator versucht, anhand von Fachbüchern die genaue Herkunft zuzuordnen und das Alter des Läufers zu bestimmen. Dies entspreche der Vorgehensweise, die von einem Auktionshaus zu erwarten sei, das nicht auf Teppiche spezialisiert, sondern in einer großen Bandbreite tätig sei.

Eine Revision vor dem Bundesgerichtshof wurde nicht zugelassen. Nach Angaben des OLG-Sprechers kann sich die Frau aber noch mit einer Nichtzulassungsbeschwerde gegen diese Entscheidung wehren.

Von 900 Euro auf 7,2 Millionen Euro

Der Teppich stammte ursprünglich aus Persien, geknüpft wurde er im 17. Jahrhundert in der Provinz Kerman. Doch der Auktionator hatte das seltene Stück vor der Versteigerung in Augsburg zu gering bewertet. Erzielt wurden zwar 19.700 Euro, worüber sich die Besitzerin zunächst freute. Bei einer erneuten Versteigerung im Londoner Auktionshaus Christie's wurde der Läufer allerdings für eine Rekordsumme von umgerechnet 7,2 Millionen Euro weiterverkauft.

Für die Fehleinschätzung wollte die ursprüngliche Besitzerin, eine ältere Dame aus dem Raum Starnberg, entschädigt werden. In einem ersten Prozess vor dem Augsburger Landgericht war die Klage abgewiesen worden. Ein Gutachter wollte sich auch im Berufungsprozess nicht darauf festlegen, ob der Auktionator den Wert des Kunstwerks hätte erkennen müssen.

Wieso ist der Teppich eigentlich so wertvoll?

Von wann stammt der Teppich? Was hat er für ein Muster, wie ist der Zustand? Und: Wie einmalig ist er? All diese Dinge spielen eine Rolle, um ein Stück richtig zu bewerten. „Der Teppich ist einer der frühesten mit diesem Design und damit einer von wenigen Prototypen für persische Teppiche seit der Mitte des 17. Jahrhunderts – das ist an Seltenheit nicht zu überbieten“, sagt Kunsthistorikerin Nicole Ströll von der unabhängigen Kunstvermittlung und -beratung Art von Wert in Köln.

Die beiden einzigen vergleichbaren Stücke aus der Zeit befinden sich in Museumsbesitz. Vor allem aber die Tatsache, dass der Teppich sich einst im Besitz der Comtesse de Béhague (1870-1939) befunden haben soll, steigerte seinen Wert. „Hinzu kommen noch der sehr gute Erhaltungszustand und die außergewöhnliche Farbkraft, die am Ende mitbestimmend waren für den hohen Preis“, so Ströll. (gs/dpa)

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