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Rewe-Chef„Konzerne nutzen die Krise aus“

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Eine Person steht in einem Supermarkt.

Ein Supermarkt. (Symbolbild)

Globale Unternehmen versuchen während der Inflation, die Preise dauerhaft zu erhöhen.

Im Lebensmittelhandel droht Verbrauchern eine weitere Welle von Preiserhöhungen. „Wir haben allein in Deutschland als Rewe Group für das erste Quartal von Markenartiklern Preiserhöhungen im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro auf dem Tisch liegen“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque der Deutschen Presse-Agentur. Der Handelsriese werde aber nicht mitmachen. „Wir können und wollen die Preise nicht so stark erhöhen, wie die Industrie das fordert.“

Bereits im Jahr 2022 habe Rewe durch hartes Verhandeln die Umsetzung von mehr als der Hälfte der Preisforderungen der Hersteller verhindert. Im kommenden Jahr stünde bei Lebensmitteln nochmal eine Teuerung von fünf Prozent und mehr an, sagte Souque jetzt in einem Interview mit dem Spiegel. Das hänge auch damit zusammen, dass einige globale Konzerne, trotz Krise, mehr Geld sehen wollen. „Darunter sind auch solche, die ihren Investoren gerade zwischen 20 und 30 Prozent Gewinnmarge verkünden.“

Dadurch, dass Lebensmittel in Deutschland günstiger seien als anderswo, nutzten globale Unternehmen jetzt die Inflation, um diese Preislücke auszugleichen, so Souque. Das führe zu Konflikten und manchmal auch zu Regallücken durch Lieferstopps oder Auslistung. „Aber wenn wir einfach alles abgenickt hätten, was die Konzerne fordern, wären die Preiserhöhungen in unseren Läden doppelt so hoch wie sie jetzt sind - und sie sind schon hoch genug.“ 

Kunden kaufen eher in der unteren Preiskategorie

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Preise für Nahrungsmittel im November 2022 um 21,1 Prozent höher als im November 2021. Das wirke sich auch auf das Kaufverhalten der Menschen aus, die sonst höherwertige Produkte gekauft haben, sagt Souque. Die greifen jetzt eher zu Produkten der unteren Preiskategorie. „Ein Beispiel: der 2,5-Kilo-Sack Kartoffeln. Von den günstigsten haben wir in den vergangenen Monaten 69 Prozent mehr verkauft, von den teureren Bio- oder Regional-Kartoffeln sieben Prozent weniger.“

Rewe-Chef Souque verteidigte außerdem den Ausstieg als Sponsor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Zusammenhang mit dem Verbot der „One Love“-Binde bei der Weltmeisterschaft in Katar. Er habe kein Problem mit dem DFB, sein Problem sei die Entscheidung des Weltverbandes FIFA und von dessen Präsident Gianni Infantino. „Nur habe ich mit der FIFA keinen Vertrag, ich kann nur beim DFB-Sponsoring ein Zeichen setzen.“ (ebu/dpa)