Im Haus Altenberg probte eine Gruppe der Diakonie Köln ihr Theaterstück „Die Himmelsrichtungen sind weiblich“ - mit Unterstützung der Altenhilfe.
„Wir Frauen sind stark“Theaterprojekt mit Unterstützung der Altenhilfe

Frauen proben ihr selbst entwickeltes Theaterstück in Haus Altenberg. Ein Projekt der Diakonie Köln, unterstützt von der Rundschau-Altenhilfe.
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„Ich bin Sinti“, tönt es aus der Box im Seminarraum, zum Song „Geuner“ von Sido tanzen drei Frauen, die vierte singt ansatzweise mit und unterstreicht die Worte mit eindrucksvollen Gesten. Sie ist Sinti, 70 Jahre alt und Hip-Hop-Fan. Seit März entwickeln Maranda und sechs andere Frauen ihr eigenes Theaterstück - unter der Leitung von Franziska Schneeberger.
„Wir haben damals bei Null angefangen“, erzählt die während des Probenwochenendes in Haus Altenberg am Altenberger Dom. „Und dass wir jetzt ein ganzes Textbuch haben, das ist für mich schon etwas ganz Besonderes. “Stolz schwingt mit, wenn sie über die Frauen spricht, die sich fürs Theater ganz neu zusammengefunden haben. Sie kommen aus den Gruppen, die sich im Raum B. treffen, dem interkulturellen Begegnungszentrum der Diakonie in Köln-Buchheim. Nach Werbung für das Theaterprojekt meldeten sich drei russisch-sprachige Frauen, drei aus dem Iran und Maranda.
„Für mich ist alles interessant, was neu ist“, sagt die 74-jährige Valentina. Sie habe 24 Jahre in Deutschland gearbeitet, sei voll integriert und jetzt Rentnerin. „Eine Rolle zu spielen, hat mich schon immer interessiert.“ Welche Rolle sie sich ausgesucht hat? „Ich spiele einen egoistischen Mann“, sagt sie und drückt etwas die Brust heraus, „einen Mann, der seine eigenen Interessen durchsetzt“. Denn sie habe schon oft in ihrem Leben gedacht: „Wäre ich als Mann geboren, hätte ich es leichter gehabt.“
Die Älteste in der Runde ist auch die Fitteste
Eine Erfahrung, die die Frauen zwischen 63 und 82 Jahren unabhängig von ihrer Herkunft teilen. Das zeigt eine weitere Szene, in der sie pantomimisch zum 70er-Jahre-Schlager „Das bisschen Haushalt“ darstellen, was sie am Tag alles an Arbeit haben, selbst wenn sie nur mit dem Haushalt beschäftigt sind. Lustig, aber auch etwas bitter, wenn Awat am Anfang sagt: „Ich habe meinen Mann geliebt - aber ohne ihn ist das Leben einfacher.“

In der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg am Altenberger Dom verbrachten die Frauen ein intensives Probenwochenende.
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Sie sind eine bunte Mischung, die Frauen im Theaterprojekt. Nicht alle können lesen und schreiben - „aber sich dafür umso besser den Text merken“, sagt Franziska Schneeberger. Nicht alle können sich das Probenwochenende aus eigenen Mitteln leisten. Aber alle bringen ihre persönlichen Stärken mit auf die Bühne: Mary spielt Santor, ein traditionelles iranisches Instrument; Lidia trägt ein russisches Gedicht vor, Maranda hat Bühnenerfahrung. Und die Älteste in der Runde, eine 82-Jährige, die ebenfalls Valentina heißt, ist nach einhelliger Meinung „sowieso die Fitteste“.
Lernen, mit dem Körper zu arbeiten
Weshalb sie auch locker und lässig beim Hip Hop mitmacht: „Ich bekomme Energie hier.“ Mit dem Körper arbeiten, das haben sie gelernt beim Theaterprojekt, sie haben gesungen, getanzt und vor allem: geredet. Über gemeinsame Erfahrungen, nicht nur als Frau, sondern auch als Zuwanderinnen. „Es war schlimm, wie manche Menschen mit uns umgegangen sind“, sagt Maranda, „wir haben harte Zeiten erlebt“. Und das Thema Heimat spielt auch eine Rolle, die Erinnerungen an Orte, die verloren sind. „Aber auch Krieg, Liebe, Geborgenheit in der Familie - das ganze Leben“, sagt Franziska Schneeberger.
Die Schauspielerin und Theaterpädagogin hat bisher hauptsächlich mit Jugendlichen gearbeitet. „Aber mein Traum war es, mit alten Menschen Theater zu machen.“ Das interessiert Valentina. „Was ist anders?“, fragt sie. Franziska denkt nach. „Die Jugendlichen haben weniger Ideen. Und noch keine Lebenserfahrung. Überlegt mal, wie oft wir allein über eure Leben gesprochen haben.“
Und das hat den Frauen gut getan. „Alles kommt hier in Bewegung, die Körper, die Seelen,“ sagt die jüngere Valentina, „mir gefällt es hier, weil alle so nett sind“. Die 75-jährige Lidia ergänzt: „Es war gut, Menschen aus verschiedenen Kulturen kennenzulernen. Man lebt nebeneinander, aber jetzt ist es ganz was anderes: Wir sind zusammengewachsen.“
Daran hat auch das intensive Probenwochenende, das die Frauen mit Unterstützung der Altenhilfe in Haus Altenberg verbringen konnten, seinen Anteil. Am 2. November wird ihr Stück „Die Himmelsrichtungen sind weiblich“ nun aufgeführt - aber „die Aufführung ist nicht das Wichtigste“, sagt Franziska Schneeberger. „Wichtig ist, dass wir über eine so lange Zeit miteinander gearbeitet haben.“ Und dass sie dabei eines gemerkt haben, wie Maranda sagt: „Wir Frauen sind stark.“
Die Himmelsrichtungen sind weiblich, Sonntag, 2. November 2025, 16 Uhr, Nachbarschafts- und Kulturzentrum Et Kapellche e.V., Holsteinstr. 1, 51065 Köln. Aufgrund begrenzter Platzzahl wird um Reservierung gebeten unter raum-b@diakonie-koeln.de
