Basalt AGIn Köln wird am selbstheilenden Asphalt getüftelt

Im neuen Technologiezentrum bereitet BAG-Mitarbeiterin Elena Rudt Asphaltproben für die Kälteprüfkammer vor. Hier wird das Material verschiedenen Temperaturen ausgesetzt.
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Köln – "Asphalt herstellen ist wie Kuchen backen", versuchte Asphaltfachmann Alexander Bach zu verdeutlichen. Man mische verschiedene Zutaten, in diesem Fall Gesteinskörnungen mit dem aus Erdöl gewonnenen Bindemittel Bitumen. Mischungsverhältnis, grob gerechnet: 95 Prozent Gestein, fünf Prozent Bitumen. Doch Belag ist nicht gleich Belag. "Das Bitumen entscheidet über die Qualität des Asphalts", sagte Karl-Heinz Kolb, Leiter Technik Asphalt bei der Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG) mit Sitz in Linz.
Damit der Straßenbelag bei Hitze wie bei Kälte den enormen Belastungen des zunehmenden Auto- und Lkw-Verkehrs standhält, forschen BAG-Ingenieure an immer neuen Zusammensetzungen - seit Kurzem im unternehmenseigenen Technologiezentrum in Köln-Porz, das am Mittwoch eingeweiht wurde. "Zwischen 4,5 und fünf Millionen Euro will die Basalt AG in den Kölner Forschungsstandort investieren", sagte BAG-Vorstandschef Peter Vos. Eine wichtige, gemessen am Konzernumsatz von 1,24 Milliarden Euro (2015: 1,25 Milliarden Euro, 2014: 1,34), gleichwohl eher kleine Investition für das Unternehmen, das zu den führenden Baustoffherstellern des Landes gehört.
Belastungsprobe im Labor
Das Technologiezentrum hat mehrere Aufgaben: Zum einen überprüfen die 17 Mitarbeiter anhand von Bohrkernen die Zusammensetzung des Asphalts bestehender Beläge. Zum anderen forschen sie nach neuen Texturen, die haltbarer, leiser und bestenfalls auch nachhaltiger sind. Baustoff-Prüfsysteme helfen bei der Analyse. So etwa eine Apparatur, die eine Belastung des Asphalts nachahmt, wie sie in der Realität durch extremen Lkw-Verkehr entstünde. Tausende Male rollen Räder über die Asphaltproben; verschiedene Temperaturen simulieren die Jahreszeiten. Nur was sich hier bewährt, wird später hergestellt und ausgeliefert.
In einer eigenen Kälteprüfkammer können die Techniker die Zähigkeit des Asphaltklebers Bitumen testen - im Extremfall unter arktischen Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius. Geforscht wird beispielsweise an einer Art selbstheilendem Asphalt. Gemeint ist die Möglichkeit, dass kleinste Risse in der obersten Asphaltschicht durch bestimmte Fließeigenschaften oder zugefügte Materialien sich von alleine schließen können.
Als große Vision haben die Asphaltmischer die Straße der Zukunft im Blick. Die soll nicht nur deutlich haltbarer als ihre Vorgänger sein. Sie soll vor allem völlig neue Aufgaben übernehmen. Gedacht ist etwa daran, mittels Sonnenkollektoren Elektrofahrzeuge mit Strom zu versorgen. In der Straße der Zukunft sollen außerdem viele Sensoren zur laufenden Verkehrsüberwachung und -steuerung sowie Kommunikationsleitungen verbaut werden.
Infos zur Basalt AG
Angefangen hatte alles im Jahr 1888 in Köln. Unter der Leitung niederländischer Kaufleute vereinigten sich 16 mittelständische Steinbrüche zum ersten deutschen Unternehmen der Steinindustrie. Basaltgestein sollte für den Küsten- und Gewässerschutz genutzt werden und den Bedarf an Baustoffen für die Verkehrsinfrastruktur decken. 1892 zog die Basalt AG von Köln nach Linz. Mit über 140 Beteiligungen zählt die BAG heute zu den führenden Baustoffherstellern in Deutschland. In rund 400 Betriebsstätten werden mineralische Rohstoffe gewonnen, aufbereitet und verarbeitet. Einer der Gründungsgesellschafter ist heute Alleineigentümer: die Wilhelm Werhahn KG (9000 Mitarbeiter, drei Milliarden Euro Jahresumsatz).(ri)