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Gedankenspiele einiger SparkassenGeld im Tresor statt bei der EZB ?

Lesezeit 3 Minuten
Große Geldmengen

Symbolbild

München/BerlinKönnen die Banken ihr Geld einfach in den Tresor legen?

Theoretisch ist das zwar möglich: Praktisch würde die Versicherung aber nicht mitspielen, wenn plötzlich zum Beispiel 10 Millionen Euro im Tresor liegen statt 1 Million. Einige bayerische Sparkassen haben deshalb zunächst beim Sparkassenverband angefragt, wie sich die Geldeinlagerung im eigenen Haus auf die Höhe der Versicherung auswirken würde. „Die Sparkassen prüfen alle möglichen Optionen“, sagt eine Sprecherin des bayerischen Sparkassenverbandes in München und bestätigte einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Zeitung zitiert aus einem internen Rundschreiben des Verbandes, in dem schon Beispielrechnungen für die Einlagerung im eigenen Haus aufgeführt wurden. Die Sprecherin des Sparkassenverbandes betont, dass es sich nur um ein theoretisches Szenario handele.

Wäre die Geldaufbewahrung im Tresor für die Banken billiger?

Das ist fraglich. Neben höheren Versicherungsprämien kämen auf die Geldhäuser hohe Kosten für zusätzlich Sicherheitsvorkehrungen und die Logistik hinzu, die mit der Verwaltung des Geldes verbunden ist. Bei dem derzeitigen Strafzins von 0,3 Prozent dürfte die Rechnung nicht aufgehen. „Bei der aktuellen EZB-Gebühr lohnt sich das nicht“, sagt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Der Dachverband der Sparkassen rechnet daher vorerst nicht mit einer Veränderung. „Wir stellen keinen erhöhten Bargeldumlauf fest und rechnen damit auch nicht“, sagt der Sprecher.

Um welche Geld-Summen geht es überhaupt?

Kreditinstitute im Euro-Raum hatten nach einer Statistik der Europäischen Zentralbank Anfang März insgesamt rund 222 Milliarden Euro bei ihr geparkt. Die Daten werden nicht nach Ländern aufgeschlüsselt.

Wie ist die Situation bei anderen Geldhäusern?

Viele kleinere Volksbanken parken nach Angaben des Branchenverbandes BVR ihr Geld über Nacht nicht bei der EZB, sondern bei den genossenschaftlichen Spitzeninstituten. Die DZ Bank erhebt derzeit dafür nach eigenen Angaben keinen Strafzins. „Die Überlegungen der bayerischen Sparkassen zeigen aber, dass der Spielraum der EZB für weitere Zinsschritte begrenzt ist“, sagt ein BVR-Sprecher.

Warum erhebt die EZB den Strafzins?

Die Notenbank kämpft mit Geldflut und Strafzinsen gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche im gemeinsamen Währungsraum. Müssen Banken mehr für das Bunkern von Liquidität zahlen - so die Theorie - bringt sie das eher dazu, das Geld als Kredit an Verbraucher und Unternehmen weiterzureichen. Das kann die Konjunktur und die Inflation ankurbeln. Allerdings ist die Teuerungsrate nach wie vor weit entfernt von dem Ziel von knapp unter 2,0 Prozent, bei dem die EZB Preisstabilität gewahrt sieht. Beobachter rechnen daher damit, dass die Notenbank den Strafzins von derzeit 0,3 Prozent bei ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag weiter verschärft.

Wie reagieren die Kreditinstitute bisher ?

An Firmenkunden wird die Gebühr zum Teil weitergereicht. Das trifft nicht nur Unternehmen, sondern auch Profianleger wie Versicherungen und Pensionsfonds. Für Privatkunden schließen die meisten Kreditinstitute Strafzinsen weiterhin aus. Teurer könnte es für sie dennoch werden. So warnte Deutsche Bank-Chef John Cryan jüngst, wenn die Zinsen negativer würden, müssten Banken höhere Zinsen für Kredite fordern - und dann werde die Kreditvergabe sinken.

Wie müssen hohe Werte vor Panzerknackern geschützt werden?

Damit kennt sich der Chef des Münchner Goldhändlers Pro Aurum, Robert Hartmann, aus. Schon beim Bau der goldfarbenen Zentrale am Stadtrand stand er in Kontakt mit der Versicherung, um alle Auflagen zu erfüllen: „Es ist nicht mehr so wie in schlechten Filmen, dass es mit meterdicken Wänden getan ist.“ Inzwischen sorgen Personenschleusen, Alarmsysteme und tonnenschwere Tresore, dass die gelagerten Goldschätze nicht in die falschen Hände geraten. Dabei hat Gold im Vergleich zu Geld einen großen Vorteil, wie Hartmann betont: Es ist viel schwerer abzutransportieren. In einen Sportwagen, so rechnet er vor, könnten maximal 700 Kilo zugeladen werden. „Aber damit kommen Sie nicht mehr schnell weg.“