Ralf Dümmel von „Höhle der Löwen“„Das beste Produkt ist Toilettenpapier“

Investor Ralf Dümmel
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- Seit 2016 ist Ralf Dümmel in „Die Höhle der Löwen“ dabei.
- Was Gründer für ein Investment mitbringen müssen, hat er uns im Gespräch verraten.
Bonn – Ralf Dümmel ist in der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ der Investor mit den meisten Deals. Fans sprechen schon von „dümmeln“, wenn der 53-jährige geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens „DS Produkte“ wieder zuschlägt. Dabei kommt seine authentische und offene Art bei Zuschauern und Gründern gleichermaßen gut an. Mit Sebastian Fink sprach Dümmel über die Show, deren Einfluss auf sein Privatleben, den Bonner Unternehmer Frank Thelen und warum ein Einkauf bei ihm immer sehr lange dauert.
Herr Dümmel, Sie kommen gerade von Dreharbeiten für „Die Höhle der Löwen“, jetzt das Interview, im Anschluss der nächste Termin: Ihr Leben hat sich seit dem Einstieg in die Sendung vor fünf Jahren auch ein bisschen verändert, oder?
Ralf Dümmel: Ein bisschen? (lacht) Mein Leben hat sich total verändert. Früher konnte ich immer ganz in Ruhe über die Straße gehen, ohne Vorschläge für Investitionen zu bekommen. Das hat sich stark geändert, das habe ich unterschätzt. Selbst auf der Rolltreppe bekomme ich neben Selfie-Anfragen nun auch Ideen- und Investmentvorschläge. Aber alle sind supernett.
Wie kam es dazu, dass Sie ein Löwe wurden?
Dümmel: Ich habe irgendwann abends einen Anruf bekommen, ob ich die Show kennen würde. Das war natürlich der Fall, da ich mich beruflich mit Produkten beschäftige. Dann hat man mich gefragt, ob ich mitmachen will. Und ich dachte nur: „So ein Quatsch, was soll ich da? Meine Produkte muss ich da nicht vorstellen, das bekomme ich auch alleine hin.“ Ich habe erst nicht verstanden, dass ich als Investor kommen sollte.
Was macht die Sendung aus?
Dümmel: Die Höhle der Löwen ist nicht nur für Gründer und Unternehmer interessant. Zuschauer haben mich angesprochen und erzählt, dass sie aus der Sendung etwas gelernt haben. Für die einen ist das mitunter der Blick auf ein kritisches Gespräch. Andere hatten auch rhetorisch viele Lerneffekte – beispielsweise für Gehaltsgespräche. Mir macht es einen Riesenspaß, Gründern zu helfen und ihre Freude zu sehen, wenn ihr Unternehmen Erfolg hat.
Der Bonner Unternehmer Frank Thelen ist mit dieser Staffel aus der Show ausgestiegen. Was bedeutet das für Sie?
Dümmel: Ich persönlich finde es sehr, sehr schade. Ich habe mit Frank ein super Verhältnis, wir haben auch immer noch regen Kontakt. Ich bedauere seinen Ausstieg sehr, denn Frank hat noch einmal eine ganz andere Farbe hereingebracht. Ganz am Anfang waren wir uns ja nicht so grün, wir sind ganz unterschiedliche Typen. Aber wir verstehen uns mittlerweile super.
Zur Person
Ralf Dümmel ist 53 Jahre alt, hat drei Kinder und lebt mit seiner Freundin in Hamburg. Seine Karriere bei „DS Produkte“ startete er als Verkaufsassistent des Geschäftsführers und Gründers Dieter Schwarz vor über 30 Jahren. Seit 1996 ist er geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, das mit mehr als 4000 Produkten nach eigenen Aussagen zu den größten Lieferanten von Einzelhändlern, Lebensmittelhändlern, Discountern und Versandhäusern Europas gehört. Die DS Unternehmensgruppe hat mehr als 400 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von etwa 260 Millionen Euro.
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die Löwen in der Show Konkurrenten sind. Es geht um viel Geld. Sind dennoch unter den Löwen gute Beziehungen entstanden?
Dümmel: Sehr, sehr gute Beziehungen sind da entstanden. Das wundert mich selbst bis heute. Wir zoffen uns da wirklich, da ist nichts gestellt. Und so mancher Zoff geht auch noch weiter, wenn die Kameras aus sind. Ich frage mich manchmal, warum wir uns danach wieder so gut verstehen. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht ganz so gut verlieren kann. Da bleibt bei mir ein paar Stunden noch was hängen, dann ist es aber schnell wieder gut.
Sie sind der Löwe mit den meisten Deals – 85 bis zum Start der jetzigen Staffel. Sind Sie einfacher zu überzeugen als die anderen?
