Rundschau-AltenhilfeAls sie selbst in Not war, bekam sie Hilfe

Lesezeit 4 Minuten
ARCHIV - Eine Mitarbeiterin geht am 14.12.2015 in die Beratungsstelle Sozialdienst katholischer Frauen in Hannover (Niedersachsen).

Wer sich um andere kümmert — hier als Betreuerin — bekommt dafür oft viel zurück.

Eine Betreuerin kümmerte sich lange um einen hilfsbedürftigen Mann — die Rundschau-Altenhilfe finanzierte nun den Umzug.

„Es gibt Menschen, die schauen nicht auf den persönlichen Vorteil, sondern die sehen, da ist Not und da muss ich helfen“. So beschreibt Anette Heider vom SKFM Oberberg einen Fall, in dem sie einen Antrag an die Rundschau-Altenhilfe stellte.

Es handelte sich um eine Frau, die sich jahrelang um einen Mann als gesetzliche Betreuerin gekümmert hatte. Und zwar ehrenamtlich und ohne mit ihm verwandt zu sein. „Er ist ihr so zugewachsen“, erklärt Heider. Schon die Eltern der Frau hatten sich um diesen Freund der Familie gekümmert. Sie führte die Aufgabe wie selbstverständlich fort.

Gesetzliche Betreuer werden vom Gericht dazu bestellt, für kranke oder behinderte Menschen die Fürsorge in verschiedenen Bereichen zu übernehmen: Je nach Auftrag vertreten sie die Person gegenüber Ämtern und Behörden, regeln Wohnungsangelegenheiten, kümmern sich um die Finanzen und um     medizinische Belange. Und oft auch alles zusammen.

Unterstützung vom SKFM

Um mit dieser Aufgabe nicht ganz allein zu sein, wandte sich die Frau an den Betreuungsverein des Sozialdiensts katholischer Frauen und Männer in Oberberg. So lernte Anette Heider sie kennen: „Sie hatte Fragen zur Betreuung und hat sich uns angeschlossen.“

Das war vor vielen Jahren. Mittlerweile ist der betreute Mann verstorben. Und seine Betreuerin braucht selber Hilfe.

Denn sie war körperlich und psychisch erkrankt und konnte kaum noch die Wohnung verlassen. Da erinnerte sie sich an den SKFM, in dessen Betreuungsverein sie damals Unterstützung gefunden hatte.

„Das ist etwas, dass wir total oft erleben“, sagt Anette Heider. Die Ehrenamlichen, die sich lange für andere Menschen engagiert haben. kommen irgendwann selbst in Not, „und sei es, dass sie nur alt werden“. Dann möchte der SKFM „sie nicht im Regen stehen lassen“. Denn diese Botschaft ist der Sozialarbeiterin wichtig: „Sich um andere zu kümmern, macht auch das eigene Leben reicher.“

Die Frau, die sich jahrelang selbstlos um jemand anderen gesorgt hatte, sollte nun etwas zurückbekommen. Der SKFM besorgte eine Schülerin, die einkaufen ging, und unterstützte die Frau auf vielfältige Weise im Alltag. Als sie gerne wieder zurück in ihre Heimat ziehen wollte, wo der Bruder sich um sie kümmern konnte, besorgte Anette Heider günstige Konditionen bei einem Umzugsunternehmen.

Aber selbst diese hätte die Frau, die von einer geringen Rente lebt, nicht zahlen können. „Manchmal ist trotz aller Netzwerkerei doch Geld nötig“, sagt Heider.

Und hier kommt die Altenhilfe ins Spiel: Anette Heider beantragte bei der Rundschau-Altenhilfe einen Zuschuss für den Umzug. Die Frau sei weder körperlich noch psychisch in der Lage, selbst zu packen und die Wohnung zu räumen. Aber sie habe auch nicht die finanziellen Mittel für das Umzugsunternehmen. DIE GUTE TAT war schnell überzeugt, dass hier großzügig geholfen werden sollte.

„Das war eine gute Sache“, sagt Heider heute, „es war total klasse, dass Sie helfen konnten“. Die Frau lebt gut versorgt in ihrer Heimat. Und es hat sich gezeigt, was Heider für selbstverständlich hält: „Wenn wir uns für andere einsetzen, kommt wieder etwas zu uns zurück.“


Gesetzliche Betreuung als Ehrenamt: Vereine helfen

Wer hilfsbedürftig ist und nicht in der Lage, sich um seine eigenen rechtlichen, gesundheitlichen oder finanziellen Angelegenheiten zu kümmern, bekommt eine gesetzliche Betreuung.

Drei Säulen: Die gesetzliche Betreuung ruht in Deutschland auf drei Säulen: Es gibt selbstständige Berufsbetreuer, es gibt Betreuungsvereine und es gibt viele Menschen, die diese Aufgabe ehrenamtlich übernehmen. Das sind zum Beispiel Mütter mit behinderten Kindern, die auch nach deren Volljährigkeit weiter ihre Angelegenheiten regeln. Nach dem Tod der Eltern übernehmen häufig Geschwister die gesetzliche Betreuung des Familienmitglieds. Und wird ein Ehepartner dement, wird meist der gesunde Partner zum gesetzlichen Betreuer.

Ehrenamt: Es gibt aber auch Menschen, die nach einem Ehrenamt suchen und es in der gesetzlichen Betreuung finden. Dabei geht es nicht darum, über den Kopf des Betreuten hinweg zu entscheiden, sondern seinen Wunsch und Willen zu berücksichtigen und umzusetzen. Betreuungsvereine helfen dabei. Deren Mitarbeiter übernehmen einerseits selbst die gesetzliche Betreung von Menschen, Andererseits gehört zu ihren Aufgaben die Schulung der ehrenamtlichen gesetzlichen Betreuer. Seit der Reform des Betreuungsgesetzes vom 1.1.2023 müssen ehrenamtliche Betreuer ohne familiäre Verbindung zum Betreuten an einen Verein angeschlossen sein.

Betreuungsvereine: Verschiedene Wohlfahrtsorganisationen führen Betreuungsvereine. In Köln sind das zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt, der Sozialdienst katholischer Frauen und der Sozialdienst katholischer Männer. Auch die Caritas bietet in vielen Orten Hilfe durch einen Betreuungsverein.

Rundschau abonnieren