Fünf Spar-MythenSo sparen Sie beim Einkauf wirklich Geld

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Auf der Jagd nach dem besten Schnäppchen übersehen viele Kunden, dass sie das angebotene Produkt eigentlich gar benötigen - und es nicht mal gekauft hätten, wenn es nicht im Angebot wäre.

Auf der Jagd nach dem besten Schnäppchen übersehen viele Kunden, dass sie das angebotene Produkt eigentlich gar benötigen - und es nicht mal gekauft hätten, wenn es nicht im Angebot wäre.

Schon wieder ist das Portmonee nach dem Einkaufen wie leergefegt - dabei wollte man doch eigentlich weniger ausgeben! Wer sein Geld wirklich zusamenhalten will, sollte die größten Spar-Mythen kennen. Sie verhindern nämlich, dass Verbraucher ihre Finanzen in den Griff bekommen.

1. Preisschilder verführen mich nicht.

Wir alle wissen, dass ein T-Shirt für 19,99 Euro eigentlich nicht 19 Euro kostet, sondern 20 Euro. Aber auf raffinierte Weise reagiert unser Gehirn auf Preise mit Endungen wie ,89 oder ,99 anders. Es scheint uns, dass wir hier beim Einkaufen Geld sparen können. US-Einzelhandelsexperte Mark Ellwood erklärt dies so: Uns wird suggeriert, der Produktpreis sei auf den Cent genau berechnet worden. Er entspricht also den Herstellungskosten - und ist demnach ein fairer Preis. In Wirklichkeit seien die Cent-Angaben reine Verkaufsstrategie, so Ellwood. Man spare also nicht unbedingt Geld.

Auch das kleine Wörtchen „Billiger“ ist ein Signalwort, dem sich unser Gehirn nur schwer entziehen kann. Das gilt genauso für große, farbige Plakate, die Preisreduktionen ankündigen - vor allem in Verbindung mit vermeintlichen Aktionstischen. Bleiben Sie bei solchen Angeboten besser skeptisch und vergleichen Sie auch hier die Preise.

2. Richtig sparen muss weh tun.

Sparen heißt Verzicht, und Verzicht ist in der Regel schmerzhaft. - Stimmt nicht, meint Finanzexpertin Hitha Prabhakar vom Sparportal Mint.com. Sie selbst habe ihr Ausgabe-Verhalten untersucht und festgestellt, was ihr täglicher Café-Besuch sie koste. Dabei kam Prabhakar zu dem Schluss, dass sie auf den leckeren Kaffee am Morgen und späten Nachmittag nicht verzichten will - der Coffee-to-go machte sie produktiver und die vielen Job-Meetings angenehmer. Also suchte Prabhakar nach anderen Bereichen, in denen sie sparen konnte - und verzichtet künftig auf teure Markenartikel, die sie durch deutlich günstigere Nachahmerprodukte ersetzt. So kann sie sich weiterhin den Kaffee gönnen.

3. Flatrates sind immer billiger.

Flatrates verlocken - ob im Restaurant, im Fitnessstudio oder beim Telefonieren. Aber viele Angebote sind schlicht zu teuer. Zum Beispiel beim „All-you-can-eat“-Buffet: Kaum jemand kann so viele Schnitzel oder Brötchen essen, um den Preis wieder rauszuholen. Und die Getränke werden häufig extra berechnet. Jahresverträge mit Sportstudios lohnen sich nur, wenn man konsequent zweimal pro Woche trainiert. Allerdings werden unzählige Verträge nie voll ausgenutzt, oft wäre eine 10er-Karte deutlich sinnvoller. Auch die Telefon-Flatrate ist bequem, doch sollte man das eigene Telefonierverhalten vor Abschluss genau unter die Lupe nehmen.

