Laut einer Recherche ist die Zertifizierung des TÜV Rheinlands keine Garantie für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in Unternehmen.
IndonesienTÜV Rheinland zertifiziert umstrittene Unternehmen

Ein Hinweisschild einer Kfz-Prüfstelle des TÜV Rheinland steht neben der Unternehmenszentrale. (Symbolbild)
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Der TÜV Rheinland hat in mindestens 48 Fällen Zertifikate für Unternehmen in Indonesien ausgestellt, denen illegale Abholzung, Gewalt und Vertreibung indigener Gemeinden oder illegale Brandrodung vorgeworfen werden.
Dies zeigen Recherchen des ARD-Magazins „Reschke Fernsehen“ gemeinsam mit WDR, der Süddeutschen Zeitung und dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ). Mit einigen Unternehmen hat der TÜV die Zusammenarbeit inzwischen beendet, aktuell sind allerdings immer noch 24 Unternehmen zertifiziert.
TÜV Rheinland: Zertifikate für fragwürdige Unternehmen in Indonesien
Ein deutliches Beispiel ist das kleine Dorf Lubuk Mandarsah auf Sumatra, dessen Bewohner von der Firma PT Wirakarya Sakti (WKS) enteignet und vertrieben wurden, um Platz für Holzplantagen zu machen.
Schon seit Jahren gibt es deshalb Konflikte zwischen Dorfbewohnern und der Firma WKS. 2015 töteten WKS-Sicherheitskräfte einen 21-jährigen Dorfbewohner und Umweltaktivisten.
Nachhaltigkeit: Schwerwiegende Vorwürfe gegen TÜV Rheinland
Trotz dieser schwerwiegenden Vorwürfe hatte der TÜV Rheinland das Unternehmen als „nachhaltig“ zertifiziert. Auch aktuell attestiert der TÜV Rheinland dem Unternehmen noch die Einhaltung selbst gesteckter Umweltziele.
Reporter von „Reschke Fernsehen“ konnten vor Ort in Indonesien mit Dorfbewohnern sprechen. Frandody Taruna Negara, der Vorsitzende einer lokalen Bauernvereinigung, bezeichnet die Zertifikate als „einen Weg, um die Verbrechen dieser Unternehmen und deren Verkäufe auf dem Markt zu legitimieren“.
Zusammenarbeit mit 24 Unternehmen
Dies zeige, dass die Zertifizierung durch den TÜV Rheinland keine Garantie für die Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung von Unternehmen sei.
Auf Nachfrage teilte der TÜV Rheinland mit, man habe die geschäftlichen Beziehungen zu 24 Unternehmen unter anderem wegen ungelöster Konflikte vor Ort beendet. Zu den anderen 24 Unternehmen unterhalte man weiterhin Geschäftsbeziehungen und verfahre „gemäß dem vorgeschriebenen Prozess“, dieser sehe unter anderem „Berichte an die zuständigen Behörden“ vor.
Reschke Fernsehen: Journalismus und Entertainment
Die ganze Recherche am 02. März 2023 in Reschke Fernsehen unter dem Titel „Schmutzige TÜV-Deals: Schattenseiten deutscher Gründlichkeit“. Ab 18 Uhr in der ARD Mediathek und um 23.35 Uhr im Ersten.
In ihrer Recherche-Show „Reschke Fernsehen“ verbindet Anja Reschke Journalismus mit Entertainment. Sie widmet sich gesellschaftlich relevanten Themen, geht den Dingen auf den Grund und stellt die richtigen Fragen an die Verantwortlichen. Leidenschaftlich, mit Haltung und unterhaltsam. Spannende Einblicke mit Gesprächswert, überraschende Sichtweisen zum Lachen.