Dümmel: Ich bin nicht so leicht zu überzeugen. Es geht mir auch nicht um die meisten Deals. Aber mein Unternehmen ist so breit aufgestellt, dass wir die verschiedensten Warengruppen beliefern. Wir haben ein riesiges Netzwerk im Handel, und da können wir im Bereich Non-Food und auch Food einfach sehr gut helfen. Da passen viele Produkte zu uns – und viele Gründer.
Welcher Deal hat Ihnen die meiste Freude bereitet? Und welcher Deal den meisten Frust?
Dümmel: Frust hat mir kein Deal bereitet. Aber die Sendung und auch ich als Investor stellen keine Garantie dar. Wenn der Kunde ein Produkt nicht annimmt, tut mir das am meisten weh. Gleichzeitig will ich auch keinen hervorheben. Auch die Frage nach dem „erfolgreichsten“ Deal beantworte ich nicht gerne. Natürlich investiere ich, um Geld zu verdienen. Aber es geht hier nicht nur ums Geld, sondern auch darum, Start-ups zu helfen.
Was braucht ein Gründer, damit Sie investieren?
Dümmel: Wenn die Gründer und ich ein Unternehmen aufbauen wollen und ich als Minderheitsgesellschafter einsteigen soll, dann muss die Chemie zwischen uns stimmen. Es muss menschlich passen, sonst wird es nicht funktionieren. Das ist meine Überzeugung im Leben. Und dann muss das Produkt natürlich stimmen. Ich suche Produkte, mit denen man viele Menschen erreichen kann. Ich habe schon vor Corona gesagt: Das beste Produkt ist Toilettenpapier. Das braucht jeder Mensch ein Leben lang.
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Corona ist das Stichwort: Das Coronavirus hat auch die Dreharbeiten zur jetzigen Staffel beeinflusst.
Dümmel: Ja, das war ganz komisch, denn wir haben vor und während Corona gedreht. Für mich war das schwierig. Wenn ich gewinne, springe ich aus dem Sessel und laufe die Gründer fast über den Haufen vor lauter Freude. Das ging dann mit Corona nicht mehr. Da musste ich immer eineinhalb Meter vorher abbrechen. Und es war natürlich die Frage: Investieren die Löwen jetzt weiter? Was ich aber sagen kann: Die Kreditkarten waren auch in dieser Staffel nicht leer.
Welche Folgen hat die Corona-Pandemie auf die Start-up-Szene?Dümmel: Die Start-up-Szene wird es brutal treffen. Die Unternehmen haben mitunter keine Rücklagen, stehen noch ganz am Anfang. Das wird für einige sehr schwer. Schauen wir doch auf die Frühjahrsstaffel zurück. Da haben wir plötzlich bei uns rund 8000 Filialen nicht mit Produkten beliefern können.
Die Höhle der Löwen ist nur ein kleiner Teil Ihrer Arbeit. Sie leiten ein Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern. Wie lang ist eigentlich Ihr Arbeitstag?
Dümmel: 16 bis 17 Stunden, würde ich sagen. Wenn ich schlafe, arbeite ich nicht. Aber mein Job macht mir unheimlich Spaß, ich empfinde es nicht als Arbeit.
Haben die letzten Jahre auch Sie persönlich verändert?
Dümmel: Man muss akzeptieren, dass man in der Öffentlichkeit steht. Ich bin megahappy, dass die Resonanz so gut ist, aber der Blick von außen auf einen selbst hat sich geändert. Wenn ich jetzt zur Tankstelle fahre und mal keine farbigen Socken anhabe, werde ich direkt darauf angesprochen. Das hat vorher niemanden interessiert. (lacht)
Können Sie privat noch in den Supermarkt gehen, ohne dabei an ihre Produkte, die Platzierungen im Markt und mögliche Lücken im Sortiment zu denken?
Dümmel: Nein, kann ich nicht. Was aber viel schlimmer ist: Wenn ich Produkte von uns im Markt sehe, räume ich auch immer die Regale auf. Das konnte ich früher, als die Menschen mein Gesicht noch nicht so kannten, problemlos machen. Heute muss ich mich immer umsehen, ob mich jemand dabei beobachtet und mich für verrückt hält. Ich kann aber an der Platzierung im Markt auch sehen, wie erfolgreich ein Produkt ist. Je breiter aufgestellt, desto besser. Aber Einkaufen dauert bei mir dadurch immer sehr lange.
Gibt es abseits der Kameras einen anderen Ralf Dümmel?
Dümmel: Nein. Ich will ja keine Rolle spielen, will mich nicht verstellen. Am Anfang der Sendung hat man mir gesagt, ich solle ein Coaching machen. Aber wer soll mir denn besser beibringen, Ralf Dümmel zu sein, als ich selbst?