Interview mit Spielautomaten-König„Jeder gestaltet sein Glück selbst“

Paul Gauselmann in einem Showroom seines Firmensitzes
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- Mit 87 Jahren steht Automaten-König Paul Gauselmann noch immer an der Spitze seiner Unternehmensgruppe.
- Im Interview mit Nina Kallmeier spricht er über Unternehmertum und Glücksspiel.
Herr Gauselmann, Sie sind seit 64 Jahren Unternehmer und haben ein Imperium in einer Branche aufgebaut, der mancher mit Argwohn begegnet…
Na ja, es gibt einfach seit Menschengedenken Leute, die etwas dagegen haben, dass man mit und um Geld spielt. Allerdings hat man weniger dagegen, auch wenn es um größere Summen geht wie bei Spielbanken, die vor allem der Staat betreibt. Wenn es im Privaten oder im Internet passiert, dann gibt es etwa ein Drittel der Bevölkerung, das das Spiel mit und um Geld ablehnt. Ein weiteres Drittel ist neutral und ein Drittel spielt gerne.

Paul Gauselmann
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Aus Ihrem Unternehmen ist ein internationales Glücksspielimperium geworden. War da auchGlück dabei?
Nein, ich glaube nicht an Glück. Mein Glück ist, dass ich noch lebe und mir noch kein Backstein auf den Kopf gefallen ist. Jeder gestaltet sein Glück selbst. Für mich hat Glück viel damit zu tun, Möglichkeiten, die sich bieten, zu erkennen, was daraus zu machen und dann auch dranzubleiben. Nicht nur ein paar Wochen oder Monate, sondern Jahre, Jahre, Jahre. Dann hat man zwar Höhen und Tiefen. Aber wenn man dann noch in den negativen Erfahrungen das Positive sieht, dann ist das Leben gelungen.
Als Sie sich selbstständig gemacht haben, waren Sie Familienvater und sind dennoch den Schritt gegangen.
Ich hatte mir das gut überlegt. Ich war ja sieben Jahre noch Angestellter, bevor ich voll in die Firma eingestiegen bin, die ich zusammen mit meinen Brüdern parallel aufgebaut habe. Als ich voll dazugestoßen bin, hatten wir schon 15 Angestellte, und das Geschäft mit Musikboxen in Gaststätten lief gut.
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Sie hatten damals die Doppelbelastung – Angestellter und eigene Firma. Bundesweit wird heute über die Einführung einer Vier-Tage-Woche und reduzierte Arbeitszeiten diskutiert. Wie sehen Sie das?
Wir haben im Betrieb in manchen Bereichen eine Sechs-Tage-Woche. Je mehr die Technik die geistige Arbeit der Menschen übernimmt, desto mehr können wir uns aber erlauben, dass der Mensch weniger anwesend ist. Doch ist es denn nur schön, zu Hause zu sein? Eine Vier- oder Drei-Tage-Woche sehe ich eher für Menschen ab 65. Ich zum Beispiel arbeite heute auch einen Tag weniger, mittwochs komme ich nicht ins Büro. Unter meinen Nachkommen – ich habe vier Söhne, neun Enkelkinder und drei Urenkel – gibt es die Diskussion nicht, die sind alle, jeder auf seine Art, sehr fleißig.
Mit Ihren 87 Jahren sind Sie sogar älter als US-Präsident Joe Biden. Nachfolger gäbe es in der Familie. Denken Sie jetzt langsam ans Aufhören?
Nein, warum denn? Wenn mein Sohn den Betrieb morgen übernehmen würde, dann würde ich mir das vielleicht überlegen. Aber das Unternehmen ist ein Teil meines Lebens. Mir wäre im Ruhestand sicherlich nicht langweilig: Ich habe viele Hobbys, Tiere, mein Tennis, das im letzten Jahr durch Corona etwas kurz gekommen ist. Aber die Renten-Ruhe steht für mich nicht zur Debatte. Das ist eine Frage der Zufriedenheit. Es macht zwar nicht immer nur Spaß im Büro, vor allem braucht das Alter mehr Ruhezeiten. Aber 50 Prozent der Zeit macht mir die Arbeit immer noch Freude, 50 Prozent sind Pflicht.
Gauselmann hat gerade die Spielbank NRW übernommen. Wie geht es für das Unternehmen weiter?
Ich bin mir sicher, dass wir in fünf Jahren den Bruttospielertrag der Spielbanken in NRW verdoppeln können. Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben, aber fest steht: In den bestehenden Spielbanken haben wir zu viel Personal. Dies wird sich aber sozusagen von selbst erledigen. Denn wir dürfen zwei neue Spielbanken eröffnen und damit auch neue Arbeitsplätze schaffen.
Jüngst wurde der neue Glücksspielvertrag auf den Weg gebracht, der etwa das Online-Glücksspiel bundesweit legalisiert. Sind Sie froh?
Für den Anfang bin ich froh, dass der neue Glücksspielvertrag gekommen ist. Er ist aber sehr stümperhaft gemacht. Da muss dringend nachjustiert werden. Denn das Ziel, dem illegalen Glücksspiel im Internet einen Riegel vorzuschieben, wird damit nicht erreicht. Wenn der Staat das illegale Spiel im Internet nicht will, muss er das legale Spiel besonders stärken. Die jetzigen überzogenen Einschränkungen schwächen uns als legale Anbieter. So wird man das illegale Spiel nicht wegkriegen und neue Kunden gewinnen.