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Produktiver arbeitenWieso Chefs Mitarbeiter bevorzugen sollten

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Das Fazit der Studien lautet: Für Unternehmen zahlt es sich aus, wenn der Chef einzelne Mitarbeiter bevorteilt - ohne dabei andere respektlos zu behandeln.

Gleichbehandlung war gestern: Fühlen sich Mitarbeiter besser behandelt als ihre Kollegen, erbringen sie besonders gute Ergebnisse. Damit steigern sie sogar die gesamte Teamleistung. Führungskräfte profitieren also davon, wenn sie Einzelne bevorzugen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Christian Tröster, Professor an der Kühne Logistics University in Hamburg, und Stefan Thau, Professor an der London Business School.

Zusammen mit Forschern aus den Niederlanden und Kanada untersuchten sie in vier Studien mit rund 1000 Teilnehmern, wie sich Führungsqualität auf den Selbstwert, die Emotionen und das Verhalten einzelner Mitarbeiter auswirkt. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass ein bevorteilender Führungsstil erfolgreich sein kann. Die besser behandelten Mitarbeiter sind besonders produktiv, machen weniger Fehler und unterstützen zudem ihre Kollegen.

„Seit den 40er Jahren predigen Führungstheorien, dass es sich auszahlt, wenn man allen Mitarbeitern mit der gleichen Aufmerksamkeit begegnet“, sagt Soziologe Christian Tröster. Die Experimente und Arbeitnehmer-Umfragen belegten jedoch das Gegenteil: Beschäftigte, die gleich gut wie ihre Kollegen behandelt werden, erzielen weniger gute Ergebnisse. „Unsere Studie gibt der Forschung einen neuen Dreh: Wir zeigen, dass es sich lohnt, nicht alle gleich zu behandeln“, ist Tröster überzeugt.

Neun von zehn Berufstätigen (91 Prozent) gehen gern zur Arbeit. Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage unter Arbeitnehmern ergeben. Damit ist dieser Anteil im Vergleich zur gleichen Umfrage im Jahr davor leicht gestiegen. Damals hatten 88 Prozent der Befragten gesagt, dass sie gern zur Arbeit gehen.

Besonders häufig gaben die 18- bis 29-Jährigen an, dass das für sie gilt: Hier waren es 96 Prozent. Die 30- bis 44-Jährigen waren etwas weniger motiviert (89 Prozent).

Was die Arbeitsmotivation angeht, war für die Mehrheit der befragten Arbeitnehmer (82 Prozent) entscheidend, dass die Kollegen angenehm sind.

Für drei Viertel der Befragten (75 Prozent) war besonders wichtig, dass sie den Respekt und die Anerkennung der Vorgesetzten und der Mitarbeiter haben. Nur rund jeder Zweite (45 Prozent) machte seine Motivation von einer variablen Vergütung wie Bonuszahlungen abhängig.

Das bedeute aber nicht, so der Experte, dass Vorgesetzte andere Mitarbeiter respektlos behandeln sollten. „Vielmehr gilt es, die Kollegen 'normal gut' und fair zu behandeln“, weiß Tröster. Die Bevorteilung müsse auf eine sensible Art und Weise geschehen, die den Einzelnen stärke und das Team nicht schwäche.

Gerne mal den Vorgesetzten loben

Auch umgekehrt gilt: Mitarbeiter sollten ruhig öfter einmal ihren Vorgesetzten loben. „Auch ein Motivator braucht gelegentlich Motivation“, sagt die Karriereexpertin Claudia Enkelmann aus Königstein im Taunus. So könnten Arbeitnehmer etwa sagen: „Chef, ich bewundere Sie, wie Sie die Aufträge an Land ziehen.“

Allerdings sollten Mitarbeiter wirklich nur dann ein Lob aussprechen, wenn sie es auch so meinen. „Sonst ist es nur peinlich“, sagt die Expertin. Finden Mitarbeiter ihren Chef wirklich toll, müssten sie meist aber auch gar nicht lange überlegen, wofür sie ihren Boss loben können. Das komme dann von ganz allein. (mit Material von dpa)

Ein Lob am Arbeitsplatz kann Mitarbeiter motivieren. Aber es gibt auch noch andere Methoden. Lernen Sie diese in unserer Bildergalerie kennen:

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