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InnovationAutomatik-Bahn in Köln vorgestellt

3 min

DB Cargo Chefin Sigrid Nikutta mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder

Güterzüge von DB Cargo sollen bald weitgehend autonom fahren.

Wenn es um die Zukunft geht, führt auch bei der Bahn am Thema Digitalisierung kein Weg vorbei. In Köln-Gremberghoven wurde deshalb eine spezielle Lokomotive für Güterzüge entwickelt, die perspektivisch vollkommen autonom fahren soll. Sigrid Nikutta. Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG, und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) präsentierten die Neuentwicklung am Freitag der Öffentlichkeit.

„Diese Züge kommunizieren automatisch mit der Infrastruktur“, erklärte Nikutta die Funktionsweise: „So können wir eine optimale Geschwindigkeit erreichen, und auch das Bremsen der Güterzüge wird präziser.“ Auf diese Weise können die vorhandenen Schienen-Verbindungen besser ausgelastet werden – es fahren also mehr Züge auf den Wegen als bisher.

Die Lok, die voller modernster Technik steckt, wurde im Bahn-Werk Köln-Gremberghoven seit dem Jahr 2021 aufwändig umgerüstet. An der Entwicklung, die vom Bundesverkehrsministerium finanziell mit fast 19 Millionen Euro gefördert wurde, waren Fachleute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt. Die Güterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo, hat selbst 12,5 Millionen Euro in das Projekt fließen lassen.

Erste Testfahrten in den Niederlanden

Im Oktober soll es erste Testfahrten der nach Bahn-Angaben europaweit einzigartigen Lok auf der niederländischen Betuwe-Linie geben. Ein Jahr lang wird dort die Alltagstauglichkeit ausprobiert. „Damit können wir dem Ziel des Koalitionsvertrags für die aktuelle Bundesregierung näherkommen, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen“, erklärte Sigrid Nikutta.

Bei Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder trafen diese Worte auf wohlwollende Zustimmung: „Das ist ein Weg, den wir gehen wollen, aber auch gehen müssen“, sagte der Politiker. Die mittelfristig vollständige Automatisierung sei auch eine Antwort auf den Mangel an Fachkräften. Die Bundesregierung habe sich vorgenommen, auch für den Schienenverkehr die Digitalisierung „massiv“ zu fördern, so Schnieder.

Dafür habe man im Infrastruktur-Paket hohe Summen zur Verfügung gestellt. „Ich erwarte, dass davon kein einziger Cent übrig bleibt“, mahnte der Minister. Konkret bestehe die Chance, dass 20 bis 30 Prozent mehr Züge auf den Weg gebracht werden könnten, um Güter zu transportieren. Das sei wichtig, weil es viel teurer sei, neue Strecken zu bauen. Da sei man froh, wenn vorhandene Anbindungen optimal ausgenutzt werden könnten.

Ausbau in Deutschland dauert

Nach der einjährigen Probephase soll die neue Technik zeitnah offiziell zugelassen werden. Im Anschluss könnte sie dann auf weitere Lokomotiven ausgeweitet und in ganz Europa eingesetzt werden. Dass DB Cargo im Nachbarland Niederlande seine Innovation testet, liegt daran, dass diese Güterverkehrsstrecke zwischen dem internationalen Hafen in Rotterdam bis zur deutschen Grenze bei Zevenaar bereits elektrifiziert ist. Auf deutscher Seite soll eine Verbindung zwischen Emmerich und Oberhausen erst im kommenden Jahr entsprechend modernisiert werden.

In der Vergangenheit hatte DB Cargo bereits mit der ferngesteuerten Kupplung von Güterzügen auf Rangierbahnhöfen experimentiert. Solche Züge auch auf einer Strecke etliche Kilometer weit automatisch fahren zu lassen, sei eine Herausforderung gewesen. Mit spezieller Technologie werden die Lokomotiven quasi durch einen Autopiloten gesteuert. Dafür ist es wichtig, dass beispielsweise die Signale an der Strecke ebenfalls digital betrieben werden und sich mit dem jeweiligen Zug austauschen. Zur Sicherheit wird in der Erprobungsphase immer noch ein Lokführer am Steuer sein, um die Prozesse während des Fahrens zu überwachen und notfalls umgehend eingreifen zu können.

DB Cargo muss sich transformieren

Für DB Cargo-Chefin Sigrid Nikutta und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder war die Jungfernfahrt bei der Präsentation der neuen Automatik-Lok ein kurzes Vergnügen. Begleitet von einem erfahrenen Lokführer hatten sie bloß die Aufgabe, interessiert zuzuschauen. Dann setzte sich der Triebwagen für wenige Meter in Bewegung. Letztlich war der Termin auch nur der öffentlichkeitswirksame Startschuss für ein millionenschweres Projekt, das sich sonst kaum zeigen lässt.

Die erhoffte Steigerung der Effizienz kommt für DB Cargo gerade zur richtigen Zeit: Neben Aspekten der Pünktlichkeit und der Umweltfreundlichkeit geht es auch um die Steigerung von Umsatz und Gewinn. Schließlich befindet sich das Unternehmen in einem herausfordernden Transformationsprozess, um Kosten zu sparen.