Teure Energie, teure RestaurantsAuch der Gastronomie droht der Kollaps

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Berlin – Erst die Corona-Pandemie mit Betriebsschließungen, Abstands- und Zutrittsregelungen, jetzt die explodierenden Kosten bei Energie, Lebensmitteln und Personal: Das Gastgewerbe in Deutschland schlägt Alarm. Bei fast der Hälfte aller Betriebe in der Gastronomie und der Hotellerie sind die Energiekosten einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband) zufolge bereits auf mehr als zehn Prozent des Umsatzes gestiegen. Mehr als jeder dritte Betrieb (37,7 Prozent) sehe sich dabei in seiner Existenz bedroht. An der Umfrage nahmen laut Dehoga zwischen dem 31. August bis 4. September 3000 gastgewerbliche Betriebe teil.

Explodierende Kosten

Mehr als die Hälfte der Unternehmen berichten demnach von angekündigten Preissteigerungen bei Strom, die durchschnittlich 103,8 Prozent betragen. Bei 60,8 Prozent der Betriebe würden sich die Gaspreise um durchschnittlich 152,4 Prozent erhöhen. Teilweise wurden auch Erhöhungen von 400 bis 500 Prozent gemeldet, in Einzelfällen rechneten Betriebe sogar mit bis zu achtfachen Preissteigerungen, heißt es.

„Unsere Betriebe versuchen alles, die gewaltigen Kostenexplosionen in den Griff zu bekommen“, teilt der Dehoga Bundesverband auf Anfrage mit. So werde in erheblichen Umfang in Energiesparmaßnahmen investiert, Betriebsabläufe würden noch effizienter gestaltet, Angebote im Rahmen der Möglichkeiten optimiert und teilweise auch Öffnungszeiten reduziert.

Zumal die Betriebe ihre zusätzlichen Ausgaben nicht 1:1 auf Zimmer oder Speisen aufschlagen können. „Eine solche Vervielfachung der Energiekosten kann nicht über Preisanpassungen kompensiert werden, da auch die Gäste von der Inflation und insbesondere den steigenden Energiekosten betroffen sind“, so der Dehoga Bundesverband. Die Preise und das Angebot sorgfältig zu kalkulieren, sei darum derzeit eine große Herausforderung.

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„Wer ein Fünf-Sterne-Hotel führt, der wird die Preise in der jetzigen Situation eher anheben können, ohne Kunden zu verlieren, solange das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Das Wirtshaus hingegen muss sehr genau austarieren, bei welchem Produkt welche Steigerung möglich ist, und ab welchem Preis Stammgäste nicht mehr kommen“, heißt es.

Bislang sei die Nachfrage in vielen Betrieben zwar noch gut, auch wenn bei den Gästen teilweise bereits eine Zurückhaltung festzustellen sei. Allerdings seien für Insolvenzen und Betriebsaufgaben auch stets mehrere Faktoren verantwortlich. „Aber keine Frage: Die Lage zahlreicher Betriebe ist hochproblematisch“, so der Bundesverband. Nach 30 verlustreichen Pandemiemonaten hätten viele Betriebe keine Rücklagen mehr, dafür hohe Kreditverbindlichkeiten, „und ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht“. Viele Hotel- und Restaurantbetreiber blickten mit größter Sorge auf den Herbst.

Steuersenkung verlängern

„Wir erwarten, dass die Politik alles unternimmt, um die Energiesicherheit in Deutschland zu gewährleisten und die finanziellen Belastungen für die Betriebe einzudämmen – ob über Energiekostenzuschüsse, Energie-Hilfen oder eine sofortige Senkung der Energiesteuern“, so die Branchenvertreter. Ebenfalls entscheidend sei eine Verlängerung der von 19 auf 7 Prozent reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen im Restaurant, die zum Jahresende ausläuft. Ansonsten würden laut Dehoga viele Betriebe die Krise nicht überleben.

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