Spielen, Malen, Zeitunglesen - das und noch viel mehr machen die Bewohner einer Kölner Demenz-WG mit dem neuen Care-Table. Die Altenhilfe macht's möglich.
AltenhilfeFröhliche Momente in der Demenz-WG
„Kartoffeln, Quark, Zwiebeln!“ Wie aus der Pistole geschossen nennt Rosemie die Zutaten für Pellkartoffeln mit Kräuterquark. Sie gestikuliert mit den Händen und sagt bestimmt: „So hab ich das jedenfalls immer gemacht.“
Maggie Sachs ist beeindruckt. Ihr Pflegedienst „Medden em Levve“ betreut die Bewohnerinnen und Bewohner der Demenz-WGs am Barbarossaplatz. „Wenn man die Rosemie nicht aktivieren würde, säße sie den ganzen Tag still auf einem Stuhl“, erklärt sie. Umso dankbarer ist sie, durch eine umfangreiche Spende der Rundschau-Altenhilfe schon jetzt die 22 Männer und Frauen auf neue Art und Weise aus der Lethargie holen zu können: „Ohne die Unterstützung hätten wir ihn uns erst viel später leisten können.“
Demenz-WG am Barbarossaplatz
Der Care-Table bietet solch eine Vielzahl an Möglichkeiten, dass sich für jeden der Bewohner das Richtige finden lässt. Didi zum Beispiel ließt daran gerne seine Zeitung. Auch die Mediatheken von ARD und ZDF sind über den Care-Table verfügbar. „Freitag haben wir zusammen einen Tatort aus den 70ern geschaut“, erzählt Maggie Sachs, „das war ein Spaß!“
Der Care-Table lässt sich auch als Spieltisch nutzen. Dann wird der Bildschirm in die Horizontale gebracht und zur Tischplatte gemacht. Daran spielen Lilo und Rosemie mit Maggie Sachs und Tanja Renner vom Verein „Dabei sein“ jetzt „Mensch ärgere dich nicht“. „Dabei sein e.V.“ hat die beiden Etagen in einem ehemaligen Bürogebäude am Barbarossaplatz für die Demenz-WG angemietet. Die Männer und Frauen wohnen dort und werden vom Pflegedienst versorgt. Obwohl das rund um die Uhr geschieht, wird es als ambulante Pflege abgerechnet - so ist das Prinzip einer Pflege-WG.
Die Aufmerksamkeitsspanne von Menschen mit fortgeschrittener Demenz ist gering. Wenn sie nicht mehr interessiert sind, stehen sie auf und gehen. Umso erstaunlicher ist es für Maggie Sachs und Tanja Renner, wie lange Lilo und Rosemie schon mitmachen. Lilo drückt jetzt fasziniert die Tasten, die der Care-Table ihr auf einer Tastatur anzeigt. „Alle Vögel sind schon da“ soll dabei herauskommen. Beim Spiel „Fang den Frosch“ ist Rosemie wieder in ihrem Element: Immer schneller tippt sie auf die Frösche, die auf dem Spielfeld erscheinen.
Demenz verleitet zum Stillsitzen
„Es gibt Spiele, die die Auge-Hand-Koordination trainieren“, erklärt Maggie Sachs, „aber auch welche, die die Menschen überhaupt in Bewegung bringen sollen“. Denn die Demenz verleitet zum Stillsitzen, so dass Muskeln, zum Beispiel im Bereich der Schultern, verkümmern. Yoga und Hockergymnastik - auch das bietet der Care-Table.
Er kann jedoch eines nicht: die persönliche Betreuung durch Pflegekräfte ersetzen. „Bei 95 Prozent unserer Bewohner muss die Aktivierung durch den Menschen erfolgen“, sagt Maggie Sachs. Von alleine würden sie die Angebote des Gerätes nicht nutzen. Und auch währenddessen müssen sie betreut werden. Aber der Care-Table hilft den Pflegekräften, die Bewohnerinnen und Bewohner zu beschäftigen. „Und das ist das Allerwichtigste, denn die Leute haben Langeweile.“