Produkt- und PreisstrategieVom Reiz der Premium-Marken

Deutsche Marke mit Tradition: Die blaue Nivea-Dose ist vielen Konsumenten vertraut.
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Köln – Wer ein Premium-Produkt kauft, mag ein erhebendes Gefühl haben. Er kann sich etwas leisten. Darauf setzen Hersteller, wenn sie mit "Premium" werben. Geschützt oder offiziell definiert ist der Begriff nicht. Der Konsument erwartet aber höhere Qualität. Und er kann ziemlich sicher sein, dass er mit höheren Preisen konfrontiert wird. Premium-Werbung ist Teil einer Produkt- und Preisstrategie.
Bei der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg heißt es, wenn Premium-Angebote keine Qualitätsvorteile böten, könne man auf irreführende Werbung schließen und dagegen vorgehen Die Rechtsprechung sei bisher wenig ergiebig. Das liege auch daran, dass Streitfälle eher durch außergerichtliche Abmahnverfahren erledigt würden. Die Verbraucherzentrale NRW zweifelt generell am objektiven Aussagegehalt einer Premiumbewertung.
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde meint, ein Kriterium für Premiumprodukte seien besonders gute Zutaten. Das Premium-Pils großer Brauereien zeichne sich, so der Deutsche Brauer-Bund , durch schonende Verarbeitung ausgesuchter Rohstoffe und lange Lagerung aus.
Beim Lebensmittel-Konzern Nestle ziehe sich die Abgrenzung zwischen üblicher Ware und Premium- Produkten durch das Sortiment, erläutert Sprecher Alexander Antonoff. Beispiel Eiscreme: Mövenpick ist Premium, Schöller Alltagsware. Und wer kontrolliert den Qualitätsunterschied? Das besorge der Verbraucher. Wenn ihm das teurere Produkt nicht mehr wert sei, werde er es nicht wieder kaufen.
Klare Verhältnisse herrschen in der Autobranche. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat einen Katalog von Premium-Marken deutscher Hersteller definiert. Dazu zählen Audi, BMW, Mercedes (ohne Smart), Mini und Porsche sowie die zu VW gehörenden Marken Bentley, Bugatti und Lamborghini. Hinzu kommen einzelne VW- Modelle: Phaeton, Touareg und das vom Passat abgeleitete CC-Coupe.
VDA-Sprecher Eckehart Rotter sagt, nicht die Größe des Fahrzeugs sei entscheidend, sondern Komfort, Sicherheit, Ausstattung, Qualität, Zuverlässigkeit, Preis und Prestige. Was die Zuverlässigkeit angeht, so ist allerdings bekannt, dass auch Hersteller ohne das Etikett Premium gute Leistungen aufweisen können, und dass Premium-Autos nicht immer pannenfrei fahren.