4. Sofortkauf auf Kredit macht glücklich.

Ein schöner Urlaub auf Pump, ein neuer Laptop dank Null-Prozent-Finanzierung: Wer sich mit geliehenem Geld etwas sofort leistet, wird damit weniger glücklich, als wenn er noch mit dem Konsum wartet. Die dicke Rechnung kommt schließlich immer zuletzt. Das haben US-Psychologin Elizabeth Dunn und Ökonom Michael Norton, Autoren des Buches „Happy Money: The New Science of Smarter Spending“ herausgefunden. Zahlen wir dagegen eine leckere Tafel Schokolade, ein Buch oder eine Reise im Voraus, kommen aber erst später in den Genuss des Errungenen, dann macht uns das viel zufriedener.

Zahlen des Bankenfachverbands zeigen, dass sogenannte Point-of-Sale-Finanzierungen, also direkt im Geschäft abgeschlossene Kreditverträge, bei Elektro- und Haushaltsgeräten, Möbeln sowie Küchen deutlich zugenommen haben. So stieg das Volumen von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 bis 2010 um 79 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. 2012 dürfte die Entwicklung konstant geblieben sein. In diesen Zahlen sind neben den Null-Prozent-Finanzierungen auch solche mit einem bestimmten Zinssatz enthalten.

Auch in den USA sind Null-Prozent-Finanzierungen an der Tagesordnung. So bietet etwa der landesweit größte Elektronikeinzelhändler Best Buy an, dass man sich bei Käufen ab 429 US-Dollar mit der kompletten Bezahlung bis zu anderthalb Jahre Zeit lassen kann. Überschreitet man den Termin jedoch, werden happige Strafzinsen von bis zu 30 Prozent fällig. Auch bei den Autohändlern prangen die „0 Prozent“-Schilder.

Wie rechnet sich eine Null-Prozent-Finanzierung für Händler und Banken? Verbraucherschützer nennen neben den vereinzelt aufgeschlagenen Gebühren noch einen weiteren Aspekt: Hinter den null Prozent verschwindet allzu rasch der zugrunde liegende Ausgangspreis für das Produkt. Im Vergleich zu anderen Anbietern kann dieser durchaus höher liegen.

Kreditangebote zum Nulltarif kommen aber nicht bei jedem gleichermaßen an: „Insbesondere ältere Menschen zeigen eine gewisse Zurückhaltung. Das ist einerseits auf eine gewisse Sparmentalität, aber andererseits auch auf den Grundsatz, nur das auszugeben, was man auch tatsächlich hat, zurückzuführen“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Markus Preißner.

Null-Prozent-Finanzierungen nehmen zwar bei der Preispräsentation im Laden einen immer größeren Raum ein. „Fraglich ist, ob der Verbraucher das wirklich immer so möchte. Es gibt natürlich auch viele Kunden, die ein Produkt gar nicht auf Kreditbasis kaufen möchten und durch eine derartige Präsentation eher abgeschreckt werden“, gibt Handelsexperte Preißner zu bedenken.

5. Mengenrabatte und Großpackungen lohnen sich.

„20 Prozent mehr Inhalt“, „Vorteilspackung“, „Drei zum Preis von Zwei“ - bei solchen Angeboten schlagen Verbraucher gerne zu. Doch oft lohnt sich das nicht, weil man die Menge gar nicht schafft und die Hälfte im Müll landet. Nachrechnen ist hier sinnvoll, denn nicht immer ist die große Packung günstiger als die kleine. Vergleichen Sie die Kilopreise und prüfen Sie genau, ob Sie die größere Menge tatsächlich verwenden können.

Auch die angebliche Verknappung einer Ware - mit Aufschriften wie „limitierte Edition“ oder „nur begrenzte Zeit im Sortiment“ - wirkt auf Verbraucher sehr verführerisch. Tipp: Bevor Sie zuschlagen, überlegen Sie bitte, ob Sie den Artikel wirklich brauchen - und ob es ihn anderswo nicht günstiger gibt. (gs)

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