Der 23-jährige Schlussmann von Rot-Weiss Köln lässt bei der Abstimmung den Argentinier Tomas Santiago und den Engländer James Mazarelo hinter sich.
Auszeichnung für Kölner KeeperJean Danneberg ist der jüngste Welttorhüter der Hockey-Geschichte

Für EM-Held Jean-Paul Danneberg gibt es nach der Goldmedaille und dem Silberpokal die nächste Auszeichnung.
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Manche Kindheitsträume werden nie wahr, andere erfüllen sich schon mit Anfang 20. Jean-Paul Danneberg ist zum jüngsten Welttorhüter der Hockey-Geschichte gekürt worden. Wenige Tage nach seinem 23. Geburtstag. „Aller guten Dinge sind eben drei“, sagt die Nummer eins des KTHC Rot-Weiss Köln angesichts der Tatsache, dass er schon 2023 und 2024 zur Wahl gestanden hatte. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, denn jetzt kann ich diesen Meilenstein von meiner Bucket-Liste streichen.“
Trotzdem soll der Award kein Once-in-a-Lifetime-Preis bleiben: „Mein Ansporn ist es nicht nur, der Beste zu sein. Ich will der Beste bleiben.“ Ganz wie sein Fußballidol Manuel Neuer, der fünfmal Welttorhüter wurde. Eines hat Danneberg dem Keeper des FC Bayern München allerdings voraus, denn Neuer erhielt seine erste Auszeichnung „erst“ mit 27.
Mein Ansporn ist es nicht nur, der Beste zu sein. Ich will der Beste bleiben
Von seinem persönlichen „Ritterschlag“ erfuhr Danneberg durch seinen RW-Teamkollegen Christopher Rühr. Der Nationalstürmer wusste als Erster über das Voting-Ergebnis Bescheid – und kostete den Moment aus: Zum Auftakt des DHB-Lehrgangs in Südafrika würdigte er Dannebergs Leistungen mit einer Laudatio, um mit einer vermeintlich schlechten Wahl-Nachricht zu schließen. „Leider hat es am Ende nicht gereicht“, sagte Rühr und ergänzte nach einer quälend langen Pause: „Für die anderen beiden Torhüter.“
Damit meinte er Tomas Santiago (Argentinien) und James Mazarelo (England), die neben Danneberg von einem Gremium des Hockey-Weltverbands IHF nominiert worden waren. Die besagte Expertengruppe (Stimmgewichtung: 55 Prozent), Fans (15), Medienvertreter (15) sowie Nationaltrainer und Kapitäne der jeweiligen Verbände (15) votierten letztlich für Danneberg. Für jenen Spieler, der im EM-Finale gegen die Niederlande mit zwei parierten Penaltys zum Helden avanciert war.
Jean ist nicht nur ein unfassbarer Torhüter, sondern ein hart arbeitender Perfektionist. Er wird hungrig bleiben und noch häufig im Spotlight stehen
Für RW-Chefcoach Pasha Gademann kam die Auszeichnung „nicht überraschend. Jean ist nicht nur ein unfassbarer Torhüter, sondern ein hart arbeitender Perfektionist. Er wird hungrig bleiben und noch häufig im Spotlight stehen.“ Vielleicht auch in der Hockey India League, wo er im Januar zum ersten Mal mitmischen wird. Während seine Teamkollegen der Bundesliga-Hallensaison entgegenfiebern (siehe Infokasten), steht der amtierende Welt- und Europameister im Hockey-verrückten Indien zwischen den Pfosten.
„Auch damit geht ein Traum in Erfüllung“, betont Danneberg. Dank des gut dreiwöchigen Engagements für die Hyderabad Toofans bleibt ihm eine Feldhockey-Zwangspause erspart. Der überwiegend aus einheimischen Akteuren bestehende Kader sollte eigentlich mit einem weiteren deutschen Nationalspieler garniert werden, doch Gonzalo Peillat zog sich unlängst einen Kreuzbandriss zu. Dafür darf sich Danneberg auf ein bekanntes Gesicht an der Seitenlinie freuen, denn wie schon im Vorjahr coacht Gademan die Toofans.
Auch die RW-Akteure Rühr und Tom Grambusch stürzen sich ins HIL-Abenteuer; sie laufen gemeinsam für den Titelverteidiger Shrachi Rarh Bengal Tigers auf. Der Ex-Kölner Thies Prinz geht für den Klub HIL Governing Council auf Torejagd, der sich bei der traditionellen Auktion im September die Dienste des Stürmers sicherte. Wenn auch nicht annähernd für die Rekordsumme (106.000 US-Dollar), die die Kalinga Lancers 2017 für Moritz Fürste hinblätterten. Die Zeiten, in denen Importspielern das große Geld winkte, sind vorbei.
In sportlicher Hinsicht spricht Danneberg trotzdem von einem „Sechser im Lotto. Alle zwei Tage erwartet uns ein Topspiel vor großartiger Kulisse. Es wird nicht nur extrem heiß, sondern auch sehr laut.“ Auch nach der „Blitzsaison“ in Indien wird Dannebergs Bucket-Liste noch nicht vollständig abgearbeitet sein. „Jeder Hockeyspieler träumt vom Olympia-Gold“, sagt er. In Paris war er ganz nah dran, als die DHB-Auswahl im Finale den Niederlanden im Shoot-out unterlag. Nicht auszuschließen, dass sich Danneberg 2028 in Los Angeles auch seinen letzten Kindheitstraum erfüllt.
Die Hockeyspieler des KTHC Rot-Weiss Köln starten mit der Partie in Krefeld (Sa., 15 Uhr) in die Hallen-Bundesligasaison. In der West-Staffel trifft das von Paul Koch und Wolfgang Kluth betreute Team auf insgesamt fünf Rivalen, wobei man das Jahr mit dem Duell am 17. Dezember bei BW Köln beschließt. Der Stadtrivale tritt zum Auftakt beim Aufsteiger DSD Düsseldorf an (So., 12 Uhr).

